WC-Container scheint nicht zu reichen

Streit um «grusige» Männerbadi: Gemeinderäte doppeln nach

Die Zuger Männerbadi – oder Badeanlage Siehbach – wird erneut zum Politikum. (Bild: Andreas Busslinger)

Stinkende WCs und dreckige Böden: Zwei Zuger Gemeinderätinnen haben die hygienische Situation der Männerbadi kritisiert. Weil die Stadt Zug darauf kaum reagiert hat, machen sie erneut Aufruhr ums stille Örtchen.

«Hygienisches Opfer seines Erfolgs», «peinliche Katastrophe», die WCs seien «unter aller Sau»: Während die Männerbadi – respektive Badi Siehbach – in Zug bei Besuchern sehr beliebt ist, sind es die Toiletten offensichtlich weniger. So wenig, dass sich zwei FDP-Gemeinderäte genötigt fühlten, den Stadtrat in einem Postulat zum Putzen aufzufordern. «Teilweise hat es vor den Toiletten eine Warteschlange von bis zu zehn Personen. Oft stinkt es in den WC-Anlagen, oder der Boden ist dreckig, da nur einmal am Tag geputzt wird», beschrieb Barbara Gisler die Situation im Sommer 2023 (zentralplus berichtete).

Über ein Jahr später dann die Antwort des Stadtrats: Mehr putzen wolle er nicht lassen, für mehr WCs und Duschen habe es keinen Platz. Wegen der Anzahl Duschen habe sich zudem niemand beschwert. Trotzdem installierte die Stadt einen mobilen WC-Wagen. Damit war für sie das Thema gegessen (zentralplus berichtete).

Für vier Stadtzuger Gemeinderäte von links bis rechts jedoch nicht, wie eine neu eingereichte Motion zeigt. Barbara Gisler (FDP), Alex Odermatt (SVP), Esther Ambühl (SP) und David Meyer (GLP) stossen die Tür des stillen Örtchens erneut auf. Denn für sie ging seit der Debatte im September 2024 zu wenig.

Mit Skatern und Bikerinnen drohen noch längere Schlangen

In der damaligen Sitzung nahm das Zuger Stadtparlament die Antwort des Stadtrats negativ zur Kenntnis und sparte nicht an Kritik: «Ich schäme mich für die dreckigen Toilettenanlagen. Und ich schäme mich über den tiefen Standard und die Ideenlosigkeit des verantwortlichen Departements», rügte Postulantin Barbara Gisler. Auch ALG-/CSP-Sprecherin Delia Meier kritisierte die «engen, oftmals dreckigen» Garderoben und die langen Warteschlangen vor den Duschen.

Zwar zeigte sich der Stadtrat geläutert und Stadtrat Urs Raschle (Mitte) versprach, den Ball nach dieser «kalten Dusche» wiederaufzunehmen. Doch erneut passierte: nichts. Weder planerische noch budgettechnische Massnahmen, kritisieren die Motionäre.

Dabei bestehe «dringender Handlungsbedarf», sind sich die Gemeinderätinnen sicher. Die Bevölkerung der Stadt Zug wachse, just in der Nähe entstehe ein Pumptrack (zentralplus berichtete). Ergo würden sich künftig wohl noch mehr Besucher in der Männerbadi abkühlen. Der Stadtrat müsse deshalb die «hygienischen Standards» wie auch die Kapazitäten dafür anpassen.

Parlamentarier setzen Frist bis 2026

Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, reichten die Gemeinderäte dieses Mal statt einem Postulat eine Motion ein – womit der Stadtrat voraussichtlich weniger Spielraum in der Umsetzung hat. Zuerst solle sich die Stadt Zug einen Überblick über die Situation in der Männerbadi verschaffen. Dazu solle sie auch das Gespräch mit dem aktuellen Pächter suchen, um dessen Bedürfnisse und mögliche Verbesserungsansätze zu erhalten.

Danach soll die Stadt Zug ein konkretes Projekt ausarbeiten, um die hygienische Situation jetzt und in Zukunft zu verbessern. Die Motionäre fordern dabei eine «pragmatische, kosteneffiziente» Lösung, «ohne überflüssigen Luxus». Der Stadtrat soll die Massnahme zeitnah umsetzen können – doch sie soll ebenso nachhaltig wirken.

Auch den zeitlichen Horizont stecken die Parlamentarier: Die Stadt Zug soll die notwendigen Mittel für das Projekt bereits ins Budget 2026 aufnehmen, damit dieses im nächsten Jahr umgesetzt werden kann. Und damit die Pinkel-Parade drei Jahre nach dem Aufgreifen des Themas nicht noch länger wird, sondern wenn möglich nicht mehr auftritt. Doch zuerst wird sich das Stadtparlament erneut mit den WCs der Männerbadi beschäftigen.

Verwendete Quellen
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