Ehemaliger Manager mit Gegenangriff

Gab es Mitwisser bei Zuger Sportvermarkter?

Der Sportvermarkter Infront Sports & Media in Zug ist in einen Werbeschwindel im Fussball verwickelt. (Bild: sib)

Es geht um abgezwackte Werbesekunden und damit um einen mutmasslichen Betrug in Millionenhöhe: Ein Manager der Zuger Infront Sports & Media soll dafür verantwortlich sein. Aber die Theorie eines Einzeltäters bröckelt.

Die Masche ging so: Das Zuger Unternehmen, seit 2015 mehrheitlich im Besitz des chinesischen Konglomerats Wanda, kauft die Werberechte des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) und verkauft sie weiter an Grossfirmen, die im Umfeld des Weltmeisters von 2014 werben wollen.

In einer Medienmitteilung vom 24. Mai schrieb Infront Sports & Media, man habe «mutmasslich betrügerische Aktivitäten» festgestellt. Einigen Kunden habe man «weniger Werbezeit als vereinbart» ausgeliefert. Mit den überzähligen Sekunden habe ein Ex-Mitarbeiter zusätzlich Umsatz gemacht. Man glaube, dass jener Mitarbeiter den Umsatz abgeführt habe. «Man sei zutiefst schockiert», liess sich der oberste Manager Philippe Blatter, ein Neffe des früheren Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter, zitieren.

Ex-Manager ist ein Risiko

Recherchen des «Tagesanzeigers» und des «Spiegels» fördern nun zutage: Der «Sekundenklau» begann schon vor mehr als zehn Jahren – und der Schaden beläuft sich auf einige Millionen.

Zudem: Die Theorie, dass ein Einzeltäter am Werk war, bröckelt. Beim DFB glaubt man nicht mehr daran. Weil die Zeitliste anderes vermuten lässt: Der Manager wurde im Frühling vor einem Jahr entlassen. Doch der Schwindel dauerte noch knapp ein halbes Jahr an.

Der gefeuerte Manager, gegen den auch die Thurgauer Staatsanwaltschaft seit März 2017 wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte und Urkundenfälschung ermittelt, erhebt formelle Anschuldigungen gegen einige leitende Infront-Mitarbeiter. Das geht aus einem US-Börsenprospekt der Infront-Besitzerin Wanda hervor. Diese will ihre Sportsparte in den USA an die Börse bringen und muss deshalb zuhanden der US-Börsenaufsicht interne Risiken offenlegen. Ein solches Risiko ist der Ex-Manager mit seiner Standpunkt, dass es Mitwisser gab.

Bleibt darüber hinaus die Frage: Wie kann ein Einzelner in einem Betrieb mit tausend Angestellten tricksen ohne das Mitwissen von Bandentechnikern und Buchhaltung?

Sechs Millionen zurückgestellt – reicht das?

Bei Infront verweist ein Sprecher darauf, dass man die internen Kontrollen verstärkt habe. Man kooperiere mit der Thurgauer Justiz. Und man biete betroffenen Kunden Ausgleichszahlungen an. Davon hätten zahlreiche Partner Gebrauch gemacht. «Weitere Gespräche laufen noch.»

Intern hat Infront sechs Millionen Euro zurückgestellt, um den Schaden zu decken. Ob das reicht?

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