Strassenüberquerung wird zum Abenteuer

Fussgängerstreifen bei der Tobelbrücke verschwunden

Nanu, wo ist denn der Fussgängerstreifen gelieben? Und wie kommt man jetzt zur Bushaltestelle? (Bild: wia)

Die Überquerung der Kantonstrasse 381 bei der Lorzentobelbrücke war noch nie besonders spassig. Jetzt erst recht nicht mehr. Der Fussgängerstreifen von der Bushaltestelle in Richtung Reservoir wurde abgebaut. Der Grund, den die Baudirektion für den Abbau nennt, erstaunt.

Will man von Baar bis zur Wildenburg wandern oder von der Bushaltestelle Tobelbrücke/Höllgrotten hinunter ins Tobel, kommt man nicht daran vorbei, die vielbefahrene Ägeristrasse zu überqueren. Das ist nicht immer ein leichtes Unterfangen. Die Autos kommen mit 80 km/h von der Tobelbrücke und vom Talacher, besonders übersichtlich ist die Situation nicht.

Seit kurzem hat sich die Lage beim Fussgängerstreifen Tobelbrücke/Höllgrotten noch zusätzlich verschärft. Denn nicht nur sind die Fussgängertafeln verschwunden, auch die gelbe Bodenmarkierung ist weg.

«Im Vergleich mit anderen Haltestellen ist die Haltestelle Tobelbrücke eher wenig frequentiert.»

Karin Fröhlich, Sprecherin der ZVB

Nicht so schlimm, mag man sich denken. Denn wie Karin Fröhlich, Medienverantwortliche bei den Zugerland Verkehrsbetrieben ZVB, erklärt: «handelt es sich bei der Haltestelle Tobelbrücke um eine Freizeithaltestelle, das heisst es hat am Wochenende mehr Ein- und Aussteiger als an den Werktagen. Im Vergleich mit anderen Haltestellen ist sie eher wenig frequentiert.»

Bloss: Noch immer wird die Haltestelle benutzt, insbesondere von Winterwanderern und Spaziergängerinnen. Und dass die Situation für Fussgänger an dieser Stelle grundsätzlich nicht ganz ungefährlich ist, zeigte ein Unfall im Jahr 2011. Damals wurde auf dem Fussgängerstreifen eine Person schwer verletzt, wie ein Blick auf die Unfallkarte des Bundes zeigt.

Will man die gefährliche Fahrbahn nicht überqueren, gelangt man von der bergseitigen Bushaltestelle nur noch nach Allenwinden. (Bild: wia)

Kein Zusammenhang mit Sanierung

Wir vermuten zunächst, dass der Abbau des Fussgängerstreifens im Zusammenhang steht mit der Sanierung der Strecke Nidfuren–Schmittli (siehe Box am Ende). Diese beginnt Mitte Januar 2022. Umso erstaunter sind wir von der Antwort, welche die Baudirektion auf Anfrage von zentralplus liefert.

«Der Grund für die Entfernung des Fussgängerstreifens ist, dass ein solcher in einer 80er-Zone nicht mehr zulässig, weil zu gefährlich, ist. Die diesbezügliche Verfügung durch die Sicherheitsdirektion sei erfolgt und der Streifen darum entfernt worden», so die Baudirektion.

«Der besagte Fussgängerübergang stellte ein Sicherheitsrisiko dar.»

Beat Villiger, Zuger Sicherheitsdirektor

Sicherheitsdirektor Beat Villiger präzisiert: «Der besagte Fussgängerübergang stellte ein Sicherheitsrisiko dar. Der Übergang ist auf diesem Strassenabschnitt ausserorts in einer Kurve sehr spät sichtbar und talwärts verlängert sich der Bremsweg.» Zudem werde dieser Fussgängerübergang wenig genutzt und erfülle daher die für einen Fussgängerstreifen vorgegebenen Frequenzen nicht. «Wir haben die Situation in einer Gesamtschau geprüft und den Fussgängerstreifen darum entfernen lassen.»

Schutzinsel soll beim Überqueren helfen

Der Zuger Baudirektor Florian Weber führt aus: «Gemäss geltenden Normen werden in 80er-Zonen keine Fussgängerstreifen mehr erstellt, weil dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den Fussgängerinnen und Fussgänger erreicht wird.» Villiger ergänzt: «Die dortige Schutzinsel in der Mitte der Strasse bleibt bestehen. Das markiert den Übergang. Und es muss jeweils nur eine Fahrtrichtung überblickt werden. So kann die Strasse sicher überquert werden.»

Das jedenfalls ist zu hoffen. Dennoch ist davon auszugehen, dass Personen, die während der Stosszeiten bei besagter Haltestelle aussteigen, wohl einige Minuten dort «gestrandet» sein dürften. Der einzige Weg aus der Misere, ohne die gefährliche Fahrbahn zu überqueren: der steile Wanderweg entlang des Feldes in Richtung Wildenburg. Doch dorthin will aktuell wohl kaum jemand.

Was genau passiert im Moment zwischen Nidfuren und Schmittli?

Die Kantonsstrasse 381, die an besagter Bushaltestelle vorbeiführt, ist die wichtigste Verbindung von Zug und Baar nach Menzingen und ins Ägerital. Die viel befahrene Strasse ist mittlerweile sanierungsbedürftig. Dies nicht zuletzt deshalb, weil das Lorzentobel ständig in Bewegung ist und mitunter die Strassen in Mitleidenschaft zieht (zentralplus berichtete).

Entsprechend muss die Strasse zwischen Lorzentobelbrücke und Schmittli saniert und ausgebaut werden. Mitunter wird die Brügglitobelbrücke, über welche die Strasse beim Schmittli sehr unauffällig führt, neu gebaut werden. Ausserdem werden einzelne Kurven angepasst. Weiter wird – zur Erleichterung aller Velofahrer, welche diese Strecke kennen – auf beiden Fahrbahnseiten ein Radstreifen angebracht.

Um das alles zu bewerkstelligen, braucht es berg- und talseitige Stützkonstruktionen. Weil das Ganze eine Riesenkiste wird, muss der Verkehr umgeleitet werden. Die Strecke zwischen Nidfuren und Schmittli wird zirka zwei Jahre vollumfänglich gesperrt sein. Die Vorarbeiten sind abgeschlossen, die Strassensperrung beginnt Mitte Januar 2022.

Bergauf wird der Verkehr via Allenwinden geführt, talwärts über Cholrain–Edlibach. «So können die Bauarbeiten in möglichst kurzer Zeit ausgeführt werden, ohne dass die ansässige Bevölkerung übermässig belastet wird», schreibt das Zuger Baudepartement zum Umleitungskonzept. Für die Allenwindner dürften die nächsten paar Jahre dennoch hart werden (zentralplus berichtete).

So soll der Verkehr ab Mitte Januar fliessen. (Bild: Kanton Zug)
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Edgar
    Edgar, 10.12.2021, 12:27 Uhr

    Kürzlich hat man auf dem Abschnitt beim Moosrank ein neues 60er Verkehrsregime aufgezogen. Weshalb man dieses nicht gleich bis nach dem Fussgängerstreifen gezogen hat ist ein unerklärlicher Planungsfehler! Denn damit wäre es rechtlich kein Problem mehr. Unverständlich was das Baudepartement in Bezug auf die Fussgängersicherheit da gewerkelt hat!

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  • Profilfoto von Marina Wenger-Blum
    Marina Wenger-Blum, 09.12.2021, 15:13 Uhr

    Tatsächlich eine kuriose (um anständig zu bleiben) Begründung. Jahrzehntelang war der Zebrastreifen zulässig, somit nicht «gefährlich». Ohne Streifen ist es also weniger gefährlich, die Strasse zu überqueren?! Bürokratenlogik.

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    • Profilfoto von mvonrotz
      mvonrotz, 10.12.2021, 13:14 Uhr

      Eine andere Lösung wäre sicher vor zu ziehen, aber die Aussage ist korrekt. Ohne Fussgängerstreifen haben Fussgänger keinen Vortritt mehr und können nicht einfach, wie öfters schon beobachtet, auf die Strasse «latschen». Das heisst im Umkehrschluss dass die Fussgänger jetzt besser aufpassen müssen. Das entlastet die Autofahrer natürlich nicht von der Verantwortung. Aber die 60er Zone weiter zu ziehen, und dann den Fussgängerstreifen zu lassen wo er war, wäre die Beste Lösung!

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