Gemeinde will in die Bresche springen

Endlich! Restaurant Baar-City soll wiederbelebt werden

Baar-City-Hochhaus: Das Restaurant ist schon seit Jahren geschlossen. (Bild: mam)

Das Restaurant im Neumühle-Hochhaus ist seit fünf Jahren geschlossen. Der Baarer Gemeinderat hat mit der Eigentümerschaft einen Lösungsvorschlag zur Wiedereröffnung ausgearbeitet. So plant die Gemeinde, die Mietkosten und die Suche nach einem Pächter zu übernehmen. Noch ist das Unterfangen nicht in trockenen Tüchern.

An allerbester Lage in Baar steht ein Restaurant mit Aussicht auf den Kanton Zug. Der Blick hinauf zur Beiz in der 10. Etage des Neumühle-Hochhauses ist jedoch seit langem ein wehmütiger. Denn seit März 2018 sind die Türen des Lokals dicht, kein Licht brennt hinter den riesigen Fensterfassaden, niemand schlürft Cocktails auf der wunderbaren Dachterrasse (zentralplus berichtete).

«In den Gesprächen hat sich abgezeichnet, dass Eigentümer Dieter Zobel wenig Interesse hat, das Restaurant wieder in Betrieb zu nehmen.»

Gemeinderat Baar

Nun reicht es dem Baarer Gemeinderat. Diesem nämlich sei die Wiedereröffnung des Restaurants ebenfalls ein Anliegen, sagt Gemeindepräsident Walter Lipp auf Anfrage. «Bereits kurz nachdem das Restaurant 2018 geschlossen wurde, haben wir erste Gespräche geführt. Nachdem ich mein Amt im Januar darauf angetreten hatte, war dies eines meiner ersten Telefonate.»

Es sei ein längerer Prozess gewesen, bis man sich nun mit Dieter Zobel auf eine Lösung einigen konnte. «In den Gesprächen hat sich abgezeichnet, dass Eigentümer Dieter Zobel wenig Interesse hat, die Räumlichkeiten dem im Bebauungsplan festgeschriebenen Nutzungszweck zuzuführen und das Restaurant wieder in Betrieb zu nehmen.» Er habe den hohen administrativen Aufwand und die schwierige Suche nach einem geeigneten Pächter als Gründe aufgeführt.

«Um den Weg für eine Wiedereröffnung frei zu machen, hat der Gemeinderat deshalb eine unkonventionelle Lösung vorgeschlagen: Die Gemeinde mietet das Lokal, sucht in Eigenregie nach einer Wirtin oder einem Wirt und ermöglicht so die Wiedereröffnung des Baar-City», heisst es in einer Mitteilung.

Gemeinde übernimmt Miete von 15'000 Franken pro Monat

«Man muss trotzdem betonen: Es ist eigentlich nicht Aufgabe der Gemeinde, ein Restaurant zu führen», erklärt Walter Lipp. «Aber wir möchten dem vielfach geäusserten Wunsch nach einem Restaurant an dieser attraktiven Lage nachkommen. Das Thema wurde immer wieder angesprochen, nicht zuletzt an verschiedenen Gemeindeversammlungen.» Man sehe die jetzige Lösung als einzigen Weg, das Restaurant wieder in Betrieb zu nehmen.

Mit der Zobel Verwaltungs GmbH habe ein monatlicher Mietzins von 15'000 Franken vereinbart werden können. Die jährlichen Mietkosten belaufen sich damit auf 180'000 Franken. Die auf Gastronomie und Hotellerie spezialisierte Treuhandfirma Katag & Partners AG habe die Gemeinde im gesamten Prozess beraten.

Der marktgerechte Mietzins wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst

«Das Expertenteam hat bestätigt, dass dieser Zins marktgerecht und durch einen funktionierenden Restaurantbetrieb zu refinanzieren ist», sagt Gemeinderat und Finanzchef Pirmin Andermatt. Remo Dattilo, Unternehmensberater bei besagter Treuhandfirma, erklärt: «Unterschiedliche Faktoren haben Einfluss darauf, was als marktgerechter Mietzins gilt. So etwa die Grösse der Liegenschaft, deren Lage sowie das Einzugsgebiet. Aber auch, welche Positionierung ein Betrieb hat, also ob es sich um Sterneküche handelt oder eher eine währschafte Beiz.»

Gemeinderätin Sonja Zeberg-Langenegger ist mit ihrer Abteilung Liegenschaften/Sport für die Verhandlungen mit der Zobel Verwaltungs GmbH verantwortlich. Sie sagt: «Durch einen fixen Pachtzins sowie eine Umsatzmiete sollten die Auslagen der Gemeinde gedeckt werden, sodass ihr unter dem Strich keine Kosten entstehen.»

«Wenn man nichts versucht, kann man auch nichts gewinnen.»

Walter Lipp, Baarer Gemeindepräsident

Übernimmt die Gemeinde damit nicht auch ein ziemliches Risiko? Darauf sagt Lipp: «Nun, wir hielten Rücksprache mit den Experten und müssen uns auf diese Zahlen verlassen können. Letzten Endes gilt die Devise: Wenn man nichts versucht, kann man auch nichts gewinnen.»

Für den Gemeinderat sei klar, dass es ein Restaurant für alle werden soll. «Dahinter stehen wir. Es wird sicher kein Take-away werden, aber sicher auch keine Haute Cuisine. Jeder soll die Aussicht von oben geniessen können.» Lipp verweist auf die drei von der Gemeinde verpachteten Betriebe «Krone», «Sport Inn» sowie das Schwimmbadrestaurant, welche alle ein breites Publikum ansprechen.

Das Baar-City-Hochhaus nahe dem Bahnhof Baar. (Bild: mam)

Der Entscheid liegt beim Stimmvolk

Der Gemeinderat ist der Ansicht, dass mit der nun vorgeschlagenen Lösung dem Restaurant Baar-City wieder Leben eingehaucht werden könne. An der Gemeindeversammlung vom 13. April 2023 sei es am Baarer Souverän, zu entscheiden, ob die Gemeinde das Baar-City mieten und weiterverpachten soll.

Bei einem Ja am 13. April würde der in intensiven Verhandlungen ausgearbeitete Mietvertrag spätestens am 1. September 2023 in Kraft treten. Die Eigentümerschaft habe sich vertraglich verpflichtet, das Restaurant mit den verschiedenen Geräten und Maschinen in einem funktionstüchtigen und betriebsbereiten Zustand zu übergeben.

Und weiter: «Die Gemeinde würde sich umgehend auf die Suche nach einem geeigneten Pächter für das Baar-City machen. Bei einem Nein an der Gemeindeversammlung würde der Mietvertrag hinfällig.»

Und was würde dann mit dem Restaurant passieren? «Wahrscheinlich würde das Lokal weiterhin geschlossen bleiben», sagt Walter Lipp. Und weiter: «Sollte das Stimmvolk Nein sagen zu unseren Plänen, würden wir das nicht als Niederlage sehen. Auch das wäre nachvollziehbar.»

Sicher ist, dass der Gemeinderat einer Anpassung des Bebauungsplans und damit einer Umnutzung in Büros oder Wohnungen nicht zustimmen werde.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Gemeinde Baar
  • Telefongespräch mit Walter Lipp
  • Telefongespräch mit Remo Dattilo
  • Artikel «Zuger Zeitung»
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