«Hahnenburger» anstatt Markenwasser

Darum steigen Luzerner Hotels auf Trinkwasser um

Thomas Koller vom Hotel Pilatus-Kulm setzt auf frisches Quellwasser vom Pilatus. (Bild: zvg)

In der Schweiz haben wir den Luxus von Leitungswasser mit Spitzenqualität. Die Luzerner Organisation «Wasser für Wasser» will darum Hotels zum Umdenken bewegen, damit sie auf heimisches «Hahnenburger» anstatt Markenwasser setzen.

In Schweizer Hotels und Restaurants sollen Gäste lokales Trinkwasser aus dem Wasserhahn anstatt um die halbe Welt gereistes Flaschenwasser trinken. Dieses Ziel verfolgt die international tätige Non-Profit-Organisation «Wasser für Wasser» (WfW) mit Sitz in Luzern, die aus diesem Grund das «WfW Green Hotel»-Konzept ins Leben gerufen hat.

Die Idee dahinter: Anstatt Markenwasser aus aller Welt sollen die Hotels Trinkwasser aus der Leitung servieren. Sei es kostenlos aus der Glasflasche auf dem Zimmer oder in der dazugehörigen Gastronomie – sofern vorhanden. Durch die Verwendung von Trinkwasser aus der lokalen Leitung werden Transport- und Verpackungskosten verhindert und dadurch wird der CO2-Fussabdruck vermindert.

Im Gegenzug überlassen die Hotels der Organisation einen monatlichen Partnerschaftsbeitrag. Das Geld fliesst dann vollumfänglich in Wasser-, Hygiene- und Bildungsprogramme in Mosambik, Sambia und in der Schweiz, die WfW vor Ort ins Leben gerufen hat und umsetzt.

Diese Luzerner Hotels sind dabei

Um das neue Wasserkonzept umzusetzen, arbeitet die Organisation mit zahlreichen Betrieben zusammen. Darunter auch viele Hotels aus der Zentralschweiz. 38 Betriebe sind beim Start mit dabei, einige davon sind neu, andere arbeiten schon länger mit WfW zusammen. In Luzern sind nebst dem Hotel Pilatus-Kulm das Boutique Hotel Schlüssel, das Seehotel Hermitage, das Mandarin Oriental Palace sowie das Flora Alpina in Vitznau und das Wellness-Hotel Gerbi in Weggis dabei. Die Stadt Zug ist mit dem City-Hotel Ochsen vertreten.

Das für die Gäste kostenlose Trinkwasser auf dem Zimmer – eine Erstaustattung von Karaffen stellt WfW den Hotels zur Verfügung – sei dabei die Mindestanforderung, erklärt Nick Schwery, Projektleiter Kommunikation von WfW. «Die Idealvorstellung wäre, dass alle Hotels schweizweit komplett auf Markenwasser verzichten würden. Aber so weit sind wir noch nicht.» Sei dies wegen laufenden Verträgen mit Getränkehändlern oder weil die Gäste in manchen Hotels bestimmte Wassermarken erwarten würden.

Im Minimum müssen Hotels kostenloses Wasser in solchen Karaffen zur Verfügung stellen. (Bild: Franca Pedrazzetti, WfW)

Zankapfel «Gratis»-Wasser

Was ändert sich für den Hotelgast? Konkret eigentlich nichts. Die Wasserflasche im Zimmer ist gratis, allfälliges Wasser in der Minibar verrechnet das Hotel normal. Verfügt der Partnerbetrieb noch über ein Restaurant, kommt hingegen noch die Umsetzung eines der Gastrokonzepte von WfW hinzu. Dazu gehört beispielsweise der Verkauf von Trinkwasser in WfW-Flaschen oder selbst hergestelltes Sprudelwasser.

Zu welchem Preis oder ob die Gastronomen das Trinkwasser überhaupt in Rechnung stellen, bleibt ihnen überlassen, erklärt Schwery. Es ist also Sache der einzelnen Partnerbetriebe, ob sie gratis ein Glas «Hahnenburger» zum Kaffee oder zum Glas Rotwein kredenzen.

Gratiswasser ist in der Gastronomie ein Dauerthema. Während es bei manchen Betrieben zum guten Ton gehört, Trinkwasser gratis anzubieten, wird es andernorts verrechnet. Die Argumentation: Für die Gastronomen ist das Glas Wasser nicht gratis. Bedienung, Gläser waschen, Spülmittel – das alles kostet. Für Nick Schwery ist der Fall klar: «Trinkwasser soll und darf einen Wert haben.» Ausserdem sei es schön, wenn man dabei noch soziale Projekte unterstützen kann.

Nick Schwery von «Wasser für Wasser» findet: «Wasser soll und darf einen Wert haben.» (Bild: zvg / WfW)

Wasser hoch zum Pilatus Kulm

Eines der Hotels, die sich neu für eine Zusammenarbeit entschieden haben, ist das Hotel Pilatus-Kulm. Thomas Koller, Leiter Hotel und Gastronomie, erklärt uns, weshalb. Koller kam schon bevor er im vergangenen September ins Hotel Pilatus Kulm gewechselt ist, mit WfW in Berührung und schätzt deren Engagement.

Für das «Pilatus-Kulm», das im November neu mit vier Sternen ausgezeichnet worden ist (zentralplus berichtete), sei eine Teilnahme am «WfW Green Hotel»-Projekt auch aus logistischen Gründen sinnvoll. «Der Transport von Getränkeflaschen von der Talstation auf den Berg – und wieder zurück – ist sehr aufwendig.» Bisher habe man vor allem mit PET-Flaschen gearbeitet. «Mit dem Trinkwasser in wiederverwendbaren Karaffen können wir zudem eine Menge Abfall einsparen», so Koller. Abgefüllt wird auf dem Pilatus frisches, nicht mineralisiertes Quellwasser. Weiter sagt Koller, dass das Konzept vorläufig nur für das Hotel Pilatus-Kulm angewendet wird.

In der Trinkwasserfrage gehört das historische Restaurant Pilatus-Kulm übrigens zu den Lokalen, die das Trinkwasser verrechnen. Das hat auch mit der Infrastruktur und dem entsprechenden Aufwand zu tun. «Das Wasser muss von der Talstation zu uns hochgepumpt werden», sagt Koller. Reklamationen deswegen habe es bisher keine gegeben. «Wir weisen die Gäste bei der Bestellung darauf hin und es wird auch in den Getränkekarten deklariert.»

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Nick Schwery, «Wasser für Wasser»
  • Medienmitteilung WfW
  • Telefongespräch mit Thomas Koller, Hotel Pilatus Kulm
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8 Kommentare
  • Profilfoto von Waldimir J. Bissig
    Waldimir J. Bissig, 10.03.2023, 06:03 Uhr

    Mineralwasser, heißt nicht umsonst so. Der Mensch braucht Mineralien und diese mit Mineralwasser dem menschlichen Körper zuzufügen, ist effizient und Gesund. Die Mineralquellen der Schweiz sind streng kontrolliert und unterstehen etlichen Vorschriften. Wasser welches jahrelang unterwegs ist, bis es in der Flasche landet, ist weit gesünder als aufbereitetes Wasser mit Verunreinigungen (Pharma, Landwirtschaft, ect)
    Evian ist zb. über 20 Jahre im Bergmassiv unterwegs bis es schlussendlich in der Flasche landet. Ich bin Wassersommelier und weiß wovon ich spreche. Die Mineralien welche durch Wasser dem Körper zugeführt werden, nimmt der Mensch besser auf als künstliches beifügen.

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    Andy OW, 25.02.2023, 17:32 Uhr

    Spannend, dass sich die Schlagzeile nur auf «Luzerner Hotels» bezieht, aber das Foto und viele Verweise im Artikel ein Obwaldner Hotel zeigen.
    Schaut euch mal die Karte vom Pilatus etwas genauer an…
    Ich hoffe, wir Obwaldner werden jetzt nicht von Luzern zwangsannektiert 😉

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    Laureen, 24.02.2023, 07:27 Uhr

    Was genau macht diese Organisation? Die Hotels bieten Hahnenwasser an… Und sollen dafür dieser Organisation Geld geben? Warum? Für was? Die Idee Hahnenwasser zu bestellen haben Gäste seit zig Jahren. Das Restaurant verzichtet nun völlig auf überteuerte Wasser. Macht evtl sogar Umsatzeinbussen, da Margen für Wasser riesig sind.
    Das Geld fliesst in eine angeblich nonprofit Organisation…. Hä? Für Afrika? Wieder mal….

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    Toni, 23.02.2023, 18:00 Uhr

    Tolles Konzept, tolle Organisation. Schön klappts nach Restaurants und Büros jetzt auch im grossen Stil bei den Hotels. 👏

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    Roland Grueter, 23.02.2023, 17:35 Uhr

    Wie war das noch mit dem verunreinigten Wasser 2022? Na dann, prost!

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    Marie-Françoise Arouet, 23.02.2023, 13:23 Uhr

    Worin liegt jetzt genau der Sinn, wenn man „Knutwiler“ ruiniert?

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      Roland Grueter, 23.02.2023, 17:36 Uhr

      Ich gehe mit Ihnen absolut einig.

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    Doris Wernli, 23.02.2023, 13:14 Uhr

    Verstehe ich das richtig? Luzerner Hotels sollen ihren Gästen vermehrt Hahnenwasser vorsetzen, und dafür einer Organisation Geld überweisen? Wo ist da der Sinn? Dann gründe ich auch eine Organisation die bei Bäckern Geld eintreibt, wenn die lokales Mehl verwenden… klingt ein bisschen nach Sizilien das Ganze.

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