In der Schweiz haben wir den Luxus von Leitungswasser mit Spitzenqualität. Die Luzerner Organisation «Wasser für Wasser» will darum Hotels zum Umdenken bewegen, damit sie auf heimisches «Hahnenburger» anstatt Markenwasser setzen.
In Schweizer Hotels und Restaurants sollen Gäste lokales Trinkwasser aus dem Wasserhahn anstatt um die halbe Welt gereistes Flaschenwasser trinken. Dieses Ziel verfolgt die international tätige Non-Profit-Organisation «Wasser für Wasser» (WfW) mit Sitz in Luzern, die aus diesem Grund das «WfW Green Hotel»-Konzept ins Leben gerufen hat.
Die Idee dahinter: Anstatt Markenwasser aus aller Welt sollen die Hotels Trinkwasser aus der Leitung servieren. Sei es kostenlos aus der Glasflasche auf dem Zimmer oder in der dazugehörigen Gastronomie – sofern vorhanden. Durch die Verwendung von Trinkwasser aus der lokalen Leitung werden Transport- und Verpackungskosten verhindert und dadurch wird der CO2-Fussabdruck vermindert.
Im Gegenzug überlassen die Hotels der Organisation einen monatlichen Partnerschaftsbeitrag. Das Geld fliesst dann vollumfänglich in Wasser-, Hygiene- und Bildungsprogramme in Mosambik, Sambia und in der Schweiz, die WfW vor Ort ins Leben gerufen hat und umsetzt.
Diese Luzerner Hotels sind dabei
Um das neue Wasserkonzept umzusetzen, arbeitet die Organisation mit zahlreichen Betrieben zusammen. Darunter auch viele Hotels aus der Zentralschweiz. 38 Betriebe sind beim Start mit dabei, einige davon sind neu, andere arbeiten schon länger mit WfW zusammen. In Luzern sind nebst dem Hotel Pilatus-Kulm das Boutique Hotel Schlüssel, das Seehotel Hermitage, das Mandarin Oriental Palace sowie das Flora Alpina in Vitznau und das Wellness-Hotel Gerbi in Weggis dabei. Die Stadt Zug ist mit dem City-Hotel Ochsen vertreten.
Das für die Gäste kostenlose Trinkwasser auf dem Zimmer – eine Erstaustattung von Karaffen stellt WfW den Hotels zur Verfügung – sei dabei die Mindestanforderung, erklärt Nick Schwery, Projektleiter Kommunikation von WfW. «Die Idealvorstellung wäre, dass alle Hotels schweizweit komplett auf Markenwasser verzichten würden. Aber so weit sind wir noch nicht.» Sei dies wegen laufenden Verträgen mit Getränkehändlern oder weil die Gäste in manchen Hotels bestimmte Wassermarken erwarten würden.
Zankapfel «Gratis»-Wasser
Was ändert sich für den Hotelgast? Konkret eigentlich nichts. Die Wasserflasche im Zimmer ist gratis, allfälliges Wasser in der Minibar verrechnet das Hotel normal. Verfügt der Partnerbetrieb noch über ein Restaurant, kommt hingegen noch die Umsetzung eines der Gastrokonzepte von WfW hinzu. Dazu gehört beispielsweise der Verkauf von Trinkwasser in WfW-Flaschen oder selbst hergestelltes Sprudelwasser.
Zu welchem Preis oder ob die Gastronomen das Trinkwasser überhaupt in Rechnung stellen, bleibt ihnen überlassen, erklärt Schwery. Es ist also Sache der einzelnen Partnerbetriebe, ob sie gratis ein Glas «Hahnenburger» zum Kaffee oder zum Glas Rotwein kredenzen.
Gratiswasser ist in der Gastronomie ein Dauerthema. Während es bei manchen Betrieben zum guten Ton gehört, Trinkwasser gratis anzubieten, wird es andernorts verrechnet. Die Argumentation: Für die Gastronomen ist das Glas Wasser nicht gratis. Bedienung, Gläser waschen, Spülmittel – das alles kostet. Für Nick Schwery ist der Fall klar: «Trinkwasser soll und darf einen Wert haben.» Ausserdem sei es schön, wenn man dabei noch soziale Projekte unterstützen kann.
- Wenn ich noch etwas anderes konsumiere auf jeden Fall.
- Nein, es ist schliesslich eine Dienstleistung.
- Kommt ganz auf die Art und Lage des Restaurants an.
Wasser hoch zum Pilatus Kulm
Eines der Hotels, die sich neu für eine Zusammenarbeit entschieden haben, ist das Hotel Pilatus-Kulm. Thomas Koller, Leiter Hotel und Gastronomie, erklärt uns, weshalb. Koller kam schon bevor er im vergangenen September ins Hotel Pilatus Kulm gewechselt ist, mit WfW in Berührung und schätzt deren Engagement.
Für das «Pilatus-Kulm», das im November neu mit vier Sternen ausgezeichnet worden ist (zentralplus berichtete), sei eine Teilnahme am «WfW Green Hotel»-Projekt auch aus logistischen Gründen sinnvoll. «Der Transport von Getränkeflaschen von der Talstation auf den Berg – und wieder zurück – ist sehr aufwendig.» Bisher habe man vor allem mit PET-Flaschen gearbeitet. «Mit dem Trinkwasser in wiederverwendbaren Karaffen können wir zudem eine Menge Abfall einsparen», so Koller. Abgefüllt wird auf dem Pilatus frisches, nicht mineralisiertes Quellwasser. Weiter sagt Koller, dass das Konzept vorläufig nur für das Hotel Pilatus-Kulm angewendet wird.
In der Trinkwasserfrage gehört das historische Restaurant Pilatus-Kulm übrigens zu den Lokalen, die das Trinkwasser verrechnen. Das hat auch mit der Infrastruktur und dem entsprechenden Aufwand zu tun. «Das Wasser muss von der Talstation zu uns hochgepumpt werden», sagt Koller. Reklamationen deswegen habe es bisher keine gegeben. «Wir weisen die Gäste bei der Bestellung darauf hin und es wird auch in den Getränkekarten deklariert.»
- Telefongespräch mit Nick Schwery, «Wasser für Wasser»
- Medienmitteilung WfW
- Telefongespräch mit Thomas Koller, Hotel Pilatus Kulm