Platz im Wasser wird knapp

Zuger müssen noch lange auf ein neues Hallenbad warten

Die Hallenbäder Loreto und Herti reichen nicht aus, um die Bedürfnisse der Bevölkerung abzudecken. (Bild: zvg)

Das Bedürfnis für ein neues Hallenbad ist gross. Der Zuger Stadtrat schlägt zwei mögliche Standorte vor, doch dauert die Realisierung wohl noch lange – trotz absehbarem Engpass. Eine Partei findet derweil, die Stadt soll jetzt schon vorwärtsmachen.

Eigentlich ist im Wasser alles ein wenig netter. Leichter, freundlicher. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wenn man von einem etwas zu sehr strampelnden, zu stark um sich fuchtelnden Crawl-Schwimmer überholt wird, der einen en passant kurz in den Oberschenkel kickt, um dann übertrieben hohe Wellen zurückzulassen.

Die Wogen glätten sich, weiter geht's. Bis man eine Minute später auf eine Wand von 80-jährigen plaudernden Herren trifft, die sich im Tempo einer Qualle durchs Wasser bewegen. Nur weniger elegant. Umschwimmen? Untertauchen? Aufgeben und am Kiosk stattdessen saure Gummiringe kaufen? Ach, Olympiapool, wo bist du?

Der Stadt Zug fehlt es an Schwimmmöglichkeiten. Aus diesem Grund lancierte die CSP vergangenen Sommer eine Petition (zentralplus berichtete). Gemeinsam mit dem Schwimmclub Zug fordert die Partei ein wettkampftaugliches, öffentliches Schwimmbad. 900 Unterschriften aus der Stadt wurden kürzlich bei der Stadtkanzlei eingereicht.

Wassersportvereine sind bereits heute am Limit

Doch nicht nur die CSP will schwimmen. Auch die SVP sagt beherzt «Ja» zum Anliegen. Die Volkspartei gelangte aus diesem Grund mit einer Interpellation an den Stadtrat. Sie findet nämlich, dass «die Planung und der Ausbau der heutigen Hallenbadinfrastruktur auch für die Stadtzuger Jugend dringend angezeigt» sei.

In seiner kürzlich erschienenen Antwort erklärt der Stadtrat, dass man die Anforderungen des Lehrplans 21 zwar aktuell erfülle, dass aber eine Unterschreitung in fünf Jahren eintreten werde. Die Kapazitätsgrenze der Wassersportvereine sei bereits heute erreicht. Die aktuelle Infrastruktur verunmögliche nationale Wasserballwettkämpfe sowie Wettbewerbe im Streckenschwimmen, denn es fehle eine 50-Meter-Bahn. Kapazitätsengpässe bei den Freizeitgästen würden hingegen selten erreicht.

Die Hauptfrage in der Causa Hallenbad: Wo ist ein neues Bad überhaupt realistisch? Die Stadt schreibt dazu: «Gemäss aktuellem Stand der Überlegungen stehen für zusätzliche Sportanlagen das Gebiet Herti Nord und das Gaswerkareal (an der Aabachstrasse) zur Diskussion.» Letzteres gehe jedoch erst Mitte der 2030er-Jahre in das Eigentum der Stadt Zug über.

Ein Hallenbad brauche primär Energie für die Erwärmung von Wasser und Luft. Eine Kombination mit Infrastrukturen, welche Abwärme erzeugen, mache deshalb Sinn. Der Stadtrat verweist beispielsweise auf die Kälteanlagen von Kunsteisbahnen. Auch Kälteanlagen von Restaurants, Gebäudekühlungen oder Industrieabwärme kämen infrage.

Derzeit braucht es kein neues Hallenbad

Soweit so gut. Aber was passiert in der Zwischenzeit? Die CSP weist in ihrer Petition darauf hin, dass damit zu rechnen sei, dass die Bevölkerung der Stadt Zug in den kommenden 15 Jahren um 15'000 Personen wachse.

«Ein grosszügiges Hallenbad ist zukunftsweisend.»

Zuger Stadtrat

«Da der städtische Schwimmunterricht laut Lehrplan 21 aktuell nicht eingeschränkt ist, braucht es derzeit keine Massnahmen», so die Stadt in ihrer Antwort. Der Fachbereich «Bewegung und Sport» habe im Lehrplan 21 und somit im Schulunterricht einen hohen Stellenwert.

Innerhalb dieses Fachbereichs werde inhaltlich zwischen sechs Kompetenzbereichen unterschieden – einer davon sei der Bereich «Bewegen im Wasser». «Alle Bereiche sollen gleichermassen berücksichtigt werden. Mehr Schwimmunterricht führt dazu, dass die übrigen Bereiche eher unterdotiert sind.»

Kapazitäten der Hallenbäder in fünf Jahren wohl überschritten

Gleichzeitig warnt die Stadt in ihrer Antwort: «Bei gleichbleibender Zunahme an Schulklassen und unveränderten Belegungskapazitäten könnte der Richtwert des Lehrplans 21 etwa in fünf Jahren unterschritten werden.» Es bleibe allerdings auch dann noch Handlungsspielraum. Und allfällige Massnahmen müssten in Kohärenz mit bevorstehenden Neubauten (Hallenbad und Turnhallen) sowie den Vorgaben des Lehrplans 21 ergriffen werden.

Prognosen der Firma Metron für die Schulraumplanung gehen offenbar von einer Schülerzunahme von mehr als 45 Prozent bis zum Jahr 2040 aus. «Ein grosszügiges Hallenbad ist deshalb zukunftsweisend.»

Kombinierte Sportanlage denkbar

Denkbar ist auch eine kombinierte Sportanlage, wie sie derzeit in Zürich-Oerlikon geplant ist. Dort entstehen nebst einem Hallenbad mit verschiedenen Becken auch ein Freibad, eine Eishockey-Halle und weitere Aussensportflächen. Einer solchen Lösung steht der Zuger Stadtrat offen gegenüber. So liessen sich Leistungs- und Freizeitsport an einem Ort kombinieren.

Die Stadtplanung werde zukünftig auch bei Sportanlagen eine Verdichtung prüfen: «Hier eignen sich insbesondere Dächer von Sporthallen, Schulhäusern oder anderen Infrastrukturbauten.» Diese Flächen könnten mit Sportplätzen, Aufenthaltsflächen oder Ähnlichem belegt werden «oder es werden gar Wohnüberbauungen mit begrünten Aussenräumen darauf erstellt».

SVP will, dass es vorwärtsgeht

Die SVP nimmt die Antworten des Stadtrats zwar wohlwollend zur Kenntnis. SVP-Fraktionschef Philip C. Brunner kritisiert dennoch: «Wir fragen uns, warum das Thema nicht schon viel früher aufgenommen wurde. Der Sport als Ganzes, insbesondere aber die Randsportarten, wurde in der Stadt lange Zeit zweitrangig behandelt.» Entsprechend sei man froh, dass im Budget 2023 eine ansehnliche Summe für den Unterhalt von Sportanlagen und gewisse Erneuerungen eingeplant worden sei.

Der Haltung der Stadt, dass es aktuell keiner Massnahmen bezüglich des städtischen Schwimmunterrichts bedürfe, widerspricht Brunner vehement: «Ich bin der Ansicht, dass die Stadt sofort reagieren muss und entsprechende Abklärungen so bald wie möglich getätigt werden sollten.» Und weiter: «Man sieht ja anhand anderer Bauprojekte, wie lange es dauern kann, bis valable Lösungen auf dem Tisch liegen.»

«Wenn Cham einen neuen Pumptrack baut, muss das in Zug nicht auch gemacht werden.»

Philip C. Brunner, SVP-Gemeinderat

Besonders angetan wäre Brunner vom Gaswerkareal als Standort einer – idealerweise kombinierten – Sportanlage. «Sie würde die bestehende Sportmeile hervorragend ergänzen.» Es sei daher bedauerlich, dass es noch über zehn Jahre dauert, bis das Areal von der ZVB an die Stadt übergehe.

Auch ist der Gemeinderat der Ansicht, dass die Gemeinden vermehrt miteinander kommunizieren müssen in Sachen Sportinfrastrukturen. «Wenn Cham zum Beispiel einen neuen Pumptrack baut, muss das in Zug nicht auch gemacht werden und umgekehrt.» Ein Hallenbadprojekt mit der Gemeinde Steinhausen – dieser Wunsch wurde seitens Steinhausen bereits geäussert – ist für Brunner denkbar.

Es braucht einen Masterplan

Bevor konkrete Pläne bezüglich der Sportanlagen umgesetzt werden, muss die Stadt Zug den sogenannten «Masterplan Sportanlagen» ausfeilen. Zunächst will die Stadt den Zustand der bestehenden Bauten überprüfen. Danach steht die Optimierung der gegenwärtigen Infrastruktur im Vordergrund. Zuletzt will die Stadt neue Anlagen erstellen. Dafür möchte sie im Rahmen der Ortsplanungsrevision weitere öffentliche Zonen ausscheiden. Das dauert jedoch. Die Volksabstimmung zur Ortsplanungsrevision findet voraussichtlich erst im Herbst 2025 statt (zentralplus berichtete).

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