Baracken-Beiz soll Industriequartier aufwerten

Gastro-Querdenker planen Gartenbeiz in Reussbühl

Die drei innovativen Köpfe hinter der Sinnvoll Gastro: Philippe Giesser, Simon Feigenwinter und Heinrich Michel (von links). (Bild: zvg)

Erst haben sie die Lindenstrasse aufgemischt, nun soll ein Lokal das Mittagsangebot im Mega-Entwicklungsgebiet Luzern Nord beleben. Die drei Restaurantbetreiber von Sinnvoll Gastro setzen dabei auf einfache Küche und velofahrende Gäste. Wie lange die Beiz bleiben darf, steht noch nicht fest.

Heiri Michel und seine Kollegen von Sinnvoll Gastro haben bereits die Lindenstrasse aufgemischt mit ihrem Street-Food-Market und drei Restaurationsbetrieben, darunter die Sommerbeiz «container13» (zentralplus berichtete). Nun wagen sich die drei Gastro-Querköpfe einen Schritt weiter hinaus in Richtung Reusszopf, wie einer aktuellen Planauflage zu entnehmen ist. Kurz vor der Megabaustelle auf dem Seetalplatz plant das Restaurationsunternehmen einen neuen Betrieb inmitten der Wohnsiedlung.

Das Baugesuch weist Kosten von rund 450’000 Franken für den Umbau aus. Diese verhältnismässig moderate Summe kommt zustande, weil die bestehende Infrastruktur genutzt und nur für einen begrenzten Zeithorizont gebaut wird. Da der Standort vor einem massiven Umbruch steht, ist die Lebenszeit des Restaurationsbetriebes begrenzt: «Wir haben von der Stadt Luzern eine Zusicherung für die nächsten zehn Jahre erhalten», erklärt Heinrich Michel, Gründer und Geschäftsführer von Sinnvoll Gastro.

Nur wenige Meter vom Seetalplatz entfernt entsteht das neue Lokal von Sinnvoll Gastro.

Nur wenige Meter vom Seetalplatz entfernt entsteht das neue Lokal von Sinnvoll Gastro.

(Bild: Bildmontage / Google)

Bis es so weit ist, muss aber erst das Baugesuch geprüft werden: «Wie ich die Stadt kenne, kann das ein gutes halbes Jahr dauern.» Die Umbauphase sei danach innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen. Wenn es nach Michel geht, soll es noch diese Saison losgehen: «Ich möchte bereits diesen Sommer das neue Restaurant eröffnen.» Der auserkorene Standort ist eine unspektakuläre Baracke nahe der Hauptstrasse, sie liegt fast vis-à-vis des historischen Industriegebäudes Shedhalle mit dem kecken Wellendach.

Viele potenzielle Gäste

Sinnvoll Gastro quartiert sich in ein Entwicklungsgebiet ein: «Wir wollen bereits seit vielen Jahren etwas umsetzen hier, denn das Gebiet Emmen Nord steht vor grossen Veränderungen (zentralplus berichtete)», sagt Michel, der einen Riecher hat für Trend-Orte. Auch der Stadtrat hat Pläne für Reussbühl West. «Wir wollen das Quartier von einem Industriequartier in ein modernes Stadtquartier überführen», sagte die Luzerner Baudirektorin Manuela Jost. 

Ziel der Stadt ist, dass aus einem mehrheitlich gewerblich genutzten Gebiet ein Stadtteil mit rund 80 Prozent Wohnfläche wird. Das entspricht rund 800 Wohnungen. Demgegenüber stehen etwa 20 Prozent Arbeitsfläche – das könnten etwa 1000 Arbeitsplätze sein. Und auf der anderen Reusseite am Seetalplatz sollen insgesamt bis zu 1800 neue Arbeitsplätze und 350 Wohnungen entstehen (zentralplus berichtete). Kein Wunder sieht Michel bei diesen Perspektiven Potenzial.

Er plant ein Restaurant mit grossem Garten und Fokus aufs Mittagessen. Die Nachfrage dazu steige, so Michel: «Bereits heute und auch in Zukunft entstehen rund um den Reusszopf viele Arbeitsplätze. Dazu kommt die Hochschule Luzern – Design & Kunst in der Viscosistadt.» Im Sommer 2016 zog die Hälfte der Hochschule Luzern – Design & Kunst in den Bau 745 nach Emmenbrücke. 

Ein Zeithorizont von zehn Jahren

Wie in der Lindenstrasse sieht Michel auch beim Reusszopf ein grosses Potenzial für die Entwicklung der Gastronomie: «Jemand muss den ersten Schritt machen und wir wollen einen Beitrag zur Aufwertung des Gebiets leisten.» Michel sagt: «Durch den Gastrobetrieb an der Lindenstrasse hat die Kriminalität an der Strasse abgenommen.» Das wolle man auch am Reusszopf erreichen. Auch die Wiese am Reusszopf wird kräftig aufgewertet, dort sind ebenfalls Gastronomiebetriebe geplant (zentralplus berichtete).

«Wir wollen die Velonutzung fördern.»

Heinrich Michel, Sinnvoll Gastro

Heiri Michel von der Sinnvoll Gastro hat viele Ideen im Köcher.

Heiri Michel von der Sinnvoll Gastro hat viele Ideen im Köcher.

(Bild: zvg)

Aussensitzplatz dient als Kräutergarten

Das Konzept für die Baracke steht noch nicht im Detail. Gastronomisch dürfen die Gäste keinen Schnick-Schnack erwarten: «Am Mittag gibt es ein gutes, frisches Menü, es wird kein A-la-carte-Restaurant. Ich vergleiche das mit dem Essen zuhause bei den Eltern in der Kindheit: Da gab es auch keine Auswahl.» Wie für Betriebe von Sinnvoll Gastro üblich, wird auch hier der Aussensitzplatz gleichzeitig als Kräutergarten genutzt.

Dem Baugesuch ist zu entnehmen, dass es nur für Restaurantbesucher auf zwei Rädern Parkplätze geben wird. «Wir wollen die Velonutzung fördern», schreibt Michel. Da der Standort mitten im Wohnquartier liegt, wird es im geplanten Betrieb am Abend eher ruhig zu und her gehen: «Es gibt keine Partys bis vier Uhr morgens», versichert der Gastronom. Stattdessen soll der 160 Quadratmeter grosse Aussensitzplatz im Sommer zu einem Feierabendbier oder Apéro einladen.

Zusammenarbeit mit der Kunsti

Im Gegensatz zu anderen Projekten von Sinnvoll Gastro würden die Räumlichkeiten im neuen Projekt musikalische Darbietungen schwierig machen. Stattdessen setzt man auf die Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Design & Kunst: «Wir können uns gut vorstellen, Künstlern Raum zu bieten für ihre Werke», das habe man auch schon in Sinnvoll-Betrieben an der Lindenstrasse gemacht. Das Zusammenspiel von Küche und Kultur wird sich aber nicht nur auf die Räumlichkeiten des neuen Betriebs beschränken, ein ähnliches Konzept ist auch im alten Tramhüsli am Emmer Centralplatz geplant (zentralplus berichtete).

Was sich sonst noch in der Luzerner Gastroszene tut, erfährst du in unserem Spezialdossier Gastronomie!

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