Zuversicht trotz schlechtem Wetter

Gastro Luzern: «Die Luzerner Beizer sind hochwassererprobt»

Obwohl einige Beizen nach dem schlechten Wetter auch noch vom Hochwasser betroffen sind, blickt Patrick Grinschgl von Gastro Luzern optimistisch auf den Herbst. (Bild: ber/Bildmontage bic)

Die Pegel von See und Reuss halten Luzern in Atem. Vom Hochwasser betroffen sind zahlreiche Restaurants mit ihren Terrassen. Nach Wochen schlechten Wetters, verwaisten Aussenbeizen und monatelangem Lockdown, ist dies die nächste Einschränkung. Dennoch blickt der Verband ziemlich optimistisch auf die kommenden Monate.

Zuerst der zweite Lockdown, dann das schlechte Wetter, das nicht gerade zum Sitzen auf der Terrasse einlädt und nun noch das Hochwasser. Die Gastrobetriebe in Luzern haben es momentan nicht leicht. Dabei wäre es für die hart getroffene Branche wichtig, sich in den Sommermonaten ein finanzielles Polster zu verschaffen, da eine vierte Coronawelle derzeit wahrscheinlich scheint.

Doch die Branche hat in den vergangenen Monaten gelernt, den Mut nicht zu verlieren. Folglich ist man beim Luzerner Gastroverband einigermassen entspannt. «Man muss in Luzern immer mit schlechtem Wetter rechnen. Daher ist der miese Sommer für uns nichts Neues», sagt Patrick Grinschgl, Verantwortlicher Politik und Präsident des Teilverbandes Luzern und Umgebung.

Viele haben bereits Erfahrung

Vom Hochwasser seien derzeit nur rund 20 der 700 Betriebe in der Region betroffen und diese seien ausserdem hochwassererprobt. Grinschgl weiss, wovon er spricht. Beim letzten grossen Hochwasser im Jahr 2005 führte er das «Nix's» in der «Laterne» in der Kleinstadt. Auch in den letzten Tagen hat sich wieder gezeigt, dass dieser Standort eine besonders neuralgische Stelle ist, sobald die Reuss anschwillt. Das «Nix's» konnte seine Terrasse damals während mehrerer Tage nicht offen haben.

«Wenn sich die Situation zuspitzt, ist man zwischenzeitlich natürlich auf 100. Das kann damit zu tun haben, dass zum Beispiel Sandsäcke und andere Schutzeinrichtungen gerade nicht zur Verfügung stehen und vielleicht zuerst der Nachbar bedient wird. Am Schluss klappt es dann aber meistens schon», erinnert sich Grinschgl. Aber natürlich müsse man auch hier wieder Extraarbeit leisten.

«Wir rechnen momentan nicht mit einem weiteren Lockdown.»

Patrick Grinschgl, Gastro Luzern

«Man hört von vielen Restaurants, dass das Geschäft seit dem Ende des Lockdowns und vor allem seit der Öffnung der Innenbereiche sehr gut lief. Für einige sind die fehlenden Touristen jedoch eine Herausforderung», sagt Grinschgl. «Denn diese Leute, die meist nur einmal im Leben in Luzern sind, gehen auch ins Restaurant, wenn das Wetter mal nicht so gut ist und die Einheimischen zu Hause bleiben.»

Optimismus trotz drohender vierter Welle

Dass die Gastronomen zuversichtlich sind, hat mit den grundsätzlichen Entwicklungen rund um die Pandemie zu tun. «Wir rechnen momentan nicht mit einem weiteren Lockdown», begründet Patrick Grinschgl. Er befürchtet jedoch, dass im Herbst nur ins Restaurant gehen darf, wer ein Covid-Zertifikat hat. «Das kann für die Wirte je nachdem kompliziert werden. Es könnte auch bedeuten, dass weniger Leute in ein Restaurant oder eine Bar gehen», blickt er voraus.

Weiter müsse sich zeigen, ob Weihnachtsessen von Firmen wieder im gewohnten Rahmen stattfinden können. Brisant: Laut Grinschgl wäre es vor diesem Hintergrund für die Betreiber einfacher, wenn sie schliessen und wieder staatliche Hilfe in Anspruch nehmen würden. Die meisten Wirtinnen seien aber froh, dass sie offen haben und arbeiten können.

Optimistisch stimmt Grinschgl, dass am Streetfood Festival, das am vorletzten Wochenende im Eiszentrum Luzern stattfand, viele Leute anwesend waren. Obwohl die Besucherinnen nur mit Zertifikat hineingelassen wurden. «Deshalb empfindet momentan niemand die Situation als Krise. Auch, weil die Leute froh seien, dass sie wieder ausgehen können.»

Personalsituation bleibt angespannt

Etwas weniger optimistisch ist Patrick Grinschgl hingegen, was die angespannte Personalsituation in der Gastrobranche betrifft. Zur Erinnerung: Nach dem Lockdown war es für viele Betriebe schwierig, genügend Mitarbeiterinnen zu finden. Zahlreiche Restaurants entliessen trotz Kurzarbeit ihre Angestellten. «Das Problem bezieht sich derzeit vor allem auf die gelernten Fachkräfte. Das war bereits vor Corona so, hat sich momentan aber zugespitzt. Unter anderem, weil Personen aus dem Ausland fehlen», sagt Grinschgl. 

Hinzu komme, dass einige Mitarbeiter, die vor dem Lockdown Teilzeit in der Gastronomie tätig waren, nicht mehr dorthin zurückkehrten. Grund: Sie haben einen Job in einem anderen Tätigkeitsgebiet gefunden. Grinschgl nennt indes auch strukturelle Probleme, welche die Arbeitsmodelle in der Branche betreffen. «Damit die Arbeit in der Gastronomie attraktiver ist, wird schon länger eine Anpassung der Arbeitsmodelle gefordert. Dies ist aber nur sehr bedingt möglich, da die Gäste nun mal am Abend ins Restaurant gehen.»

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