Gästival-Bashing: Warum seid ihr wirklich sauer?

In Luzern steht diesen Sommer mit dem «Gästival» ein interkantonales kulturelles Ereignis an. Und dieses schlägt bereits im voraus grosse Wellen. Doch wo liegt das eigentliche Problem begraben?

Begonnen hat die Kritik vor knapp zwei Monaten mit einem ersten kritischen Medienbericht. Der Artikel wurde von Luzerner Kulturakteuren in den Sozialen Medien fleissig geteilt, kommentiert – dies vor allem mit Ausrufen grosser Entrüstung (zentral+berichtete). «Keine Gage für die Künstler», hiess es. «Die Künstler können ja froh sein, wenn sie irgendwo geduldet werden und auftreten dürfen.»

Weiter befeuert wurde der Groll in dieser Woche durch den Fall einer Frau, die sich beim Gästival auf eine Stelle beworben hat und dafür einen Lohn von zehn Franken die Stunde geboten bekommen habe. Von Dumping-Löhnen ist dabei die Rede. Erneut schlägt das Thema Entlöhnung hohe Wellen in den Sozialen Medien. Die Kritiker fühlen sich in ihrem Ärger bestätigt.

Die Ursache des Problems liegt offenbar bei der Kommunikation und Interpretation. Schenkt man dem Artikel Glauben, wurden Stellen zu Dumping-Löhnen ausgeschrieben. Die Verantwortlichen des Gästivals hingegen beteuern, dass aus einer Fehlinterpretation eines symbolisch entlöhnten, aber ehrenamtlichen Helfereinsatzes ein Skandal gebastelt worden sei.

Sicher ist, dass viele Luzerner Kultur- und Kunstschaffende mit grosser Empörung und Zynismus reagieren, sobald das Wort Gästival fällt. Dabei wird gebasht was das Zeug hält. Nachfragen werden kaum gestellt. Eigentlich schade. Denn grundsätzlich ist es so: Für das Projekt sind bezahlte und ehrenamtliche Helfer eingespannt. Ehrenamtliche Helfer als Laiendarsteller beim Nachmittagsprogramm und bei kleineren Helferjobs. Profis etwa beim Abendprogramm, der kreativen und organisatorischen Leitung sowie technischen Jobs.

Weder bei Sportanlässen noch bei Laientheaterproduktionen, weder bei sozialem Engagement noch bei Musikfestivals wird im Kulturfilz derart aufgeschrien, wenn Leute sich ehrenamtlich beteiligen. Wenn sie lediglich eine symbolische Bezahlung erhalten, gratis auftreten und wenn zwischen Bühnen-Profis und Laien unterschieden wird. Es fragt sich also: Woher kommt diese Freude des Zentralschweizer Kulturkuchens am Gästival-Bashing wirklich?

Klar ist: Es geht um Geld. Und damit drängt sich der Verdacht auf: Es geht auch um Futterneid. Nachdem Gelder von Kanton und Stadt in das 8 Millionen Franken Projekt geflossen sind und deshalb anderen Projekten Beträge gekürzt oder sistiert wurden, waren die Meinungen in weiten Teilen bereits gemacht. Da fällt es schwer, diesen Kritikern überhaupt noch etwas recht zu machen. Hätte man Kassenhelfer mit einem Stundenlohn von 30 Franken angeheuert, käme wohl bald der Aufschrei «Hier werden mit Steuergeldern überrissene Löhne bezahlt». Hätte man die Bühne nachmittags nicht bespielt, würde es heissen «da kostet diese Plattform Millionen und dann wird sie nur abends benutzt».

Unter diesen Rahmenbedingungen kann man den Projektverantwortlichen wohl nur raten, auch zukünftig mit kritischen Schlagzeilen zu rechnen. Und die Mittel für die Krisenkommunikation bereit zu stellen, zu welchem Lohn auch immer.

Anmerkung der Redaktion: Die Autorin hat für das lebendige Museum auf der Seerose, inszeniert von Ueli Blum, einen der Monologe verfasst. Sie wurde dafür zu ihrer vollen Zufriedenheit entlöhnt.

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