Neuer «Kneipe»-Wirt setzt auf Bewährtes – und Pizza
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Im September kam es in der Quartierbeiz «Die Kneipe» in Luzern zu einem Wirtewechsel. Vieles bleibt wie gehabt, andernorts gibt es ein Upgrade.
Acht Jahre lang haben Claudia Egli und Irène Bergmans die Quartierbeiz «Die Kneipe» geführt und boten nicht nur einen Barbetrieb, sondern auch ein Gastroangebot mit selbstgemachten Mittagsspeisen an. Vergangenen September gaben die beiden Wirtinnen bekannt, eine Nachfolge für das Lokal im Bruchquartier zu suchen, und konnten sie im Juli verkünden: Mahir Sahin heisst der neue Wirt (zentralplus berichtete). Anfangs September kam es bei einem Fest zur Staffelübergabe der etwas anderen Art. Denn obwohl ein neuer Wirt die Beiz übernimmt, bleiben Egli und Bergmans der «Kneipe» weiterhin erhalten.
zentralplus trifft die beiden Frauen und den neuen Chef bei bester Laune und voller Tatendrang in der «Kneipe» an. Kurz vor dem Mittagsservice. Noch regiert im Lokal die Ruhe vor dem Sturm. Die Tische sind bis auf einen Gast leer, in der Küche herrscht noch Ordnung. Bald wird hier gemäss Speisekarte Safranrisotto mit caramelisierten Cherrytomaten und einer Rüebli-Orangen-Suppe gekocht. «Stell ruhig deine Fragen, ich rufe dir die Antworten zu», sagt Irène Bergmans, die mit Besteck und Tellern in den vorderen Bereich des Lokals huscht, um die Tische zu decken.
Ein «neues Leben» für die Vorgängerinnen
Seit sie die Leitung des Lokals an Mahir Sahin übertragen haben, sei es fast ein «neues Leben für uns», erklärt Claudia Egli mit emsiger Zustimmung von Bergmans. Auch wenn Egli der «Abschied» für einen kurzen Moment nicht leichtgefallen ist. «Bei der Vertragsunterzeichnung habe ich ein paar Tränen vergossen», sagt sie. «Ein bisschen mitgenommen hat es mich nämlich schon.» Ganz anders Iréne Bergmans: «Mich gar nicht. Ich finde es super!», sagt sie im Vorbeigehen. Super findet es mittlerweile aber auch Claudia Egli.
Es sei nämlich ein Idealfall. Bis zum frühen Nachmittag seien sie nach wie vor in der «Kneipe», würden die Mittagsmenüs zubereiten und seien für die Gäste da. «Um etwa 14 Uhr Feierabend zu haben, ist grossartig», freut sich die eigentlich pensionierte Bergmans. Jeweils abends übernimmt dann Mahir Sahin den Betrieb. Plötzlich einen Chef zu haben, stört die beiden Frauen überhaupt nicht. Im Gegenteil. «Wir sind immer noch hier, können aber kürzertreten und die Verantwortung abgeben», sagt Irène Bergmans und klopft Mahir Sahin gut gelaunt auf die Schulter.
Ein frisches Gesicht für die Luzerner Gastroszene
Obwohl er in der Luzerner Gastronomieszene ein frisches Gesicht ist, hat der 47-Jährige durchaus Erfahrung in der Branche. Mit 17 Jahren absolvierte er eine Bäckerlehre und war später mehrere Jahre lang in einer Pizzeria angestellt. Erst als Kurier und dann auch am Ofen selbst, wo er das Handwerk von einem Pizzaiolo lernte. Sein kurvenreicher Berufsweg führte ihn später von einer Bar in Amriswil letztlich nach Luzern – und in eine völlig andere Branche.
«Ich wollte gar nicht viel ändern. Der Name ist nämlich gut, und das Konzept funktioniert.»
Mahir Sahin, «Kneipe»-Wirt
An der Hünenbergstrasse führt Mahir Sahin seit einigen Jahren nämlich einen Bike-Shop – und den will er auch weiterhin betreiben. Tagsüber Velos, abends die «Kneipe». Die Doppelbelastung sei für den 47-Jährigen kein Problem. «Wenn man seine Arbeit liebt, macht man das gerne.» Unterstützt wird Sahin in der Beiz von zwei Mitarbeiterinnen, die ihn abends und am Wochenende unterstützen.
Mit der «Kneipe» erfüllt er sich einen länger gehegten Traum. «Ich wollte schon lange wieder zurück in die Gastronomie», sagt er. Das Wirtepatent hat er seit Jahren im Sack und mit der Quartierbeiz nun auch die entsprechende Spielwiese. Umkrempeln will Sahin die «Kneipe» dennoch nicht. «Ich wollte gar nicht viel ändern. Der Name ist nämlich gut, und das Konzept funktioniert.» Darum bleibt die Einrichtung, wie sie ist, und bestehende Anlässe wie Karaoke-Nights werden ebenfalls weitergeführt.
Die «Kneipe» bleibt mehrheitlich gleich
Natürlich bringt Mahir Sahin auch seinen eigenen Dreh und damit neue Gäste ins Lokal. Er baute das Barangebot aus, setzt jetzt vermehrt auf Cocktails und eine grössere Auswahl an Drinks. Hinzu kommt seine alte Leidenschaft als Pizzaiolo. Dafür hat er den bereits vorhandenen Pizzaofen in der Kneipenküche reaktiviert und serviert abends seine Kreationen. Sehr zur Freude der Gäste. Selbst von gestandenen Pizzaprofis habe es überschwängliche Rückmeldungen gegeben, sagt Mahin.
Neu sind auch die Öffnungszeiten. Im Gegensatz zu früher hat die «Kneipe» nun auch montags geöffnet. Ganz angekommen scheine das bei der Bevölkerung allerdings noch nicht zu sein, witzelt Claudia Egli. Das Trio macht sich jedoch keine Sorgen um fehlende Gäste. «Der Sommer ist bei uns immer eher ruhig», weiss Egli. «Mit dem Herbst kommt viel mehr Leben in die Kneipe.» Und spätestens, wenn am Freitag wieder Karaoke angesagt ist, wird die Hütte sowieso wieder «bumsvoll».
- Persönliches Gespräch mit Mahir Sahin, Claudia Egli, Irène Bergmans
- Website «Die Kneipe»
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