Einsprachen gegen Terrassenprojekt in Oberwil

Pächter des Zunfthaus Kreuz eckt an – und lanciert Petition

Das Zunfthaus Kreuz mit seiner Terrasse am Zugersee.

(Bild: PD)

Ein Zuger Pächter zeigt sich innovativ. Er veranstaltet schöne Events und sorgt dafür, dass das Zunfthaus Kreuz in Oberwil zu einem angenehmen Ort wird. Bloss: Er tut dies ziemlich unorthodox und nicht immer im Rahmen des Gesetzes.

Cristian Hollatz ist in Zug – und insbesondere in Oberwil – kein Unbekannter. Für die einen ist er ein toller, innovativer Gastgeber, der schöne Events organisiert und gutes Essen serviert. Anderen ist das Treiben des gebürtigen Bündners ein Dorn im Auge (zentralplus berichtete).

Hollatz wirkte zwischen 2017 und 2020 als Pächter im Restaurant Rigiblick, seit 2018 wirkt er auch im Zunfthaus Kreuz, welches davor vom EVZ betrieben wurde (zentralplus berichtete). Er tut das offenbar erfolgreich. Wenn auch etwas unorthodox. Das sorgt immer wieder für Unstimmigkeiten.

Projekte beim Zunfthaus Kreuz gefallen nicht allen

Es geht dabei um verschiedenste Themen. Ein nicht ganz so temporäres Zelt, ein montierter Terrassenboden, ein Pizzaofen; alles Bauten, für welche Hollatz eine Bewilligung hätte einholen müssen, dies jedoch nicht fristgerecht getan hat. Dazu kommen Emissionen wie Rauch von einem Grill auf der Terrasse, unrechtmässig deponierter Abfall oder aber Lärm bei Veranstaltungen, welche die Nachbarn plagen.

Doch auch Cristian Hollatz fühlt sich ungerecht behandelt. Er ist deshalb mit einem Aufruf und einer Petition an die Öffentlichkeit gelangt. «Einige wenige Personen versuchen das ‹Kreuz›, wie wir es in den letzten fünf Jahren geschaffen haben, zu zerstören», liest man im entsprechenden Schreiben.

Man wolle etwa, dass die Holzterrasse entfernt werde oder dass der Grill verboten werde. Die musikalischen Darbietungen, also die Livemusik wie auch die Day-Dance-Veranstaltungen, seien 16 Personen ein Dorn im Auge.

600 Unterschriften für das Zunfthaus

«Wir wollen dem Zuger Stadtrat zeigen, wie beliebt unser Zunfthaus Kreuz bei euch allen ist», schreiben Cristian Hollatz und sein Team. Und sie rufen dazu auf, die zugehörige Petition zu unterschreiben.

Vielen Zugerinnen und Auswärtigen scheint die Entwicklung, welche das Zunfthaus Kreuz in den letzten Jahren gemacht hat, tatsächlich zu gefallen. Die Petition, welche Hollatz am Donnerstag ins Leben rief, verzeichnet bereits 600 Unterschriften. In der Kommentarspalte äussern einige ihr Bedauern über die Gegner.

«Ich glaube, dass es für die meisten Einsprechenden eine emotionale Sache ist. Sie wünschen sich vermutlich die Dorfbeiz zurück, die das ‹Kreuz› früher war.»

Cristian Hollatz, Pächter des «Kreuz»

Auf Anfrage äussert sich Cristian Hollatz wie folgt: «Derzeit warten wir auf die Baubewilligung für den Terrassenboden sowie den mobilen Grill. 16 Personen haben dagegen Einsprache erhoben.»

Tatsächlich ist der Holzboden schon lange gebaut und auch der Grill wird seit Jahren verwendet. «Es handelt sich um einen normalen Gastrogrill. Dass ich dafür eine Bewilligung brauche, ist für mich nicht ersichtlich. Nicht zuletzt, da er auf Rädern steht», so Hollatz. «Das entbehrt jeder gesetzlichen Grundlage.»

Für die Gegner eine emotionale Sache?

Der Gastrounternehmer glaubt, dass es sich insbesondere um einen spezifischen, indirekten Nachbarn handle, welcher sich gegen die Entwicklung des «Kreuz» wehre und entsprechend Stimmung mache in seinem Umfeld. Hollatz hofft, dass sich die zuständigen Stadträte – gerade im Wahljahr – von den Gegnern nicht beirren lassen werden beim Bewilligungsprozess.

«Uns ist klar, dass wir es nicht allen recht machen können und dass auch wir Sachen besser machen könnten. Doch glaube ich, dass es für die meisten Einsprechenden eine emotionale Sache ist. Sie wünschen sich vermutlich die Dorfbeiz zurück, die das ‹Kreuz› früher war.» Bloss: «Ein Restaurant dieser Grösse kann man so nicht betreiben.»

«Es läuft so gut, dass wir eigentlich immer zwei Wochen im Voraus ausgebucht sind.»

Cristian Hollatz, Pächter des «Kreuz»

Er betont, dass das Geschäft im Zunfthaus Kreuz aufgrund der besonderen Anlässe und dem innovativen Konzept sogar während Corona gut gelaufen sei. «Wir konnten uns sowohl bei Oberwilern als auch bei Expats gut etablieren. So gut, dass wir eigentlich immer zwei Wochen im Voraus ausgebucht sind.»

Eine proaktive Petition

Der Bewilligungsprozess läuft derzeit noch. Weshalb hat Hollatz proaktiv eine Petition lanciert, bevor überhaupt eine Ablehnung vorliegt? «Für mich geht es darum, der Stadt zu zeigen, dass uns die Leute schätzen. Doch auch für mich war es gut, zu sehen, wie gross die Unterstützung wirklich ist.» So habe man innert zwei Tagen rund 500 Unterschriften generieren können.

«Ich habe auch schon direkt mit dem Pächter gesprochen und sehe, dass der gute Wille da ist.»

Eliane Birchmeier, Zuger Bauchefin

«Mit diesem Vorstoss zeigen wir unseren Gästen zudem für einmal, was im Hintergrund läuft und wie wir kämpfen müssen, um das umzusetzen, wovon unsere Besucher schwärmen.»

Das Verhältnis zur Hauptpächterin, der Gastro Oberwil AG, sei übrigens gut, so Hollatz. Bereits habe man den Pachtvertrag bis 2028 vorverlängern können.

Die Bauchefin erinnert an die geltende Bauordnung

Die städtische Bauchefin Eliane Birchmeier erklärt auf Anfrage: «Die Gespräche und Auseinandersetzungen mit dem Pächter dauern schon länger an.» Und weiter: «Doch es ist nun mal so. Es gibt eine geltende Bauordnung und gemäss dieser bedürfen bauliche Veränderungen oder Ersatzbauten einer Bewilligung.»

Es gehe nicht, dass nach eigenem Ermessen und ohne Bewilligung Bauten erstellt werden können. «Solchen Fällen müssen wir darum nachgehen.» Zum vorliegenden Baugesuch äussert sich Birchmeier aufgrund des laufenden Verfahrens nicht spezifisch.

Sie betont jedoch: «Die Pächter des Zunfthauses Kreuz sind sehr kreativ, was grundsätzlich positiv ist. Ich habe auch schon direkt mit dem Pächter gesprochen und sehe, dass der gute Wille da ist. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen an die Auflagen halten.» Dem immer wieder nachzugehen sei sehr aufwändig für die Stadt.

Im Zweifelsfall berät die Stadt

Darauf angesprochen, dass der Pächter nach Absprache mit Experten zum Schluss gekommen sei, dass es beispielsweise für den Gastrogrill gar keiner Baubewilligung bedürfe, antwortet Birchmeier lakonisch: «Wofür es eine Baubewilligung braucht und wofür nicht, entscheiden nicht die Experten, sondern die Behörden.»

«Wir fordern nichts, was nicht notwendig ist.»

Eliane Birchmeier, Zuger Bauchefin

Sollte jemand unsicher sein, könne er oder sie sich gern an die Stadt wenden. «Wir fordern nichts, was nicht notwendig ist», so die Bauchefin abschliessend.

Auch Urs Raschle, der Chef des Departements für Soziales, Umwelt und Sicherheit, hatte schon häufig mit dem «Kreuz»-Pächter zu tun. Er bläst ins selbe Horn wie seine Kollegin. Auch er begrüsst es, dass Hollatz und sein Team das Dorf Oberwil beleben.

Aber: «Immer wieder haben die Pächter in der Vergangenheit Veranstaltungen durchgeführt, die mitunter zu Lärmreklamationen führten. Daraufhin haben wir ein externes Gutachten in Auftrag gegeben.» Tatsächlich habe dieses ergeben, dass nicht alles ganz optimal läuft.

Ein Event-Kontingent soll's richten

Doch habe man letztlich eine Lösung mit Hollatz gefunden: «Nun haben die Pächter ein gewisses Kontingent zur Verfügung. So dürfen jährlich zwei grosse und mehrere kleinere, leisere Veranstaltungen durchgeführt werden.» Rechtlich gelte das Zunfthaus Kreuz nun offiziell als Eventplatz.

Raschle gibt zu bedenken: «Wir sind gar nicht so unglücklich, wenn grosse Veranstaltungen nicht nur am Landsgemeinde- und Arenaplatz stattfinden und auch andernorts etwas läuft.» Grundsätzlich sei man im positiven Austausch mit Hollatz.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Cristian Hollatz
  • Webseite der Petition
  • Telefonisches Gespräch mit Urs Raschle
  • Telefongespräch mit Eliane Birchmeier
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Stefan Hodel
    Stefan Hodel, 01.08.2022, 09:12 Uhr

    Der Stadtrat von Zug hat es da bestimmt nicht einfach! Man kann das Verhalten des Pächters wohlwollend als «unorthodox» bezeichnen. Man sollte aber auch darauf hinweisen, dass der Pächter im Umfeld des Restaurant Kreuz nun schon mehrmals Bauten ausgeführt hat, ohne sich um entsprechende Bewilligungen zu kümmern, wie er dies übrigens zuvor auch beim Restaurant Rigiblick gemacht hat. Die Stadt hat vor einigen Jahren Zehntausende von Franken ausgegeben für den Bau eines Unterflurcontainers, damit der Pächter des Kreuz sein Abfallmanagement in den Griff bekommt und der Zugang zum schönen Badeplatz nicht überstellt ist. Wir Oberwiler sind interessiert an einem attraktiven Gastbetrieb im Dorf. Zwischen Badeplatz und Schiffsanlegestelle, also durch die Gartenwirtschaft, führt ein öffentlicher Durchgang. Es ist uns wichtig, dass dieser besonders ausserhalb der Betriebszeiten gut passierbar bleibt, und wir nicht einen Hindernisparcours bewältigen müssen.

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    • Profilfoto von oberwiler
      oberwiler, 05.08.2022, 15:02 Uhr

      Sehr geehrter Herr Hodel, der Eingang befindet sich nicht da wo sie behaupten, wo der ufc gebaut wurde, sondern 5 Meter weiter Richtung Zug. Der Eingang, den sie als Eingang bezeichnen, ist eigentlich Umschlagplatz, Einfahrt für Stadt, Zugang für Rettungskräfte gemäss Baurechtsvertrag. Ebenso wurde der Durchgang von der Stadt in den letzten 2 Jahren aufgrund der Covid Situation bewilligt zu sperren, um das Contact Tracing aufrecht zu erhalten. Der Wirt zeigte mir die Einsprache, welche sie mit unterschrieben haben mit den entsprechenden Fotos.

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      • Profilfoto von Stefan Hodel
        Stefan Hodel, 24.08.2022, 14:20 Uhr

        Ich habe keine Einsprache gegen Bauprojekte des Restaurant Kreuz unterschrieben, jedoch mal einen Vorstoss im Stadtparlament zum Thema illegale Bauten bei Gastrobetrieben in Oberwil eingereicht.

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