Begegnungen beim Laufen und Radeln

Wie Expats die Zugerberg Finanz Trophy zur Integration nutzen

Die Höllgrotten Harriers in den blauen T-Shirts liefern sich jedes Jahr einen Wettkampf mit dem VC Menzingen (einige davon in grünen Trikots) um den Gewinn des Teamwettbewerbs an der Zuger Trophy. (Bild: zvg)

An der Zuger Trophy messen sich Sportler mit sich selbst oder anderen. Für die «Höllgrotten Harriers» ist der Anlass mehr. Die Expats-Gruppe nutzt die Trophy, um Gleichgesinnte zu finden und Freundschaften zu schliessen.

Mit dem englischen Begriff «Harrier» kann ebenso wohl ein Jagdhund wie ein Orientierungsläufer gemeint sein. Bei den Höllgrotten Harriers, einer bunten, über 50-köpfigen Gruppe von Freizeitsportlerinnen, trifft eindeutig die zweite Lesart zu.

Sprechend ist auch die «Orientierung». Denn hier versammeln sich Ausländer, die sich von Berufes wegen in den Kanton Zug begeben haben und aktiv orientieren. Wie Aktivmitglied Elisheva Mironi erklärt, sind die Höllgrotten Harriers eine internationale Laufgruppe, die ursprünglich von Eltern mit Kindern an der International School of Zug und Luzern (ISZL) gegründet worden. Ihr Zweck: Sich gegenseitig kennenzulernen und in der Schweiz einzuleben.

«Im Lauf der Zeit durften wir immer mehr Mitglieder mit internationalen und auch Schweizer Wurzeln begrüssen», sagt Elisheva Mironi. Heute kommen bei den «Harriers» Frauen und Männer aus ganz Europa und Ländern wie den USA, der Schweiz, Südafrika, Südamerika, Israel und mehr zusammen.

Regelmässiges Angebot für gemeinsamen Sport

«Wir treffen uns am Montag, Mittwoch und Freitag und gelegentlich am Wochenende, oft auch zu einem Kaffee und Gesprächen nach dem Training.» Einige der Läuferinnen stünden am Anfang ihrer Fitnessreise, andere seien erfahrene Marathonläufer.

Als Gruppe nehmen die Höllgrotten Harriers nun schon seit 2014 an der Zuger Trophy teil. Ins Leben gerufen hat diesen Breitensportanlass der Hünenberger Berufsfachschullehrer Reto Benz (51) im Jahr 2005, in Anlehnung an das Uno-Jahr des Sports.

Etwas zurückgeben

«Ich hatte als Freizeit- und Leistungssportler jahrelang vom Einsatz von Freiwilligen profitiert und wollte damit der Gesellschaft etwas zurückgeben», so der nach wie vor aktive Triathlet, Läufer, Langläufer und dreifache Familienvater. Die eine Etappe am Zugerberg, bei der sich jede Teilnehmerin während einiger Wochen kostenlos mit Zeitstopps mit sich selbst und anderen messen konnte, ist zur Erfolgsgeschichte geworden.

In diesem Jahr bietet die Zuger Trophy je sechs Etappen auf dem Velo und zu Fuss an. Willkommen sind auch Walker oder Spaziergängerinnen. Die Zeit wird über Zeitstempel, GPS-Tracker, Uhr oder das Handy gemessen und auf eine Rangliste geladen. «Inzwischen verzeichnen wir über 15'000 Zeiten pro Jahr», ist Benz stolz. Allerdings vergisst er nicht zu erwähnen, dass die Trophy nur dank der freiwilligen Mithilfe von lokalen Sportvereinen und rund 100 Helfern realisierbar sei.

 «Die Höllgrotten Harriers duellieren sich seit Jahren mit dem Veloclub Menzingen um einen der ersten Plätze in der Teamwertung und sie zeichnen sich auch aus, wenn es um Fairplay geht», freut er sich. «Harriers»-Mitglied Mia Morris habe vor Jahren den Kontakt zum VC-Menzingen-Präsidenten Kari Röllin geknüpft, um sich für eine gemeinsame Trophy-Runde in Baar zu treffen.

Begegnungen ausserhalb des eigenen Clubs

Dieses Treffen hat sich inzwischen institutionalisiert. Was Fairplay heisst, beweisen die «Harriers» Mal für Mal. Sie hetzen nicht nur Zeiten hinterher, sondern grüssen andere Teilnehmende jeweils freundlich, sei es zu Fuss oder auf dem Velo. Die Expats integrieren sich aktiv. Mit ihrer Art knacken sie regelmässig die eine oder andere Schale der ebenfalls teilnehmenden und eher für Zurückhaltung bekannten Schweizerinnen.

Die internen Herausforderungen der «Harriers» stehen denn auch direkt im Zusammenhang mit freundschaftlichen Begegnungen. Eine davon: Mach ein Lauf-Selfie mit einer oder einem Nicht-«Harrier». Damit erfüllt sich ein weiterer Zweck, der ganz im Sinn des Erfinders Reto Benz ist. Dieser bemüht sich stets um die Weiterentwicklung der Zugerberg-Finanz-Trophy.

Wie Reto Benz versichert, ist die Zukunft des Sportevents gesichert. «Die Zugerberg Finanz Trophy ist inzwischen zu einem Sport-, Begegnung und Integrationsanlass geworden, der nicht mehr aus dem Zuger Sportkalender wegzudenken ist.» Unter anderem die öffentliche Hand sowie zahlreiche weitere Sponsoren tragen den zwischen März und Oktober stattfindenden Event mit.

Mitmachen und Gemeinschaft im Fokus

Auf der öffentlichen Zwischenrangliste verbuchen die Höllgrotten Harriers bereits über 650 Starts. Dicht gefolgt vom ebenfalls länderübergreifenden Zug International Womens Club. Der VC Menzingen muss sich mit etwas weniger Starts auf Zwischenrang drei sputen, wenn er die «Harriers» noch in Bedrängnis bringen will.

Aber eben: Es geht primär ums Mitmachen. Wie auch Elisheva Mironi noch einmal versichert:  «Wir sehen die Zugerberg Finanz Trophy nicht nur als Sportevent, sondern auch als grossartige Gelegenheit, Menschen aus der ganzen Region zu treffen, die Gemeinschaft zu stärken und zu einem Geist der Inklusion und Integration in Zug beizutragen.»

Und wer weiss, vielleicht trägt dieser soziale Sportsgeist die «Harriers» auch dieses Jahr zum Sieg.  Gefeiert wird bei der Gruppe allerdings dessen ungeachtet: «Wir veranstalten jedes Jahr eine Weihnachts- und Jahresendfeier, bei der wir unsere individuellen und gruppenspezifischen Leistungen Revue passieren lassen und die Erfolge gemeinsam geniessen.» Entsprechend ehren die «Harriers» erfolgreiche Teilnehmerinnen, erwähnen persönliche Meilensteine und geniessen die soziale Seite der Teamzugehörigkeit.

Verwendete Quellen
  • Website der Zugerberg Trophy
  • Persönliches Gespräch mit Reto Benz, Gründer der Zugerberg Trophy
  • Schriftlicher Austausch mit Elisheva Mironi, langjähriges Mitglied der Höllgrotten Harriers
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