Nationaler Wettbewerb

Sie soll die Luzerner Kochtruppe zum Sieg führen

Karina Weber ist in den letzten Zügen ihrer Ausbildung zur Köchin. An Schweizer Wettbewerben stellt sie ihr Können unter Beweis. (Bild: cbu)

Karina Weber lebt für die Gastronomie – und den Wettkampf. Die 19-Jährige aus Langenthal tritt mit ihrem Luzerner Team bei «Gastro Elite» an.

Die Gastronomie sucht händeringend nach Nachwuchstalenten. Gerade junge Menschen konnten sich in den vergangenen Jahren immer weniger für Berufe wie Köchin, Servicefachmann oder Hotelier begeistern. Die Branche geht das Problem derzeit mit verschiedenen Massnahmen an (zentralplus berichtete). Aber es gibt sie durchaus, jene jungen Menschen, die sich für den Weg in dieses Berufsfeld wagen.

Etwa, weil ihr Herz für die Gastronomie schlägt oder ihnen das Flair buchstäblich in die Wiege gelegt wurde. Manchmal auch eine Kombination aus beiden. So geht es etwa Karina Weber. Die 19-jährige Bernerin aus Langenthal kennt die Branche von klein auf. «Meine Mutter war Köchin und mein Vater Bäcker-Konditor», erzählt sie. Dass es sie also später selbst in diese Richtung zieht, war schnell klar. Obwohl ihr Süssspeisen besonders liegen, entschied sich Karina Weber für eine Ausbildung zur Köchin.

Kein Beruf für Faule

Diese begann sie 2022 in den Gastrobetrieben der Luzerner Psychiatrie St. Urban. Läuft alles rund, schliesst sie diesen Sommer ab. Ein gemütlicher Sonntagsspaziergang sei die Ausbildung nicht. Zu beschönigen gibt es kaum etwas: Weber ist sich der Herausforderungen mit den Arbeitszeiten und dem gegenwärtigen Personalmangel bewusst. «Man muss ein sehr belastbarer Mensch sein», sagt sie. «Es gibt viele stressige Situationen, in denen man unter Druck abliefern muss.» In ihrem Kollegenumfeld käme hin und wieder schon die Frage auf, warum sie sich diesen Job «antue», aber Köchin zu sein, sei schon ein «Flex», wie Weber sagt. Also etwas, womit man sich profilieren kann.

Könne man sich allerdings mit den Herausforderungen arrangieren, sei Koch ein Beruf, der – im positiven Sinne –keine Grenzen kenne. «Das Handwerk, die Kreativität und die Möglichkeit, überall auf der Welt arbeiten zu können, das ist unschlagbar.» Und letztlich auch der Punkt, der für Weber überwiegt. Bei normalen Bürojobs würde sie wohl zeitnah wahnsinnig werden. «Ich habe mir noch nie überlegt, etwas anderes zu arbeiten. Das ist mein Job und den will ich machen.» Auch wenn es ihr privat manchmal schwerfällt, die «Berufsköchin» abzuschalten. «Gerade in Restaurants sehe ich manchmal Dinge, die ich anders machen würde», sagt sie und lacht.

Luzerner Team kämpft in St. Gallen um den Sieg

Ihr Durchhaltewillen, Können und ihre Ambitionen bleiben nicht unbemerkt. Aktuell ist Weber eine von 15 Schülerinnen der Luzerner Talentklasse und gehört damit zu den besten Lernenden des Kantons. Und aus jenen Reihen rekrutiert der Luzerner Verband «Cercle des Chefs de Cuisine» (CCCL) jeweils eine Truppe aus Jungtalenten, die an nationalen und internationalen Wettbewerben mitmachen. «Unsere Klasse wurde angefragt, ob wir am ‹Gastro Elite› teilnehmen möchten», sagt Weber.

Der «Gastro Elite» ist ein Wettbewerb, der 2018 erstmals in St. Gallen durchgeführt wurde. Dabei treten verschiedene junge Kochteams unter bestimmten Vorgaben gegeneinander an. Weber meldet sich – und wird zur Mannschaftskapitänin erkoren. Mit ihr kämpfen noch vier andere junge Talente aus dem Kanton um den ersten Platz in St. Gallen: Milos Joksimovic vom Park Hotel Vitznau, Tim Jenni und Nils von Gunten vom Hotel Balm in Meggen und Michèle Bucher vom Hotel Wilden Mann in der Stadt Luzern.

Wer kocht das beste Gulasch?

Als etwas «Besseres» sieht sie sich wegen ihrer Funktion als Mannschaftskapitänin nicht. «Wir sind alle etwa gleich alt und jeder hat seine Stärken und Schwächen», sagt sie. Und die gelte es beim Wettbewerb geschickt einzusetzen.

Beim «Gastro Elite» müssen alle Teams einen Dreigänger, bestehend aus Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch, für 70 Leute kochen. Das Menü ist fix, auf der diesjährigen Karte stehen Gerichte wie Lothringer Käsekuchen, Wiener Kalbsrahmgulasch und Vanilleglace mit Brownies. Damit alle im Team noch ihre persönliche Note einfliessen lassen können, dürfen sie einzelne zusätzliche Zutaten aus einem Korb auswählen. Karina Weber ist für den Nachtisch zuständig – und übt schon zuhause fleissig.

Weber im Wettbewerbsmodus

Am Sonntag, 13. April, gilt es dann ernst. Dann tritt die Luzerner Truppe unter dem Namen «We don’t cry – we fry» in den Olma-Messehallen gegen die anderen Schweizer Teams an. Weber blickt dem Anlass entspannt entgegen. Noch. «Die Nervosität kommt dann, wenn ich vor Ort die Kochjacke anziehe.»

Ausserdem ist es nicht Webers erstes Wettbewerb-Rodeo. Die 19-Jährige hat im vergangenen Herbst beim Creative Tartelettes Contest (CTC) der Bäckerei Hug teilgenommen und den dritten Platz belegt. «Da war ich alleine. In St. Gallen treten wir als Team an, das beruhigt mich ein wenig.»

Karina Weber beim CTC 2024 der Bäckerei Hug. (Bild: zvg / Hug CTC 2024)

Bevor es nach St. Gallen geht, gibt es noch eine Generalprobe. Am Montag, 10. März, bekochen Weber und das restliche Luzerner Team an die 70 Gäste am Jahresessen der CCCL. Der «Cercle des Chefs de Cuisine» ist eine über 100 Jahre alte Vereinigung, die aus rund 170 aktiven und pensionierten Küchenchefs und Vertretungen von Gastro-Zulieferfirmen aus der ganzen Zentralschweiz besteht. Eine Gemeinschaft, der Karina Weber später gerne auch angehören möchte.

Egal, wie «ihr» Team in St. Gallen abschneidet, für die junge Köchin ist klar, dass sie auch künftig kompetitiv unterwegs sein möchte. «Ich habe mich auch bereits für die Berufsmeisterschaften Swiss Skills als Wettbewerbsköchin beworben.» Für ihre Zukunft hat sie schon eine klare Vorstellung: «Später als Chef de Patissier in einem renommierten Restaurant arbeiten, wäre toll.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Karina Weber, Köchin
  • Telefongespräch mit Marco Steiner, Präsident CCCL
  • Website Gastro Elite
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