Neues Co-Präsidium am Start

Luzerner Gastroverband schrumpft sich gesund

Thomas Tellenbach von Gastro Luzern ist trotz der Herausforderungen in der Branche optimistisch. (Bild: Unsplash / Louis Hansel / zvg)

Der Personalmangel in der Gastronomie macht sich auch beim Verband Gastro Luzern bemerkbar. Künftig sollen die einzelnen Regionen zusammengefasst werden. Zudem gibt Ruedi Stöckli als oberster Beizer sein Amt als Präsident ab – und macht Platz für gleich zwei neue Gesichter.

Der Verband Gastro Luzern ist eine historische Institution. Seit 1903 kümmert er sich um die Anliegen von Hotels, Restaurants, Bars und Cafés, vertritt ihre Interessen und unterstützt auch die Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses. Heute umschliesst Gastro Luzern rund 750 Betriebe – rund die Hälfte davon sind in der Stadt Luzern angesiedelt – und bietet damit etwa 8000 Arbeitsplätze. Gemäss dem Verband generiert die Gastronomie und Hotellerie im Kanton Luzern jährlich eine Lohnsumme von ungefähr 710 Millionen Franken.

Die Gastronomie ist aber auch im stetigen Wandel. Besonders die Pandemie mit Lockdowns und Auflagen hat gezeigt, wie schnell Betriebe in eine Schieflage geraten können. Während einige Restaurants mit einem blauen Auge davongekommen sind, mussten andere in der Folge schliessen (zentralplus berichtete).

Ein weiterer Knackpunkt, mit dem die Branche seit Jahren kämpft – und seit der Pandemie noch verbissener – ist der Fachkräftemangel. Niedrige Löhne und unregelmässige Arbeitszeiten sind oft genannte Kritikpunkte. Dagegen wollen die Gastroverbände nun landesweit mit einem Massnahmenkatalog angehen (zentralplus berichtete).

Von sechs auf zwei Vereine

Betroffen ist aber auch der Interessensverband Gastro Luzern selbst. «In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger, die offenen Ämter in den Leitungen der verschiedenen Regionen zu besetzen», schreibt Gastro Luzern im Rahmen der 123. Delegiertenversammlung, die am 1. Mai in Emmen stattfand. Aktuell besteht Gastro Luzern aus den Regionen Stadt Luzern, Entlebuch, Seetal, Sursee, Willisau und Übersee mit den Gebieten Weggis und Vitznau. «Vor allem kleinere Regionen plagen die Nachwuchssorgen.» Wie Thomas Tellenbach vom Verband auf Anfrage erklärt, sind derzeit eine Vielzahl von Gastronomen für administrative Arbeiten in den einzelnen Regionen eingespannt. «Da bleibt oft wenig Zeit für die Mitgliederpflege, welche uns sehr wichtig ist.»

Diese und andere Überlegungen führten in der kantonalen Verbandsleitung schliesslich dazu, dass diese den Regionalvereinen eine Fusion vorschlug. Ab 2024 sollen nur noch zwei Regionen existieren. Nebst Luzern Stadt sollen sich die Regionen Seetal, Sursee, Willisau und Entlebuch zur Region Luzern Land zusammenschliessen. Vitznau und Weggis gliedern sich hingegen neu bei der Stadt an. «Die Stadt Luzern ist eine eigene Tourismusregion. Vitznau und Weggis sind eng und erfolgreich mit diesem Tourismus verbunden und passen daher gut zur Region Stadt», führt Tellenbach aus.

Der Vorschlag kam bei den Regionen an. An der Generalversammlung vom 20. März 2023 haben Seetal, Sursee und Willisau dem Antrag zur Zusammenführung zugestimmt. Ausstehend ist derzeit noch die Antwort der Region Entlebuch. Das hat aber nichts mit Zweifeln an der Idee zu tun, wie Tellenbach erklärt. Dass die Region Entlebuch noch keine Zusage erteilt hat, liegt daran, dass sie einem anderen Zyklus als die restlichen Regionen folgt. Sie wird ihren Entscheid an ihrer Generalversammlung am 6. November bekannt geben. Eine Absage wird nicht erwartet: «In den Regionen herrscht Einigkeit. Gegenvoten bin ich bisher nicht begegnet.»

Stadt und Land sollen gleichberechtigt sein

Für Luzern ist es der erste Zusammenschluss der Gastroverbände. Wie Tellenbach erklärt, sei dies in anderen Kantonen schon früher geschehen. «Da wurden auch schon Regionen aufgelöst. Das wollen wir nicht.» Man wolle weiterhin eine grosse Nähe zu allen Betrieben und Regionen haben. Eine Reduzierung auf zwei Regionen habe nur Vorteile. Neu gäbe es nur noch eine Verbandsleitung statt deren fünf, die Strukturen werden flacher und ein beträchtlicher Teil der administrativen Arbeit fällt weg. «Zusätzlich können wir so eine Parität zwischen Stadt und Land schaffen.»

Heisst: Die zwei Regionen stellen künftig 32 Delegierte und je 4 Vertreter für die Verbandsleitung. Neuer Wind kommt auch ins Präsidium des Verbandes. Drei Legislaturen – zwölf Jahre lang – amtete Ruedi Stöckli als Präsident von Gastro Luzern. Nach 34 Jahren gab der Luzerner im Juni 2021 seinen Landgasthof Strauss in Meierskappel in jüngere Hände (zentralplus berichtete). Sein Amt als Präsident hatte er noch bis am 1. Mai inne und geht jetzt in seine «wohlverdiente Pension».

«Wir leiden unter dem Nachwuchsmangel, sind jedoch stolz auf diejenigen, welche wir ausbilden dürfen.»

Thomas Tellenbach

An seine Stelle treten gleich zwei Nachfolger – ganz im Sinne der angestrebten Gleichstellung. Neu übernimmt Sandra Zettel, die in Grossdietwil das Gasthaus Löwen führt, das Präsidium für die Region Luzern Land. Für die Region Stadt amtet Patrick Grinschgl, der bereits heute Präsident dieses Regionalverbandes ist.

Beim Nachwuchs harzt es (noch)

Doch selbst wenn der Verband sich verschlankt und dadurch agiler wird, aus dem Schneider ist die lokale Branche noch nicht. Die Nachwuchssorgen und der Fachkräftemangel beschäftigen die Gastronomie weiterhin. Aktuell seien noch viele Lehrstellen für einen Start in diesem Jahr unbesetzt – auch bei renommierten Betrieben, sagt Thomas Tellenbach, der auch das Aus- und Weiterbildungszentrum «G’Art» an der St.-Karli-Strasse in Luzern führt.

«Wir leiden unter dem Nachwuchsmangel, sind jedoch stolz auf diejenigen, welche wir ausbilden dürfen.» Vor allem die Weiterbildungskurse, die gemäss Tellenbach sehr gut belegt sind, zeugen von Vertrauen in die Branche.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Thomas Tellenbach, Gastro Luzern
  • Unterlagen der 123. Delegiertenversammlung Gastro Luzern
  • Website Gastro Luzern
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2 Kommentare
  • Profilfoto von tore
    tore, 04.05.2023, 08:30 Uhr

    Wie meinen Sie das?

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  • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
    Markus Rotzbeutel, 02.05.2023, 06:44 Uhr

    Gut. Habe genug von diesen Ewigmeckerinnen.

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