Auf dem Inseli ists lauter geworden – was nicht allen passt
Auf der Zwischennutzung Universum fanden diesen Sommer auch grössere und laute Veranstaltungen statt. (Bild: Elias Röösli)
Das «Universum», die Zwischennutzung auf dem einstigen Carparkplatz des Inseli, löst bei den gastronomischen Nachbarn gemischte Gefühle aus. Das Verhältnis zur «Buvette» und zur «Volière» könnte harmonischer sein.
Eine Fotoausstellung mit Impressionen aus Jamaikas Hauptstadt Kingston, karibische Musik, die aus dem handgebauten Boxenturm des Surseer DJ-Kollektivs G-Rilla Sound wummert, und Drinks von der «Volière», der Bar des Radio 3Fach – vor ziemlich genau zehn Jahren sollte all dies auf dem Luzerner Inseli stattfinden.
Der handgebaute Boxenturm des Surseer DJ-Kollektivs G-Rilla Sound verstärkte die Musik an der «Volière» im Luzerner Inseli. (Bild: G-Rilla Sound)
Nebenan stellte ein Luzerner Fotograf seine Aufnahmen aus, die er in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston geschossen hatte. (Bild: G-Rilla Sound)
Doch kaum war die Sause lanciert, klingelte das Telefon des Barkeepers, der am besagten Tag hinter dem Tresen stand. Es sei zu laut, monierte ein erboster Anwohner. Um zu vermeiden, dass er die Polizei informieren würde, stellten die DJs die Musik leiser. Nicht nur für diese eine Party. Sondern bei fast allen Veranstaltungen, welche die «Volière» in den kommenden Jahren organisieren sollte.
Spätestens seit die ZwischennutzungUniversum letztes Jahr im Sommer in direkter Nachbarschaft zur «Volière» und zur «Buvette» Platz gefunden hat (zentralplus berichtete), scheint der Wind aber gedreht zu haben.
Zwischennutzung Universum macht Inseli lauter
Wie Konrad Weber, seit 2008 Wirt der «Buvette» an jenem Ende des Inseli in Richtung Bahnhof, sagt, hat die ZwischennutzungUniversum den Lautstärkepegel im Park merkbar erhöht. «Vor allem diesen Sommer hatten wir wenig Freude ob der grossen und grösseren Veranstaltungen auf dem ‹Universum›, die teilweise sehr laut waren», führt Weber aus. «Das ist nicht in unserem Sinne und vor allem nicht im Sinne unserer Gäste, die zu uns kommen, weils bei uns lauschig und gemütlich ist.» Entsprechend habe er dies in Gesprächen mit der Stadt Luzern deponiert.
«Gut möglich, dass die Behörden toleranter geworden sind», meint Weber, darauf angesprochen, dass die Belebung durch das «Universum» dazu geführt haben könnte, dass sich auch der akustische Spielraum der «Volière» und der «Buvette» vergrössert hat. Dass dies bei den Anwohnern gut ankommt, bezweifelt der 64-Jährige.
Remo Conti, Wirt der «Volière» am anderen Ende des Inseli, sind keine derartigen Entwicklungen bekannt. «Meines Wissens sind die Lärmregelungen noch dieselben und wir dürfen weiterhin einen lauten Event pro Monat machen», sagt er auf Anfrage von zentralplus.
«Universum» eckt bei «Buvette» an
«Auch wir organisieren regelmässig Veranstaltungen. Aber die sind so klein und emissionsarm, dass sie niemanden stören», betont Weber. Es stelle sich die Grundsatzfrage: Soll das Inseli zum Veranstaltungsstandort werden? Er beantwortet sie gleich selber: «Nein. Denn dies bringt zwangsweise Einschränkungen für alle bisherigen Nutzer mit sich.»
Aus dem Gespräch mit Remo Conti geht hervor, dass auch die vom Radio 3Fach betriebene Sommerbar auf dem Inseli dem «Universum» nicht nur Positives abgewinnen kann. Conti erläutert dies an einem Beispiel: Während eines Beachvolleyballevents auf der Zwischennutzung hätten sich mehrere Gäste der «Volière» über den «sehr motivierten» und lauten Speaker beschwert.
«Aufpassen, dass wir die Nachbarschaft nicht überfordern»
Über das Konfliktpotenzial auf dem Inseli hat zentralplus auch mit Silvan Setz gesprochen. Er ist Projektleiter der Zwischennutzung «Universum». «Wir sind bemüht, uns auszutauschen», sagt Setz. Offenbar mit wenig Erfolg. «Buvette»-Wirt Weber sagt, dass er zwar mit der «Volière» ein gutes Verhältnis pflege. Mit dem «Universum» hingegen habe er kaum zu tun. Das Verhältnis zwischen Weber und den Betreibern des «Universums» scheint angespannt zu sein.
Setz zeigt sich dennoch bemüht um gute Beziehungen zu den gastronomischen Nachbarn. «Wir planen unsere Veranstaltungen um das Programm der ‹Volière› herum, berücksichtigen dabei auch die Buvette», sagt er. Doch unterliegt das «Universum» einem Interessenkonflikt. «Uns ist es einerseits ein grosses Anliegen, dass der doch grosse Platz bespielt wird, andererseits möchten wir die anderen Betreibenden auch nicht zu stark beeinträchtigen», erklärt Setz. «Das ist nicht immer einfach», ist er sich bewusst.
Universum am Limit
«Wir mussten zusammen mit der Stadt Luzern herausfinden, was innerhalb der Zwischennutzung machbar ist und was nicht» führt Setz weiter aus. «Inzwischen wissen wir ziemlich genau, wie viel Spielraum im ‹Universum› vorhanden ist.» Dass die Belebung des Inseli durch das «Universum» dazu führe, dass auch die «Buvette» und die «Volière» beim Veranstalten mehr Freiheiten geniessen würden, freue ihn natürlich. «Wir müssen aber gleichzeitig aufpassen, dass wir die Nachbarschaft nicht überfordern», sagt er.
Ohnehin sei das «Universum» rein ressourcentechnisch mit dem, was es diesen Sommer veranstaltet hat, «wohl am Limit angelangt», sagt Setz. «Finanziell und auch personell können wir nicht viel mehr Veranstaltungen stemmen.» Auch, weil der Sommer nicht ewig dauere und in Luzern und Umgebung schon genug los sei.
Für Konrad Weber und Remo Conti sowie die Anwohnerinnen des Inseli heisst das: Es wird nächsten Sommer wohl nicht leiser, aber auch nicht viel lauter.
Neue Konkurrenz soll Auswirkungen auf Umsatz haben
Immerhin blieben die befürchteten Umsatzeinbussen bei der «Buvette» aus. Als im Frühjahr 2023 bekannt geworden war, dass das «Universum» ebenfalls eine Bar betreiben würde, gingen Konrad Weber und das Radio 3Fach als Betreiber der «Volière» auf die Barrikaden (zentralplus berichtete). Doch die Konkurrenz scheint dem Geschäft Webers nicht geschadet zu haben, wie dieser sagt. Der Umsatz präsentiere sich stabil.
«Volière»-Wirt Conti geht hingegen davon aus, dass wegen des «Universums» der Umsatz an seiner Bar leicht zurückgegangen ist – obschon die Zahlen von verschiedensten Faktoren abhängig seien, wie er zugibt.
Einst Moderator und Redaktor beim Radio 3FACH und bei Jam On Radio, schreibt Joel Dittli seit 2023 bei zentralplus. Um auch den künftigen Herausforderungen im Medienalltag gewachsen zu sein, absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern. Als Reggae-Musiker und FCL-Fan ist er am Wochenende oft in Kulturlokalen oder Fussballstadien anzutreffen.