Diese Männer kochen für alle

Luzerner Verein setzt auf Suppe statt «Foodporn» 

Raphael Amrein und sein Verein Foodporn lancieren einen Suppen-Tag. (Bild: Unsplash, Louis Hansel / zvg)

Ein junger Luzerner Männerverein stellt das Klischee vom kochfaulen Mann auf den Kopf. Jetzt servieren sie ihre Leidenschaft – wortwörtlich – der ganzen Stadt.

Foodporn. Mit dem Begriff ist nicht etwa eine Sexpraktik gemeint, die auf obskure Weise Lebensmittel mit einschliesst, sondern Fotografien, die Essen äusserst ästhetisch darstellen. Quasi Pin-up mit Lebensmitteln.

Foodporn ist allerdings auch der Name eines Luzerner Vereins, dem 17 kochbegeisterte junge Männer angehören, die sich der Kulinarik verschrieben haben. Ein Mitglied ist Raphael Amrein, Unternehmer und Gastronom. Im Januar 2024 übernahm er zusammen mit drei Mitstreitern das Hotel Goldener Stern an der Burgerstrasse 35 (zentralplus berichtete). Zusätzlich ist er Mitgründer der Immobilienfirma Wow Living AG – und neuerdings Sprecher für den Verein. «Der Name klingt vielleicht provokant, ist aber ironisch gemeint», sagt Amrein.

Die Liebe zum Kochen

Angefangen habe alles mit einem Gruppenchat zu Studienzeiten, erklärt Amrein. Zwei Kollegenkreise hätten sich zusammengeschlossen, um einander mit ihren Essenskreationen zu inspirieren – und gluschtig zu machen. Auf kulinarisch höherem Niveau, als man es von jungen Studenten möglicherweise erwartet hätte.

«Es ist eher atypisch, dass junge Männer nicht Fastfood abfeiern, sondern sich an gehobener Küche versuchen», sagt Amrein. Denn statt mit Hamburgern versuchten sich die Studenten mit Bildern und Rezepten von 8-Gängern zu übertrumpfen. «Wir sind keine ausgebildeten Köche», stellt Amrein klar. «Wir kochen einfach sehr gern.» Daran habe sich bis heute nichts geändert.

Die Vereinsmitglieder bilden sich auf Ausflügen weiter. (Bild: Verein Foodporn)

In den Folgejahren entwickelte sich der lockere Austausch zu einer fixen Idee und schliesslich zur Gründung eines offiziellen Vereins im Keller von Fischer Weine in Sursee. Jetzt treffen sich die Männer regelmässig für kulinarische Ausflüge und Weiterbildungen. «Wir gehen beispielsweise gemeinsam wursten, besuchen eine Käserei oder führen Gespräche mit Bauern.» Wichtig sei der Fokus auf die Region Schweiz.

Ziel sei, sich weiterzuentwickeln und sich mit hiesigen Produkten vertraut zu machen. Und einen Grund zu haben, beruflichen und privaten Pflichten für einen Moment entfliehen zu können, wie Amrein schelmisch ergänzt.

Das Privileg, etwas zurückgeben zu können

An einer der vergangenen Generalversammlungen des Vereins sei dann ein Thema aufgekommen, das der gemütlichen Völlerei eine neue Perspektive gegeben habe. «Uns ist bewusst geworden, wie privilegiert wir eigentlich sind, mit dem, was wir uns gönnen», sagt Amrein. «Darum kam die Idee und der Wunsch auf, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.»

Deshalb organisieren sie für Samstag, 12. April, von 12 bis 16 Uhr, einen Anlass bei der Parkanlage hinter der Franziskanerkirche, an dem sie Essen anbieten. Kulinarisch setzen sie allerdings nicht auf einen Mehrgänger, sondern auf selbstgemachte Suppen. Der Tag steht unter dem Motto: «Zahl, was du willst, wir spenden den Rest». Statt eines fixen Preises sollen Besucherinnen bezahlen, was sie wollen – ein Muss sei das aber nicht. Dies, damit gesellschaftlich und finanziell schwächer gestellte Menschen auch kostenlos zu einem Zmittag kommen.

Für das Projekt spannt der Verein mit der Stadt Luzern und der Gassechuchi zusammen. «Ich habe noch nie so schnell eine Bewilligung von der Stadt Luzern bekommen», sagt Raphael Amrein und lacht. Die Gassechuchi ins Boot zu holen, sei ebenfalls ein wichtiger Schritt gewesen. «Wir wollen gesellschaftliche Schichten durchmischen. Und das geht am besten übers Essen», sagt Raphael Amrein. «Weniger betuchte Menschen fühlen sich oft nicht gesehen oder als Teil der Gesellschaft.» Der Suppentag soll diese Barrieren durchbrechen.

300 Portionen Suppe

Organisatorisch ist der Anlass herausfordernd. «Aktuell planen wir mit 300 Portionen, die wir in der Küche vom ‹Goldenen Stern› zubereiten», erklärt Amrein. Im Gärtli bei der Kirche werden sie Partybänke und -zelte aufstellen.

Wie viele Leute am Samstag vor Ort sein werden, sei schwer abzuschätzen. Die Werbemaschinerie läuft auf Hochtouren, online wie offline. Ein Restrisiko bleibt aber bestehen, und dessen sind sich die Vereinsmitglieder bewusst. Vor allem, weil sie nicht abschätzen können, wie viele der Besucher letztlich etwas bezahlen. Auf Gewinn ist der Verein aber nicht aus und plant so oder so eine Spende an die Gassechuchi.

Das Risiko ist nicht nur finanzieller Art. Sollte noch Suppe übrig bleiben, gehen Reste an die Gassechuchi. Und im Notfall «essen wir alle für die nächsten zwei, drei Wochen noch Suppe», witzelt der Jungunternehmer.

Kommt der Suppentag an, plant der Verein Foodporn, die Aktion zu wiederholen und zu einer wiederkehrenden Sache zu machen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Raphael Amrein
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