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Im Restaurant reservieren und dann nicht auftauchen. Dieses Problem ist in der Gastronomie bekannt – und besonders in der Zentralschweiz verbreitet.
Ein unangenehmes Phänomen sorgt zunehmend für Frust in der Gastronomie: sogenannte No-Shows – also Gäste, die Plätze reservieren, dann aber nicht auftauchen und auch nicht absagen. Besonders in Tourismusdestinationen zeigt sich das Problem deutlich. Das belegt der kürzlich veröffentlichte No-Show-Report 2025 der Reservationsplattform Foratable von Lunchgate, der sich auf eigene Daten aus dem Jahr 2024 stützt.
Das Problem hat sich seit der Pandemie verstärkt. Lag die No-Show-Rate 2019 gesamtschweizerisch noch bei 1,4 Prozent, liegt sie heute bei 2,3 Prozent. Gezählt wurden hierbei Leute, die gar nicht erschienen sind, oder die zu kurzfristig abgesagt haben. Allerdings gibt es Orte in der Schweiz, in denen dieser Schnitt klar übertroffen wird. Etwa in den Städten Luzern und Zug.
In Luzern und Zug bleiben viele Tische leer
Die No-Show-Rate lag 2024 in der Stadt Luzern bei 2,9 Prozent, in Zug bei 2,7 Prozent, wie es im Report heisst. Damit belegen die beiden Zentralschweizer Städte den ersten (Luzern) und den dritten (Zug) Rang. Dazwischen liegt die Stadt Zürich mit 2,8 Prozent No-Shows. Warum gerade diese Städte so anfällig sind? Dafür hat der Bericht eine Erklärung: Die drei Städte verzeichnen viele Touristen und bieten eine Vielzahl an Restaurants, die es Gästen leicht macht, spontan umzuplanen.
Über die ganzen Kantone gesehen, relativiert sich das Bild ein wenig. Dann führt der Kanton Tessin die unrühmliche Liste mit 4,6 Prozent an. Und Zug liegt unmittelbar vor Luzern auf Platz 8.
Im Frühjahr und am Wochenende schwänzen besonders viele
Besonders häufig bleiben Gäste in den Abendstunden nach 20 Uhr und an Freitagen und Samstagen fern (3,6 Prozent No-Show-Rate), ebenso bei kurzfristigen Buchungen: Reservierungen am selben Tag führen mit einer Ausfallquote von 3 Prozent das Ranking an.
Der Report hat auch analysiert, in welchen Monaten Gäste gemessen an der Anzahl Reservationen besonderes oft nicht aufkreuzen. Die meisten Gäste bleiben den reservierten Tischen im Januar und Februar fern. Das sei wohl auf schlechte Wetterbedingungen, höhere Krankheitsraten oder die Nachwirkungen der Feiertage zurückzuführen. Auch im Juni und Juli und im Dezember neigen Leute eher dazu, Reservationen nicht wahrzunehmen.
Für viele Restaurants ist das spontane Fernbleiben von Gästen ein grosses Problem. Oft können freiwerdende Tische nicht neu vergeben werden, das Team bleibt auf eingekauften Zutaten sitzen. Umsatzeinbussen und Foodwaste sind die Folge. In einer Branche, in der sich Gewinnmargen zwischen 1 und 2 Prozent bewegen, kann das sehr schnell ein grosses Loch in die Kasse fressen, wie die NZZ schreibt.
Kleine Gruppen – grosses Risiko
Wer ist denn besonders unzuverlässig? Laut dem Foratable-Report sind es häufig kleine Gruppen, die es mit der Reservation nicht so genau nehmen. Die höchste No-Show-Rate betrifft Reservierungen für 1-2 Personen (3 Prozent). Eine andere Gästekategorie, die leider häufig durch Abwesenheit glänzt, sind Touristen. Gemäss dem Report zeigt sich das anhand der Herkunft der Telefonnummer.
Gäste mit Schweizer Nummern erscheinen am zuverlässigsten (2,1 Prozent No-Show-Rate), während Gäste mit ausländischer Vorwahl aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien auf 4,4 Prozent No Show kommen. Noch höher ist die Rate bei internationalen Gästen aus dem Rest der Welt. 7 von 100 Reservationen nehmen diese nicht wahr.
Verhalten wie dieses sorgte dafür, dass Gastrobetriebe zu konkreten Massnahmen greifen mussten.
So gehen Luzerner Restaurants gegen säumige Gäste vor
Dazu gehören Kreditkartenpflicht bei der Reservation oder Gebühren für Nichterscheinen. Diese Praxis ist in anderen Ländern längst üblich, wird hierzulande aber erst zögerlich eingeführt. Obwohl Strafgebühren in anderen Bereichen – beim Zahnarzt, bei Hotelzimmer oder Wellnessterminen – auch hierzulande akzeptiert werden, scheuen sich Gastrobetriebe vielerorts noch. Zu gross ist die Angst, potenzielle Gäste abzuschrecken. Allerdings gibt es auch in der Zentralschweiz Betriebe, die auf verschiedene Massnahmen setzen.
Das Hotel Vitznauerhof setzte schon 2019 auf eine Gebühr. Beim Reservationsprozess mussten Gäste ihre Kreditkarteninformationen hinterlegen und wurden vom Personal auf den Unkostenbeitrag bei Nichterscheinen hingewiesen.
- Finde ich vernünftig. Reservationen sind verbindlich.
- Finde ich als Gast eine Frechheit.
- Ich habe dazu keine Meinung.
Im Restaurant Schiff direkt an der Reuss in der Stadt Luzern setzte das Betreiberpaar testweise auf eine Gebühr und passte die Platzkontingente auf der Plattform Lunchgate nach unten an. Weniger angebotene Plätze bedeuten weniger potenzielle Ausfälle (zentralplus berichtete).
Bei den Betrieben der Astoria-Gruppe, also dem «Thai Garden», «Mekong», «La Cucina» und «Pacifico», laufen die Reservation ebenfalls über die Plattform Foratable von Lunchgate. Gäste müssen zum Abschluss der Reservation die Nutzungsbedingungen akzeptieren. Und die besagen, dass nicht nur mit einer Gebühr gerechnet werden muss, sondern gar mit einer möglichen Sperrung der Telefonnummer im System. Die Höhe des Betrags variiert je nach Restaurant und muss am Ende des Vorgangs noch einmal akzeptiert werden.
Beim «Alpineum» in Luzern setzt man seit Ende 2024 auf eine No-Show-Gebühr von 50 Franken pro Person für Gäste, die nicht erscheinen oder die Reservation zu spät absagen (zentralplus berichtete). Gäste, die über die Website eine Reservation tätigen wollen, werden während des Prozesses mittels einer Infobox auf diese Praktik hingewiesen. Julia Furrer vom «Alpineum» sagte gegenüber zentralplus, dass man jeden Fall einzeln betrachten und sich kulant zeigen wolle.
Mehr Erinnerungen, mehr Verbindlichkeit
Der No-Show-Bericht empfiehlt grundsätzlich eine klare und transparente Kommunikation zwischen Gast und Gastronomin. Erinnerungen auf verschiedenen Kanälen wie SMS oder E-Mail sollen eine Verbindlichkeit schaffen. Das Ziel: «Die Gäste sollen darauf sensibilisiert werden, dass No-Shows für das Restaurant ein Problem sind.»
Auch der Verband Gastro Luzern beobachtet die Entwicklung genau – eine offizielle Positionierung zu Gebühren gibt es bislang nicht, wie er zentralplus erklärt hat. Der Verband überlässt es den einzelnen Betrieben, wie sie mit unzuverlässigen Gästen umgehen wollen.
Tatsächlich scheint die Gebühr ihre Wirkung nicht zu verfehlen. In Betrieben, die darauf setzten, sei es seither zu massiv weniger No-Shows gekommen. Etwa im Restaurant Sens beim Parkhotel Vitznau (zentralplus berichtete). Sobald es also im Portemonnaie schmerzt, werden Reservationen ernster genommen.
- No-Show-Report 2025 von Lunchgate
- zentralplus-Medienarchiv
- Artikel der NZZ
- Websites von verschiedenen Restaurants