zentralplus wagte den Selbstversuch

«Ganz easy»: So geht der Corona-Schnelltest auf der Luzerner Allmend mit dem Velo

Ist ein wenig unangenehm, aber innert weniger Sekunden vorbei: der Nasenrachenabstrich. (Bild: ida)

Kurzerhand aufs Velo gesessen und ab auf die Luzerner Allmend, wo man sich neuerdings mit dem Velo direkt ins Corona-Testzentrum kurven kann. zentralplus hat den Selbstversuch gewagt.

Sorgenfalten zieren die Stirn des Leiters Gesundheitsversorgung, Christos Pouskoulas. Herr und Frau Schweizer traben weniger zum Coronatest an – doch die Fallzahlen sind nach wie vor bedenklich hoch.

«Die Menschen sollten sich mehr testen lassen», sagt Pouskoulas mit klarer, ruhiger Stimme. «Es macht mir Sorgen, denn es ist sehr schwierig, die Pandemie in den Griff zu kriegen, wenn wir nicht wissen, wer erkrankt ist und wer nicht.» Sanken die Fallzahlen in den letzten Tagen wieder, weil die Fallzahlen effektiv rückläufig sind? Oder weil weniger getestet wird? «Wir wissen es schlicht nicht.»

Kantonale Testcenter könnten bis zu 500 Tests täglich durchführen

In Luzern hat man auf die rückläufigen Testzahlen reagiert. Coronatests sollen noch einfacher zugänglich sein und das Ergebnis schneller vorliegen. So setzt man nun auch auf Schnelltests, seit Kurzem können beim Drive-in-Testcenter in der Allmend auch Velofahrerinnen vorfahren. Deswegen kreuzen aber nicht mehr Testwillige auf. Nach wie vor werden in den kantonalen Testzentren täglich rund 200 Menschen auf das Coronavirus getestet. «Mit den bestehenden Ressourcen könnten wir hierin unseren drei Testzentren bis zu 500 Tests täglich durchführen», sagt Pouskoulas.

An diesem kalten Novembernachmittag ist es auf der Luzerner Allmend, als wir um die Mittagszeit eintreffen, noch ruhig. Noch lassen die Menschen, die sich einem Test unterziehen wollen, auf sich warten. Auf dem Areal des Armee-Ausbildungszentrums bereiten sich zwei Zivilschützer vor, stellen Pylon für Pylon auf.

Per SMS zum Test geladen

Wer sich hier testen lassen will, muss sich erst online anmelden. Danach wird einem per SMS der Termin bestätigt und ein Timeslot angegeben. Aufs Velo gesessen – zur Allmend ist man von der Stadt aus innert Minuten gedüst – reiht man sich an die Schlange vor der Schranke des AAL-Areals.

Veloreifen quietschen hinter mir, Kommandant Marco Pieren, die Maske bereits über Mund und Nase gezogen, steigt vom Drahtesel und grüsst freundlich. Er begleitet mich heute bei meinem Test und erklärt mir das Prozedere.

Kommandant Marco Pieren. (Bild: ida)

PCR- oder Schnelltest? Die Zuweisung erfolgt automatisch

Vor der Schranke werden Anmeldung und die Versichertenkarte überprüft. Stimmt alles, wird man vorgewunken, man darf mit seinem Auto – oder eben mit seinem Velo – vorfahren. Im Testzentrum auf der Allmend reiht man sich in vier Bahnen ein. «Je nachdem, ob man für den Schnelltest oder den PCR-Test eingeteilt wurde», so Pieren. Pouskoulas erklärt, wann welcher Test erfolgt: Bei jüngeren und gesünderen Menschen reicht der Schnelltest aus, bei Menschen, die in die Risikogruppe gehören oder in der Pflege arbeiten, erfolgt ein PCR-Test, wo der Abstrich im Labor ausgewertet wird. «Bei ihnen wollen wir ein exaktes Resultat», sagt Pouskoulas.

Ist der Schnelltest denn überhaupt zuverlässig? «Ja», meint Pouskoulas. «Die Schnelltests sind sehr zuverlässig. Aber die Zuverlässigkeit des Resultats ist davon abhängig, wer getestet wird und wie häufig das Virus in dieser Bevölkerungsgruppe vorkommt.»

Links geht's zum PCR, rechts zum Schnelltest

Wir fahren mit unseren Velos weiter in den Warteraum. Zu Spitzenzeiten können sich hier bis zu 30 Autos einreihen. Jetzt herrscht noch gähnende Leere. Erst um 12.50 Uhr ist das erste Brummen eines Autos zu hören: Pieren hält in seinen Erklärungen kurz inne, läuft quer über den Platz und begrüsst die Frau hinter dem Lenkrad. Pieren wünscht ihr «einen guten Test». «Es kommt selten bis nie vor, dass man hier jemanden kennt», sagt er noch.

Wir fahren weiter, vor uns liegen die beiden Bahnen: Links geht’s zum PCR-Test, rechts zum Schnelltest. Witterungsgeschützt unter einem weissen Zelt stehen die beiden knallorangen Container. Hier wird der Nasenrachenabstrich genommen. Autofahrerinnen bleiben im Auto, Velofahrer auf dem Sattel sitzen. Für den Test im Auto muss man lediglich das Fenster öffnen.

Links geht's zum PCR-Test, der im Labor ausgewertet wird. Rechts geht's zum Schnelltest. (Bild: ida)

Nach wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei

Nun bin ich am Zuge. Ich fahre vor, zum Container bei den Corona-Schnelltests. Ein Schild, mit dicken schwarzen Buchstaben, klärt mich auf, wie ich mich zu verhalten habe: Blick nach vorne, Kopf nicht abdrehen.

Für die Testpersonen gibt's bei der Einfahrt klare Anweisungen. (Bild: ida)

Eine Fachfrau, eingepackt in einen Schutzanzug, Haarnetzkappe und Handschuhe, tritt nach vorne. Nase und Mund hat sie versteckt hinter einem doppelten Mundschutz, die Augen blicken hinter einer Schutzbrille hervor. Sie erklärt mir das Vorgehen und erkundigt sich, ob ich ein Taschentuch brauche.

«Das kann jetzt ein wenig unangenehm werden», sagt sie, den Stab vor meinen Augen. Vorsichtig führt sie das Wattestäbchen ein. Tiefer und tiefer. Es brennt ein wenig und ich spüre, wie es auf die Tränendrüsen drückt. Nach nicht einmal 20 Sekunden ist das Prozedere aber vorbei, das Wattestäbchen draussen, die Tränen fliessen.

Das Testresultat ploppt per SMS auf

Ich bin jetzt fertig, kann mich auf den Sattel schwingen und losfahren. Beim Schnelltest wird das Stäbchen anders als beim PCR-Test nicht ins Labor geschickt, sondern vor Ort ausgewertet, erklärt Christos Pouskoulas. In einem Reagenzglas wird das Wattestäbchen mit einer Flüssigkeit angereichert. Innerhalb von 15 Minuten liegt das Resultat vor.

Ähnlich einem Schwangerschaftstest zeigen die Streifen, ob der Test negativ oder positiv ausgefallen ist. Ein Strich bedeutet negativ, zwei Striche positiv. In wenigen Stunden wird eine SMS auf meinem Handy aufploppen, die mich darüber informiert, ob das Testergebnis positiv oder negativ ist.

«Es ist eine ganz simple Sache», sagt Marco Pieren. Und Pouskoulas ergänzt: «In fünf Minuten ist der Test vorbei. Es ist für Sie eine kleine Sache, aber es hilft viel bei der Bekämpfung des Virus.»

Als ich aus dem Drive-in-Testcenter fahre, ist es mit der Ruhe im Drive-in-Testcenter vorbei. Rund 20 Autos und Velos stehen Schlange, warten, bis sie zum Zuge kommen. Ein Auto springt nicht mehr an. Vier Zivilschützer packen an, stossen das Auto. «Wir haben bis jetzt noch jeden zum Test gebracht», sagt Marco Pieren und lacht.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Laura
    Laura, 01.12.2020, 08:30 Uhr

    Wo kann man sich online anmelden?

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 01.12.2020, 09:29 Uhr

      Wir haben den Link im Text ergänzt.

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