Ramon Clau kommt dank Crowdfunding zum Debütalbum

Für 850 Franken spielt der Chamer im Wohnzimmer

Berufsmusiker Clau wuchs in Cham auf und war im dortigen Fussballclub. Eigentlich war es sein Jugendtraum, Fussballer zu werden.

(Bild: zvg)

Der Zuger Musiker Ramon Clau suchte auf einer Crowdfunding-Plattform nach Geldgebern, um sein neues Album zu finanzieren. Und das mit Erfolg. Innerhalb von weniger als 30 Tagen hatte er über 9’000 Franken zusammen. Er hätte aber auch eine E-Mail an seine Bekannten schreiben können.

Ramon Clau wuchs in Cham auf. Dass er jemals sein Geld als Musiker verdienen würde, hätte er nicht gedacht. Als Kind wollte er Fussballer werden. Doch dann kamen viele Zufälle zusammen, sodass er heute da steht, wo er steht. Auf den nationalen und internationalen Showbühnen. Manchmal alleine, manchmal in Begleitung von einem Musiker oder einer ganzen Band. «Das hängt von der Gage ab», erklärt er. «Weniger Gage gleich weniger Musiker, grosse Gagen gleich viele Musiker.»

Was einfach tönt, sei in Wahrheit ein harter Brocken Arbeit, der viel Verzicht erfordere, so Clau. Denn das Musikbusiness sei nicht lukrativ, zumindest nicht, wenn man nicht berühmt sei. Die Bekanntheit könnte sich in den nächsten Monaten jedoch steigern. Denn am 29. März bringt Clau sein Debütalbum «Take Your Time» heraus.

Geforderter Betrag wurde übertroffen

Ende Oktober 2018 war sein Album eingespielt. Um es zu veröffentlichen, fehlten aber noch einige Arbeiten wie das Mastering, der CD-Druck oder die Produktion eines Videoclips. Für deren Finanzierung hatte er kein Geld. Also rief er ein Crowdfunding-Projekt auf wemakeit.com ins Leben. Rund 8’000 Franken brauchte er. Damit die Geldgeber etwas zurückerhielten, vergab Clau Gegenleistungen. So gab es für den Betrag von 160 Franken einen Brunch mit ihm, für 850 Franken spielte er ein Wohnzimmerkonzert und für 2’000 Franken hätte er den ganzen Tag bei einer Hochzeit musikalisch begleitet.

Spannend für ihn war zu sehen, wer was gebucht hatte. «Die Leute, die mich bei dem Crowdfunding-Projekt unterstützten, waren hauptsächlich Bekannte», verrät der Chamer. Den gewünschten Betrag von 8’000 Franken hatte er innerhalb von 30 Tagen mit 9’160 Franken überboten. «Wie viele Personen aber bei dem Projekt mitmachten, das bleibt mein Geheimnis», sagt er.

Die Jam-Sessions gehören zu seinen Lieblingsaufgaben

Auf dem neuen Album sind 13 Songs drauf. Zwölf davon hat Clau alleine geschrieben. Bei einem hatte er Unterstützung vom Zuger Klangkünstler und Komponisten Cyrill Lim. «Die Inspirationen zu meinen Songs kommen überall, wo ich bin. Ich schreibe über das Leben, die Freundschaft und die Liebe», sagt er. Sobald er eine Idee zu einem Song habe, nehme er sie mit seinem Smartphone auf, damit er sie nicht wieder vergesse.

Der 34-Jährige trat auch schon  an den Zuger Sessions auf.

Der 34-Jährige trat auch schon an den Zuger Sessions auf.

(Bild: zvg)

«Das Jamen und Ausprobieren ist das Schönste an meinem Job», erzählt er. «Sobald die Idee einigermassen steht, geht es an die Arbeit.» Dann müsse Clau seine Vorstellung finalisieren, indem er den Text und die Melodie dazu schreibt. Für diese Arbeit zieht er sich meistens in seinen Arbeitsraum in Bern zurück. Der Liebe wegen ist der Chamer vor zwei Jahren dorthin gezogen.

Die Freiheit macht ihn glücklich

Mit der Bundesstadt hat sich Clau sicher eine gute Wahlheimat ausgesucht. Neben Zürich gehört Bern zu den Musikhochburgen in der Schweiz. Um wirklich Fuss zu fassen und bekannt zu werden, sind Kontakte unumgänglich. Diese konnte er sich in den letzten Jahren stetig aufbauen, doch der grosse Durchbruch kam noch nicht. Damit habe Clau auch kein grosses Problem, aber die finanzielle Sicherheit wäre wünschenswert, sagt er. Denn als Musiker wisse er nie, wie viel am Ende des Monats auf dem Konto übrig bleibt.

Seine Haupteinnahmequelle sind die Auftritte. Nebenbei gibt er noch Gesangsunterricht in Zug und Bern. «Früher hatte ich – neben der Musik – noch mehr gejobbt. Aber seit einem Jahr lebe ich zu 100 Prozent von der Musik», so Clau. Damit das geht, habe er seinen Lebensstandard zurückgeschraubt. Er lebe günstig und gehe sehr wenig in die Ferien. «Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich habe viele Freiheiten und kann mir die Zeit einteilen, wie ich es möchte», sinniert der 34-Jährige.

Crowdfunding-Projekt bleibt möglicherweise eine einmalige Sache

Für die Zukunft hat er auch keine grossen Wünsche oder Pläne. Er lasse sich treiben und freue sich nun auf die Singleauskoppelung vom neuen Album und die Veröffentlichung des Albums Ende März. Er hofft, dass er im Sommer damit an vielen Festivals spielen kann und ein oder zwei Jahre damit auf Tournee sein wird. Wann er das nächste Album herausbringen wird, wisse er noch nicht. «Aber ich bin bereits an neuen Liedern dran», verrät er.

Ob er sein nächstes Werk wieder über die Crowdfunding-Plattform herausgeben wird, weiss er noch nicht. Er sei glücklich, konnte er sein erstes Album damit finanzieren. Aber rückwirkend betrachtet, sehe er auch eine andere Form, um an das Geld zu kommen. «Da mich hauptsächlich Bekannte finanziell unterstützten, hätte ich auch einfach eine E-Mail an diese Personen schreiben können», lacht er. Denn die Plattform wemakeit.com hat ihm für die Dienstleistung zehn Prozent des eingenommenen Betrages abgenommen. «Das sind über 900 Franken, die ich lieber in mein Projekt gesteckt hätte.» Trotzdem sei er froh, für «Take Your Time» diesen Weg gewählt zu haben und dass es so gut geklappt hat.

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