«Disco Pizza» serviert frittierte Calzone an der Fasnacht
An der Pfistergasse 31 wird bald so richtig eingeheizt: «Disco Pizza» eröffnet im März sein neues Lokal. zentralplus hat sich zwischen kobaltblauen Keramikplättchen und roten Mehlsäcken mit Inhaber Raphael Märki getroffen.
Die Umbauarbeiten an der Pfistergasse 31 sind in vollem Gange. Wir treffen Inhaber Raphael Märki einige Wochen vor der Eröffnung im halbfertigen «Disco Pizza»-Lokal. Eine Handwerkerin aus der Baselstrasse verlegt dort, wo bald Pizzen gebacken werden, kobaltblaue Plättchen, während uns Märki die Erfolgsgeschichte von «Disco Pizza» erzählt.
Begonnen hat alles mit einer Partyreihe im Kaffee Kind. Das Lokal an der Baselstrasse gehört ebenfalls Raphael Märki – genauso wie der Klub Kegelbahn. Die Kombination von Italo-Disco-Sounds aus den 80er-Jahren und frisch gebackener Pizza à discrétion füllt das Kaffee Kind bis heute regelmässig. Während der Corona-Pandemie, im Sommer 2020, lancierte Märki mit seinem Team einen Lieferservice. Bald schon belieferte die Disco-Pizza-Flotte die halbe Stadt (zentralplus berichtete). Später wurde die Pizza auch in einem Container der Zwischennutzung NF49 in Emmenbrücke, in der Sunset Bar und natürlich im Kaffee Kind verkauft. Dazu kamen Caterings an privaten und öffentlichen Events. Jetzt wagt das Team um Märki den nächsten Schritt.
Ein Team mit vielen Talenten
Wir wollen wissen, was bis zur Eröffnung noch erledigt werden muss. Sofort kommt Raphael Märki ins Schwärmen. «An dieser grünen Wand entlang wollen wir eine Bank im alten Bahnhofsdesign platzieren», erklärt er und deutet auf den Prototyp des «Bahnhofsbänklis». Seine Augen leuchten, auch wenn ihnen eine gewisse Müdigkeit anzusehen ist. 500 Meter Holzleisten sollen in den kommenden Tagen mithilfe eines Lasers passend zusammengeschraubt werden. «Sauschön wird die Bank.» Sie solle einen Hauch Nostalgie versprühen, sobald jemand das Lokal betrete.
Am meisten Freude bereitet Märki die Tatsache, im Verlauf der Jahre spannende, vielseitige Jobs geschaffen zu haben. Genauso vielseitig wie die Menschen, die für «Disco Pizza» arbeiten. «Leute, die mit dem Töffli unsere Pizzen ausliefern, helfen bei Caterings mit. Marc, ein Mitarbeiter der Küche, ist gelernter Schreiner und hat den Prototyp des ‹Bahnhofsbänklis› entworfen. Die Verantwortung für die Deko liegt bei unserer Content-Managerin Nina Winiger. Und als Chef de Service konnten wir mit Milena Costanzo die bisherige ‹Tätschmeisterin› des Kaffee Kind gewinnen. Komplettiert wird das Team von meinem Stellvertreter Fabian Riccio – der nebenbei als DJ unterwegs ist.»
«Distanz zur Baselstrasse ist gefühlt unendlich gross»
Märki ist ein viel beschäftigter Mann. Vor dem Interview mit zentralplus unterhält er sich mit den Hauseigentümern, im Anschluss steht ein Telefonat mit der Stadt Luzern an. Nichts Neues für den ehemaligen Tontechniker. Dank seinen beiden anderen Betrieben Kaffee Kind und Klub Kegelbahn ist er es gewohnt, auf mehreren Partys gleichzeitig zu tanzen.
Kaffee Kind und Klub Kegelbahn: Das sind zwei Lokale mitten in der lebendigen, aber auch berüchtigten Baselstrasse. Bis zum Umzug kommen Besucherinnen im Kaffee Kind in den Genuss der Disco Pizza. Doch das Raucherlokal ist nicht für alle. Die Klientel: Zwischen 18 und 40, eher links-alternativ und durchaus motiviert, nach der Pizza im Kaffee Kind auf der anderen Strassenseite im Klub Kegelbahn feiern zu gehen. Dort wird an Wochenenden bis in die frühen Morgenstunden zu Techno und anderen Beats getanzt.
Künftig werden im Kaffee Kind keine Pizzen mehr gebacken. Die gesamte Produktion inklusive Lieferservice wird in die Pfistergasse verlegt. Zwei neue Öfen aus Neapel stehen dort bereit. Zwei weitere werden aus dem Kaffee Kind hergeschleppt. «Vorne im Lokal werden wir – für alle sichtbar – Pizza nach neapolitanischer Art backen. Hinten in der Produktionsküche machen wir die Pizzen im Bari- und Detroit-Style», erklärt Märki. Pizza ist nicht gleich Pizza. Mit den drei Sorten sei für alle etwas dabei.
«Die Disco Pizza ist Mainstream.»
Raphael Märki, Betreiber Kaffee Kind, Klub Kegelbahn und «Disco Pizza»
Der neue Standort werde ein neues Publikum anziehen, ist Raphael Märki überzeugt: «Die Distanz zur Baselstrasse ist gefühlt unendlich gross.» Mit dem Nachwuchs im verrauchten und lauten Kaffee Kind Pizza essen gehen – für die allermeisten Eltern undenkbar. «Doch die Disco Pizza ist Mainstream. Die wird auch von Kindern und seriösen Leuten gegessen.» Nebst der «Disco Pizza»-Stammkundschaft will Märki auch Menschen aus dem Quartier in das neue Lokal locken.
Mit der Fasnacht kommt die «Pizza fritta»
Der erste Streich folgt mit dem Urknall: Während der Fasnacht wird die «Disco Pizza»-Crew in der Pfistergasse «Pizza fritta» – in etwa: frittierte Calzone – über «d'Gass» verkaufen. Der Street-Food-Klassiker aus Neapel passe perfekt zur Fasnacht, so Märki. Und dann soll es im März auch drinnen im Lokal losgehen. Ein genaues Datum für die Eröffnung gibt es aber noch nicht.
Ein grosses Eröffnungsspektakel ist nicht geplant. Nur der Wochentag steht fest: Donnerstag. Dies, weil der Umzug vom Kaffee Kind in die Pfistergasse von Montag bis Mittwoch dauern wird. Während dieser Zeit werde auch der Webshop schliessen – also kein Lieferservice für Disco-Pizza-Fans.
«Wir wollen die Barista-Kultur hochleben lassen.»
Raphael Märki
Ein Ziel des Teams am neuen Ort: Die Pizza soll noch besser werden. Der gute Ruf der Disco Pizza leidet bisweilen unter der unbeständigen Qualität. Dessen ist sich Raphael Märki bewusst: «Prio Nummer eins ist: Konstanz bei den Lieferzeiten und der Qualität.» Mit den zwei, drei Jahren Erfahrung müsse sich das Team nun dieser Herausforderung stellen.
Kaffee, Gipfeli und Lasagne
Auf die Frage, was man im «Disco Pizza»-Lokal an der Pfistergasse anbieten wolle, antwortet Raphael Märki erstaunlich vage. Nebst den drei Pizza-Sorten – wobei auch eine glutenfreie Variante der Detroit-Pizza geplant ist – werde die Kundschaft auch Salate und Desserts bestellen können. Ob der italienische Dessert-Klassiker Tiramisù auf der Speisekarte landen wird? «Keine Ahnung.» Hingegen weiss der 40-Jährige ganz genau, womit er sich in den nächsten Wochen bis zur Eröffnung beschäftigen wird: «Wir wollen die Barista-Kultur hochleben lassen. Und wir tüfteln am hauseigenen Croissant.»
Kulinarisch soll auch das Kaffee Kind vom neuen «Disco Pizza»-Lokal profitieren. Frische Sandwiches, hausgemachtes Gebäck und das Comeback der bekannten, in gewissen Kreisen schmerzlich vermissten Lasagne sind nur einige Ideen, die Märki vorschweben. Und weil die Distanz nur gefühlt unendlich gross ist, werden Nachtschwärmerinnen wahrscheinlich auch Pizzen von der Pfistergasse ins verrauchte Lokal an der Baselstrasse bestellen können.
Wirtschaftliches Klumpenrisiko
Kaffee Kind, Klub Kegelbahn und «Disco Pizza» – alle sind sie Teil der «Dein Ding AG». Wenn es in den beiden Kulturbetrieben der Baselstrasse schlecht läuft, wird man das auch in der Pfistergasse spüren – und umgekehrt. Und wenn eines der Lokale hops geht? «Wir gehen sicher nicht hops. Wir geben uns Mühe», lacht Märki. Dennoch: Eine Abkopplung von «Disco Pizza» aus der «Dein Ding AG» schliesse er nicht aus.
Franchising à la McDonald's
«Dein Ding AG» – der Name ist Programm. Wenn Raphael Märki und sein Team bei einem Bier im Kaffee Kind zusammensitzen und verrückte Ideen diskutieren, resultiert daraus regelmässig Produktives. Bereits im Sommer 2020, als der Brand Disco Pizza lanciert wurde, hätten sie beschlossen, irgendwann irgendwo ein echtes Pizza-Lokal zu eröffnen. Denn eines sei immer klar gewesen: «Das Kaffee Kind wird keine Pizzeria.»
Dass bald weitere «Disco Pizza»-Lokale entstehen, schliesst Raphael Märki nicht aus. Auch gegenüber der Idee einer Franchising-Filiale sei er offen. «Mit uns ist immer zu rechnen!», meint Märki noch schmunzelnd, bevor er die Nummer der Stadtverwaltung in sein Handy tippt.
- Gespräch mit Raphael Märki, Betreiber Kaffee Kind, Klub Kegelbahn und «Disco Pizza»
- Augenschein vor Ort