Als zentralplus Sabrina Görner und Andy Moser in der Bar «Bruch Brothers» beim Kasernenplatz in Luzern trifft, könnte es ein normaler Nachmittag sein. Sieht man vom Fasnachtstrubel jenseits der Scheibe einmal ab. Aber heute ist etwas anders, denn Görner und Moser räumen auf, nicht etwa das Feierchaos vom Wochenende, sondern sie verstauen ihre persönlichen Gegenstände in blaue Ikea-Taschen. «Krass, was sich in der Zeit alles angesammelt hat», sagt Andy Moser und lacht.
Bald kommt es zur Schlüsselübergabe und Görner und Moser schlagen ein neues Kapitel in ihrem Leben auf. Wie es auch die «Bruch Brothers» Bar tun wird. Eine perfekte Gelegenheit also, noch einmal mit dem Bar-Duo zurückzuschauen.
Die «Bruch»-Geschichte begann für beide unterschiedlich. Für Andy Moser als Stammgast. «Ich bin ab 2010 regelmässig hier als Gast ein- und ausgegangen», erinnert sich der 34-Jährige. Bis er auf die andere Seite des Bartresens wechselte, dauerte es aber fast weitere 13 Jahre. «Sie suchten damals eine Aushilfe und ich habe meine Hilfe angeboten. Danach ging es schnell und bald schon kümmerte sich der gelernte IT-Programmierer um die Bar, Technik und das Buchen von Bands für die Livekonzerte, für welche die Bar bekannt ist.
Sabrina Görner (30) amtet hingegen seit ihrer Volljährigkeit in der Luzerner Barszene. Erst in der «Bar 59», dann mit weiteren Stationen im «Bourbaki» und der «Haifish»-Bar. Elias Fuchs, der zusammen mit Simon Märki hinter dem «Bruch Brothers» steht, kannte sie aus ihrer «Bar 59»-Zeit als guten Kollegen und übernahm nach ihm im Sommer 2023 die Geschäftsleitung. Nebst administrativen Angelegenheiten teilte sie sich mit Andy aber auch den Dienst hinter dem Bartresen.
Das Luzerner Nachtleben im Wandel
Für Görner und Moser ist die Bar am Eingang der Baselstrasse ein gemütlicher Treffpunkt für die alternative Musikszene. Das sieht man dem Lokal auch an. Unzählige LPs dekorieren die Decke und die Lüftungsrohre, das hölzerne Mobiliar hat genug für zwei Menschenleben erlebt.
In ihrer Zeit im «Bruch Brothers» haben sie «weit über 100 Konzerte» im Haus gehabt, wie Moser stolz sagt. Die meisten davon kleine und aufsteigende Bands. Aus einem guten Grund: «Es gibt in Luzern nicht mehr viele Orte, wo unbekannte Bands Bühnenerfahrungen sammeln können.»
Allgemein habe sich das Luzerner Nachtleben in den vergangenen Jahren stark verändert, finden die beiden. Viele beliebte Clubs und Bars sind eingegangen, die feiernde Meute zieht es an andere Orte. «Das Nachtleben ist mit unserer Generation älter geworden», sagt Andy Moser. Das jüngere Publikum bleibe grösstenteils aus, die Nachfrage sinke. Ein Verhalten, das der Clubszene allgemein Kopfzerbrechen bereite (zentralplus berichtete).
«Früher waren die Lokale gerade an Wochenenden fast immer pumpenvoll», erinnert sich Görner. «Heute ist das Publikum unberechenbarer.» Manchmal sei an Wochenendtagen kaum etwas los, dafür sei die Hütte an einem normalen Wochentag überraschend voll. Andy Moser geht davon aus, dass sich die Szene in den kommenden Jahren stark verändern werde. «Und das ist nicht negativ gemeint», fügt er hinzu.
«Bruch»-Duo geht getrennte Wege
Warum also der Schlussstrich? «Ich habe ein Jobangebot bekommen, dass ich nicht ausschlagen konnte», sagt Andy Moser. Für ihn geht es zurück in die IT. An eine Stelle, bei der er weiterhin viel mit Menschen zu tun hat. «Und das ist gut so, denn ich brauche das», sagt er gut gelaunt.
Da Sabrina Görner nicht alleine weitermachen wollte, nutzt sie die Gelegenheit, um einen Traum zu realisieren, den sie seit rund vier Jahren hegt. «Ich gönne mir eine Auszeit», erklärt sie. «Das sage ich schon seit Jahren und jetzt mache ich es endlich.» Wie es danach für sie weitergeht, weiss sie selbst noch nicht. «Ich bin damals als 18-Jährige per Zufall in die Gastronomie gekommen. Mal schauen, ob es in der Gastro weitergeht oder ob wieder der Zufall entscheidet.»
Das «Bruch Brothers» bleibt – vorerst
Ihre Abschiedsparty haben Sabrina Görner und Andy Moser bereits hinter sich. Was bis zur Schlüsselübergabe bleibt, ist auch etwas Wehmut. «Es war ein unglaubliches Privileg, so viele tolle Musikschaffende im Haus zu haben.» Viele davon würden auf seiner privaten Playlist mittlerweile auf Rotation laufen. Görner kann «das Beste am Barbetrieb» mitnehmen. Nein, damit meint sie nicht den Bartresen, die Bühne oder die Flaschenwand, sondern: «Die Freundschaften, die wir hier gemacht haben.»
Auch wenn Görner, Moser und die «Bruch Brothers» Bar getrennte Wege gehen, bleibt das Lokal nicht geschlossen. Mitte März finden bereits die nächsten Konzerte statt. Die Tage des Hauses sind dennoch gezählt. Seit über zehn Jahren wissen Anwohnerinnen, Barbetreiber und Gewerblerinnen, dass die Häuserzeile mit den Hausnummern 1 bis 7 dem Erdboden gleichgemacht wird. Irgendwann (zentralplus berichtete).
Arbeitet seit 2020 bei zentralplus und betreut den Bereich Gastronomie.
In Luzern und Zug aufgewachsen und schon seit bald 20 Jahren als Texter und Autor unterwegs. Steht privat gerne am Herd und war während mehreren Jahren als Assistenz einer Luzerner Störköchin tätig.