Heizpilze bleiben kalt

Für Zuger Gastronomen gibts wohl keine Extrawurst

Heizpilze sind für die Energiestadt Zug nach wie vor keine Option – auch nicht in Ausnahmefällen. (Bild: Dominik Ultes/Fotolia)

Zuger Gastrobetriebe durften im Corona-Sommer ausnahmsweise auf Aussenplätzen Gäste bedienen. Dieses Angebot lief nun aus – obwohl die Krise ungebrochen ist. Vertreter der SVP und der FDP fordern deshalb weitere Hilfe. Die Aussichten auf Erfolg sind aber äusserst gering.

Bis Ende Oktober durften Zuger Gastrobetriebe noch Aussenplätze anbieten – einen Monat über den eigentlichen Vertrag hinaus, wie Urs Raschle, Vorsteher Departement Soziales, Umwelt, Sicherheit (SUS) auf Anfrage erklärt (zentralplus berichtete). Nun ist der Oktober Geschichte und die Corona-Situation hat sich seither weiter verschlechtert.

Jetzt fordern Vertreter der Zuger SVP und FDP die Regierung mit Vorstössen auf, die Gastrobranche auch über die Wintermonate zu unterstützen – beispielsweise mit der Möglichkeit, weiterhin auf Aussenplätzen wirten zu können und diese mit Heizpilzen oder Heizstrahlern zu wärmen.

Parteien für die Gastro-Betriebe

«Covid-19 wird uns alle durch den kommenden Winter hindurch begleiten», schreiben die SVP-Kantonsräte Philipp C. Brunner und Hans Markus Küng in ihrer «kleinen Anfrage» an den Regierungsrat. Den Gewerbetreibenden seien immer wieder wechselnde geschäftsschädigende Bestimmungen auferlegt worden. «Nun sollte es auch möglich sein, unbürokratisch Entscheide zu fällen, die den Wirten und ihren Gästen das Leben erleichtern.» Deswegen fordern sie vereinfachte Bewilligungsverfahren für Fahrnisbauten – also Zelte, Dächer oder Baracken – und die Aufhebung des Verbots für Heizpilze im Freien.

Ähnlich klingt es in einem Vorstoss der FDP, der von Karen Umbach und dem Fraktionspräsidenten Etienne Schumpf eingereicht wurde. Sie fordern den Stadtrat konkret auf, dass Betriebe während des Winters Aussenbereiche mit Heizpilzen oder anderen Heizanlagen – vorzugsweise mit erneuerbaren Energien betriebene – einsetzen dürfen. «Da der Winter sich bereits ankündigt, bitten wir um eine dringliche Behandlung», heisst es abschliessend.

Keine Ausnahmen geplant

Wird der Vertrag mit den Gastrobetrieben also erneuert? Nein, findet Raschle: «Leider haben sich die Lärmbeschwerden in den letzten Wochen gehäuft», sagt er. Eine Verlängerung über den Oktober hinaus werde es also nicht geben. «Wir müssen auch das Wohl der Stadt im Blick behalten.» Raschle rechnet auch damit, dass mit den kälter werdenden Wintermonaten das Bedürfnis der Gäste nach Aussensitzplätzen generell schwindet.

Für die Forderungen der beiden Parteien sieht Raschle nur geringe Erfolgschancen. Auf Aussenplätzen nun Zelte aufzustellen führe zu weiteren Problemen, sagt Raschle. «Wenn wir einem Betrieb die Erlaubnis für ein Zelt erteilen, müssen wir sie allen Betrieben erteilen – und das ist nicht möglich. Der öffentliche Grund in der Stadt Zug ist beschränkt.»

Und die viel gehassten – und nach wie vor verbotenen – Heizpilze? Wenn es nach Raschle geht, bleiben die auch weiterhin kalt. «Zug ist eine Energiestadt und schwere Energieverbraucher wie Heizpilze stehen im starken Kontrast zu unseren Reduktionszielen», erklärt er. Wenn es aber energieeffiziente Alternativen gäbe, würde man diese natürlich gerne prüfen. Grundsätzlich liegt aber eine Überarbeitung des Heizpilz-Verbots sowieso beim Kanton und nicht bei der Stadtregierung, so Raschle weiter.

Neuer Versuch im Frühling

Ganz hängen lassen will man die Gastro-Branche natürlich auch nicht. «Wir beginnen lieber im Frühling früher mit der Bewilligung von Aussenplätzen, als diese jetzt in die kalte Winterzeit zu verlängern», so Raschle. Allerdings würde man sie dann nicht wie bisher kostenlos zur Verfügung stellen. Auch müssten die Gastrobetriebe mit mehr Administration rechnen.

«Es braucht von Gesetzes wegen einen Bewilligungsprozess, der eingehalten werden muss», erklärt Raschle. «Wir versuchen aber, diesen so unkompliziert wie möglich zu halten, damit wir den Betrieben entgegenkommen können.»

In Stein gemeisselt ist aber trotz der vorzeitigen Absage der beiden Partei-Forderungen noch nichts. «Wir sind uns bewusst, dass die Gastro-Branche ein schwieriges Jahr hat», sagt Raschle. «Es kann sein, dass wir im Winter noch einmal über die Bücher müssen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Werner Schaeppi
    Werner Schaeppi, 03.11.2020, 12:39 Uhr

    Wirklich schade. Der befreite Umgang mit unseren Strassen und Plätzen hat die Stadt Zug belebt und attraktiver gemacht. Als Altstadtbewohner nehme ich persönlich gerne etwas mehr Lärm in Kauf, wenn dafür Zug als Lebensraum profitiert und die Gastrobetriebe und Läden bessere Chancen haben, die Krise zu überstehen.

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