Kantonales Projekt gegen Lebensmittelabfälle

Luzerner Gastro «schockiert» über die Menge an Food Waste

Die Gastronomie ist für rund zehn Prozent des schweizweiten Food Waste verantwortlich. Ursina Ponti vom Hotel Schweizerhof will dagegen vorgehen. (Bild: Symbolbild Adobe Stock / Hotel Schweizerhof)

Um gegen Food Waste anzugehen, arbeitet der Kanton Luzern mit einem Verein zusammen, um Gastronomiebetrieben unter die Arme zu greifen. Diese macht die Menge des Abfalls sehr betroffen.

Food Waste ist weltweit ein grosses Problem. Auch in der Schweiz sind die Zahlen erschreckend. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt verursacht die Schweiz pro Jahr etwa 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle. Rund ein Zehntel dieser Lebensmittelverschwendung fällt in der Gastronomie an. Sei dies wegen Problemen wie der Lagerung von Produkten, zu grossen Portionen oder wegen der dauernden Verfügbarkeit von Menüs wegen grossen Speisekarten.

Im März 2022 hat der Kanton Luzern in Zusammenarbeit mit dem Verein United Against Waste (UAW) das Projekt «Food Save Luzern» initiiert (zentralplus berichtete). Der Verein engagiert sich für eine Reduktion von Food Waste beim Konsum ausserhalb der eigenen vier Wände und strebt an, den Lebensmittelabfall in der Branche zu halbieren.

Lebensmittelabfälle werden unter die Lupe genommen

Bei «Food Save Luzern» werden über die Zeitspanne von zwei Jahren insgesamt dreimal die Lebensmittelabfälle der teilnehmenden Gastrounternehmen gemessen und ausgewertet. Mitmachen können Betriebe aus den Bereichen Hotellerie, Gastronomie oder Care-Gastronomie wie beispielsweise Pflegeheime oder Spitäler.

«Das Projekt hat uns extrem die Augen geöffnet.»

Ursina Ponti, Leiterin Gastronomie Hotel Schweizerhof

Nach der Auswertung erarbeitet der Verein UAW mit dem jeweiligen Betrieb individuelle Massnahmen, um den Abfall von Lebensmitteln zu minimieren. Damit sollen nicht nur Kosten eingespart, sondern es soll auch etwas für die Umwelt getan werden. Im Kanton Luzern machen derzeit 22 von dreissig möglichen Gastrobetrieben bei dem Projekt mit. Diese ziehen nun ein erstes Zwischenfazit.

Hotel Schweizerhof war «schockiert»

Einer der Betriebe ist das Hotel Schweizerhof. «Das Projekt hat uns extrem die Augen geöffnet», stellt Ursina Ponti fest. Ponti ist Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin Gastronomie im Fünfsternehotel. «Ein paar Ergebnisse waren ziemlich schockierend», schreibt sie gegenüber zentralplus. «Am meisten erschrocken hat uns der Food Waste beim Brot. Da hatten wir nicht damit gerechnet, dass es so viel ist.»

Erste Massnahmen seien aber bereits ergriffen worden. Weitere seien in Planung, so Ponti. Ein nächster Knackpunkt für das Hotel sind die Buffets. Hier sei der Food Waste «enorm», wie Ursina Ponti sagt. «Da ist allerdings das Problem, wie viel wir dagegen machen wollen beziehungsweise können.» Denn die 5-Sterne-Gäste hätten gewisse Erwartungen, beispielsweise beim Frühstücksangebot.

«Das ist sicher auch ein grosses Thema für uns, wie wir da den Food Waste doch irgendwie verringern können.» Und ein Thema, das vermutlich im weiteren Verlauf des Projekts noch zur Sprache kommen dürfte. UAW steht dem Betrieb nämlich auch mit Beratungen und Workshops zur Seite.

Gastrobetriebe gehen das Problem Food Waste an

Auch andere Luzerner Betriebe haben ihre ersten Erfahrungen geteilt. So schreibt Alessandro Tognazzi, Küchenchef vom Cascada Boutique Hotel und Restaurant Bolero: «Das Food-Waste-Food-Save-Konzept greift langsam, aber sicher immer besser. Es fordert jeden einzelnen Mitarbeiter, jeden Tag aufs Neue. Wir sehen es sportlich und agieren als Team. Nur so kommen wir ans Ziel!»

Beim Betagtenzentrum Emmen machen die Zahlen hinter dem Food Waste nicht nur nachdenklich, sie «geben einem auch den Kick, etwas zu verändern», wie Küchenchef Ralf Schmied in einer Mitteilung zitiert wird. «Zeit zum Umdenken, nachzudenken und endlich anzufangen.»

Die Erfahrung von United Against Waste zeigt, dass Lebensmittelabfälle auf einfache Weise nachhaltig reduziert werden können. Durch gezielte Massnahmen, wie etwa ausgewogene oder kleineren Portionen und einen angepassten Produktionsplan können die Lebensmittelabfälle im Durchschnitt um 35 Prozent verringert werden.

Es sind noch Plätze verfügbar

Für die 22 Betriebe geht das Projekt «Food Save Luzern» jetzt in die nächste Phase. In dieser liegt es an den Betrieben, die geplanten Massnahmen umzusetzen und den Kampf gegen Food Waste voranzutreiben. Voraussichtlich im kommenden März, also ein Jahr nach Projektstart, absolvieren die Teilnehmerbetriebe eine erste Erfolgsmessung und erfahren, wie viel Lebensmittelabfall sie mit den angewendeten Massnahmen einsparen konnten.

Wie der Kanton Luzern schreibt, sind noch acht Plätze frei für einen Projektstart im März 2023. Interessierte Gastronomiebetriebe können sich bei UAW direkt anmelden.

Was kannst du gegen Food Waste tun?

  • Food Waste beginnt oft schon beim Einkauf. Die Internetplattform Savefood.ch bietet Tipps und Tricks für eine gescheite Einkaufsplanung und diverse Rezepte für Resteverwertung. Hinter der Plattform steht die Zürcher Umweltstiftung Pusch.
  • Die «Madame Frigo»-Kühlschränke nutzen – oder selbst einen bewirtschaften. Infos dazu findest du hier.
  • Die App Too Good To Go bietet eine Abholmöglichkeit bei teilnehmenden Geschäften. Nebst zahlreichen Restaurants, Bäckereien und Bars sind auch Grossverteiler wie die Migros auf der App vertreten. Als Kunde bezahlst du im Vorfeld und kannst deine Bestellung in einem festgelegten Zeitfenster in der jeweiligen Filiale abholen.
Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Ursina Ponti, Hotel Schweizerhof
  • Website UAW – United Against Waste
  • Informationen von foodwaste.ch
  • Medienmitteilung Kanton Luzern / UAW
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