Das Personalkarussell beim FCL dreht und dreht

Fringer, Stäger, Babbel, Kälin: die lange Liste der Gefeuerten

Präsident Philipp Studhalter und Leiter Kommunikation und Marketing Reto Anderhub stellten sich diesen Mittwoch den Medien.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Mitten im sportlichen Höhenflug rattert’s im Getriebe des FC Luzern: CEO Marcel Kälin muss per sofort gehen. Der FCL schreibt damit ein weiteres Kapitel in seiner Geschichte unrühmlicher Abgänge, wie nur schon ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt.

In der Führungsetage des FC Luzern ist der Wurm drin. Nun muss CEO Marcel Kälin den Klub per sofort verlassen (zentralplus berichtete). Der Verein hat am Mittwochnachmittag über den Entscheid informiert.

Über die Gründe, die zum Zerwürfnis führten, erfährt die Öffentlichkeit allerdings nichts. Verwaltungsratspräsident Philipp Studhalter sprach von einer «zugespitzten Situation», von «Prozessen und Entwicklungen» und davon, dass man «gemeinsam zum Schluss gekommen» sei, dass nun ein Rücktritt erfolgen müsse. Worthülsen, die kaum dazu dienen, den Entscheid der FCL-Führung den Fans verständlich zu machen. Statt Klartext zu reden, jonglierte Studhalter Floskeln.

Das dürfte Kenner des FCL kaum erstaunt haben. Solche kurzfristig einberufenen Pressekonferenzen haben mittlerweile genauso Tradition auf der Luzerner Allmend wie das Köpferollen – wie ein Blick zurück zeigt.

Januar 2018: Babbel muss nach Klub-Schelte gehen

Drei Jahre war Markus Babbel Trainer des FC Luzern. Er gab bekannt, dass er seinen diesen Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde. Dabei übte er heftige Kritik am Verein. Gegenüber den Medien sagte Babbel: «Das Rumeiern im Verein ist unerträglich.»

CEO Marcel Kälin erfährt in den Ferien von Babbels Abgangsgelüsten. Kaum ist Kälin zurück in der Schweiz, wird Babbel per sofort entlassen. Auch damals wirkte die Führungsriege beim Erklärungsversuch reichlich unsouverän und konnte kaum mit Sympathie punkten (zentralplus berichtete).

CEO Marcel Kälin, Präsident Philipp Studhalter und Sportchef Remo Meyer informieren.

CEO Marcel Kälin, Präsident Philipp Studhalter und Sportchef Remo Meyer informieren.

(Bild: jal)

 

Sommer 2016: Präsident Stäger fällt einer Umstrukturierung zum Opfer

Wie aus dem Nichts erreichte diese Meldung anfangs Juni 2016 die Öffentlichkeit: Präsident Ruedi Stäger entlassen. Hauptgrund war, dass Stäger zu wenig Gelder generieren konnte. Die Posten des Holdingpräsidenten und des Vereinspräsidenten wurden zusammengelegt. Philipp Studhalter, der Statthalter von Hauptaktionär Bernhard Alpstaeg, übernahm das Amt des Verwaltungsratspräsidenten (zentralplus berichtete).

Studhalter begründete damals: «Nun müssen wir uns auch langfristig entwickeln.» Und Stäger liess sich artig zitieren mit: «Die Neuorganisation ist absolut nötig. So ein Doppelpräsidium, wie wir das mit mir und Philipp Studhalter hatten, ist nun mal nicht sinnvoll.»

Als man im Herbst 2016 Marcel Kälin als neuen CEO vorstellte, erklärte Studhalter: «Er soll in einer ersten Phase die internen Abläufe optimieren, um auf gesunden Strukturen aufbauen zu können.» Und schob nach: «Wir wollen den FCL weiterbringen, und zwar nachhaltig.»

So sah es aus, als Ruedi Stäger und Philipp Studhalter über die Umstrukturierung informierten.

So sah es aus, als Ruedi Stäger und Philipp Studhalter über die Umstrukturierung informierten.

(Bild: lwo)

 

Januar 2016: Sportchef Rolf Fringer muss nach Machtkampf gehen

Die grösste Schlammschlacht lieferten sich die FCL-Akteure im Winter 2015/2016. Sportchef Rolf Fringer wollte den damaligen Co-Trainer Roland Vrabec als neuen Chef-Trainer installieren. Es kam zum Machtkampf, in dem sich Trainer Babbel und Präsident Stäger durchsetzten. Fringer musste gehen – Vrabec kurz darauf auch. Kommentiert hat man die Trennung von Fringer seitens des Klubs nicht (zentralplus berichtete). Auf schwere Vorwürfe des Geschassten liess der FCL nur verlauten: «Die Entlassung ist breit abgestützt und wird von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung vollumfänglich getragen.»

Personalentscheide gelangen an die Presse

Die «breite Abstützung» – genau daran scheiden sich die Geister. Philipp Studhalter als Verwaltungsratspräsident flüchtet sich stets in Floskeln. Nie wird klar kommuniziert, wer genau was entschieden hat. Zudem ist unklar, wie viel Einfluss Hauptaktionär Bernhard Alpstaeg auf diese Entscheide tatsächlich nimmt. 

Nun reiht sich also auch Marcel Kälin in diese unrühmliche Reihe ein, in der sich auch Alex Frei, Heinz Hermann oder Mike Hauser tummeln. Wie beinahe üblich hat nicht der FCL, sondern ein Medium – der Boulevard – die Trennung vermeldet. Und der FCL musste reagieren. 

Im Sport kann es schnell gehen, das zeigen auch andere Vereine, klar. Doch im Unterschied zu anderen Klubs scheint es dem FCL nicht zu gelingen, mit einer transparenten Kommunikation für eine Beruhigung der Lage zu sorgen. Dadurch hält er die Gerüchteküche – und damit die Unruhe – am köcheln. Dass er in dieser Disziplin zu den Meistern gehört, bewies der FCL diesen Mittwoch einmal mehr.

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