Weniger Neugründungen von Lokalen

98 Gastro-Betriebe weg: Konkurse in Luzern nehmen zu

In Luzern schlossen in den letzten zwei Jahren vermehrt Gastronomie-Betriebe ihre Türen. (Bild: Unsplash/@evanthewise)

Gesellschaftlicher Wandel, Corona-Nachwehen und weniger Neugründungen. Im Kanton Luzern haben in den letzten zwei Jahren fast 100 Restaurants und Bars Konkurs gemacht. So viele, wie schon lange nicht mehr.

Obwohl die Corona-Pandemie für viele nur noch eine Erinnerung ist, kämpfen einige Wirtschaftszweige immer noch mit den Folgen. Beispielsweise die Gastronomie.

Wie Daten des Zürcher Instituts «Crif» zeigen, hat die Anzahl Konkurse in der gesamten Schweizer Wirtschaft um 23 Prozent zugenommen. Ein Blick auf die Luzerner Gastronomie zeigt, dass im Jahr 2022 98 Gastro-Betriebe Konkurs gegangen sind. 2001 waren es noch elf Betriebe. Nicht in dieser Statistik erfasst, sind Betriebe, die auf reguläre Art und Weise den Betrieb geschlossen oder an eine Nachfolge übergeben haben.

Neugründungen von Bars, Restaurants oder anderen Gaststätten gab es im Kanton Luzern im vergangenen Jahr 72. Mit dieser Differenz von -26 Betrieben ist der Kanton Luzern an sechster Stelle im schweizweiten Vergleich der grössten Defizite. Eine Liste, die der Kanton Tessin mit -126 Betrieben anführt. Der Kanton Zug hat – wie auch die Kantone Basel und Genf – ein Defizit von -12 Betrieben.

Ruedi Stöckli, der Präsident des Branchenverbands Gastro Luzern, nennt es eine «gewisse Strukturbereinigung». Die Gründe für die Konkurse sind mannigfaltig. Seien es gesellschaftliche Veränderungen – dass Besucherinnen beispielsweise öfters daheim kochen und weniger ins Restaurant gehen –, Schwierigkeiten bei der Nachfolgeregelung oder das gesunkene Interesse an einem eigenen Betrieb.

Stöckli kritisiert auch die Rolle der Medien. «Medienberichte über Gedeckzuschläge und überhöhte Preise für Leitungswasser waren für unsere Branche nicht gerade förderlich, ja gar kontraproduktiv», wird der ehemalige Wirt des Landgasthofs Strauss in Meierskappel (zentralplus berichtete) in der «Luzerner Zeitung» zitiert.

Während Gastro Luzern Präsident Ruedi Stöckli davon ausgeht, dass sich das Verhältnis zwischen Konkursen und Neugründungen wieder einpendeln wird, macht Roger Lang vom Arbeitnehmerverband Hotel & Gastro Union eine andere Prognose.

«Ich gehe davon aus und hoffe sogar, dass die Strukturbereinigung weitergeht», sagt er gegenüber der Zeitung. Das gastronomische Angebot sei grösser als die Nachfrage, was den Druck auf die einzelnen Betriebe erhöhe, innovativ zu bleiben und hohe Qualität zu bieten. «Mit Wienerli im Teig und Café Crème lockt man heute niemanden mehr ins Restaurant.»

Mit weniger Betrieben würden sich gemäss Lang auch die Arbeitsbedingungen für die Angestellten verbessern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Verwendete Quellen
  • Website «Crif»
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Artikel im «Zofinger Tagblatt»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 23.01.2023, 12:16 Uhr

    Logisch, nicht die frechen Gebühren der Wirte sind das Problem, sondern nur die Medienberichte darüber. Gastro Luzern wie gewohnt auf 150er-IQ-Niveau. Roger Lang hingegen bringt es auf den Punkt: Weniger Beizen gleich höhere Qualität und bessere Löhne fürs Personal.

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