Personalmangel trifft auch den Nachwuchs

Gastronomie: Lehrlinge müssen Überstunden leisten

Berufe in der Gastronomie und Hotellerie zehren am Nervenkostüm mancher Lernenden. (Bild: Bimo Luki / Unsplash)

Länger arbeiten und öfters mal auf Ruhetage verzichten – der Personalmangel im Gastgewerbe zwingt sogar die Lernenden zu Mehreinsatz. Eine Luzerner Organisation hat die Situation analysiert.

Die Gastro- und Hotelbranche hat ein Personalproblem. Und das nicht erst seit Corona, auch wenn die Pandemie die Situation noch zusätzlich verschärft hat. Nebst niedrigen Löhnen werden oft auch die belastenden Arbeitszeiten als Gründe für eine Abkehr aus der Branche genannt (zentralplus berichtete).

zentralplus hat sich im Februar mit Gastro-Lernenden aus Luzern zusammengesetzt, um die Schatten- aber auch Lichtseiten des Berufes anzusprechen (zentralplus berichtete). Die Quintessenz: Trotz Nachteilen, mit denen man sich arrangieren müsse, gebe es auch viele schöne Seiten.

Die Branchenorganisation Hotel & Gastro Union mit Sitz in Luzern hat im Frühling eine Befragung zum «Lernendenbarometer 2022» in Auftrag gegeben, um der gegenwärtigen Stimmung beim Branchennachwuchs schweizweit auf den Puls zu fühlen.

43 Prozent der Lehrlinge denkt über eine Abkehr nach

Zwar möchte die Mehrheit der befragten Personen – 57 Prozent – auch in Zukunft in der Gastronomie bleiben, 43 Prozent hingegen gaben an, nicht in der Branche bleiben zu wollen, oder noch unentschlossen zu sein.

An der vom Forschungsinstitut Ipsos in Root vom 10. Februar bis 28. März 2022 durchgeführten Umfrage beteiligten sich 1400 Lernende aus den Bereichen Küche, Restauration, Hauswirtschaft, KV und Hotelkommunikation sowie Bäckerei-Confiserie, wie die Organisation in einer Mitteilung schreibt.

Arbeitszeiten, fehlende Wertschätzung und tiefer Lohn

Die grössten Motivationskiller für einen Verbleib im Gast- und Bäckergewerbe sind gemäss der Befragung die Arbeitszeiten, gefolgt von fehlender Wertschätzung durch die Vorgesetzten. Diese beiden Faktoren werden über alle fünf Berufe hinweg an erster und zweiter Stelle genannt. Bei der Befragung gaben 29 Prozent der Lehrlinge zudem an, jede Woche aufgrund des Personalmangels Überstunden leisten zu müssen.

Für Lernende in den Berufsfeldern Küche (19  Prozent), Restauration (22 Prozent) und Hauswirtschaft (21 Prozent) ist der tiefe Lohn ein weiterer Grund, die Branche zu verlassen.

Grosse Veränderungen gefordert

Für die Hotel & Gastro Union ist klar: «Aufgrund des zunehmenden Fach- und Hilfskräftemangels kann sich das Gastgewerbe gar nicht leisten, seine Lernenden nach dem Qualifikationsverfahren an andere Branche zu verlieren.»

Darum fordert Hotel & Gastro Union die Arbeitgeberverbände auf, die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen zu überdenken, einen L-GAV (Gesamtarbeitsvertrag) auszuarbeiten, «welcher der Branche gerecht wird», flexiblere Arbeitszeitmodelle zu fördern und bessere Lohnperspektiven zu bieten.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Hotel & Gastro Union
  • Umfrage von Hotel & Gastro Union
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