Bei herrlichen Bedingungen findet am Samstag die fünfte Ausgabe des Neustadtstrassenfests statt. Wie die Stimmung ist und was das Strassenfest mit Guido Graf zu tun hat, liest du hier.
Das Organisationskomitee (OK) hätte sich wohl keinen besseren Tag aussuchen können, um das Neustadtstrassenfest durchzuführen. Es ist angenehme 25 Grad warm, keine einzige Wolke ist am Himmel und die Sommerferien stehen vor der Tür.
Entsprechend gelöst ist die Stimmung am Fest auf der Luzerner Eschenstrasse. Dort spielen zwei Personen spontan eine Partie Pingpong, daneben werden an den zahlreichen Bars literweise Bier und Schorle ausgeschenkt. Und am Strassenrand versuchen sich Kinder am Diabolo und schmücken die Strasse mit Kreidemalereien.
Strassenfest findet bewusst im kleinen Rahmen statt
«Wir haben einen Glückstag erwischt», sagt auch Gianluca Pardini. Der Co-Präsident des Vereins Neustadtfest zeigt sich zufrieden und kann jetzt, da alle Stände stehen und auch der Soundcheck für die Bühne erfolgreich absolviert ist, das Fest geniessen. Ihm zur Seite steht der achtköpfige Vorstand des Vereins, der für das Fest verantwortlich ist.
«Wir wollen auf der Strasse sein und die Strasse beleben. Das ist das Ziel des Fests.»
Gianluca Pardini, Co-Präsident Verein Neustadtfest
«Wegen des guten Wetters sind viele Leute schon relativ früh hier», sagt Pardini. Er geht davon aus, dass am Abend wegen der Konzerte noch mehr Menschen kommen werden. «Wir rechnen mit 1000 bis 1500 Personen. Vielleicht sind es auch mehr. Vom Platz her sind wir kaum eingeschränkt.» Allzu gross wolle man das Fest aber nicht aufziehen, darum habe sich der Verein im Vorfeld zurückgehalten mit der Werbung. Pardini führt aus: «Es ist ein Strassenfest und kein Festival. Die Leute sollen hier unverkrampft flanieren und etwas trinken und müssen nicht den ganzen Tag bleiben.»
Entsprechend hat das OK das Rahmenprogramm mit kleiner Kelle angerührt. Es gibt drei Konzerte, auf prominente Acts wird bewusst verzichtet. «Wir wollen die Lärmtoleranz der Nachbarschaft nicht überstrapazieren. Aber etwas Musik gehört einfach zu einem Fest», erklärt Pardini. Daneben gibt es zahlreiche Bars und Essenstände. Für die jüngeren Gäste hat es einen Pingpongtisch sowie ein Angebot des Jugendzirkus Tortellini.
Wobei letzteres Angebot geradezu überrannt wird. «In den letzten Jahren war die Nachfrage nicht so gross», sagt Sophie, die den Stand betreut. «Doch dieses Jahr haben wir fast zu wenig Material mitgenommen.» Der Run auf die Diabolos und die Einräder sei so gross wie noch nie, führt sie weiter aus.
Solidarität – da war doch was?
Dass das Strassenfest nach zweijähriger pandemiebedingter Pause wieder im normalen Rahmen durchgeführt werden kann, freut Pardini sehr. Das OK musste zwar nur die Ausgabe im Jahr 2020 gänzlich absagen. Im vergangenen Jahr fand das Fest «On the Road» statt (zentralplus berichtete). Die Idee dahinter war es, den Corona-Massnahmen Folge zu leisten und grosse Menschenansammlung zu vermeiden.
Das ist aber Schnee von gestern. «Wir wollen auf der Strasse sein und die Strasse beleben. Das ist das Ziel des Fests», erklärt Pardini. Darum sei die letztjährige Ausgabe auch nicht mit der diesjährigen zu vergleichen.
Das diesjährige Fest steht unter dem Motto «Storeufe». Damit ruft der Verein dazu auf, Offenheit und Solidarität zu zeigen. Ein Leitspruch, der offenbar im Trend liegt. So hat auch der neue Regierungspräsident Guido Graf sein soeben lanciertes Präsidialjahr unter das Motto Solidarität gestellt. Ob Graf dem Fest passenderweise einen Besuch abstattete, sei mal dahingestellt.
Und wie zeigen sich Offenheit und Solidarität vor Ort? Beide sind von aussen wenig sichtbar. Doch Gianluca Pardini führt aus: «Wir haben seitens der Nachbarschaft viel Solidarität gespürt.» In den vergangenen Jahren sei die Suche nach freiwilligen Helferinnen immer sehr zäh verlaufen. Dieses Jahr jedoch nicht. Als zusätzlichen Anreiz hatte das OK Getränkegutscheine in der Nachbarschaft verteilt – und prompt seinen am Samstagmorgen zahlreiche Anwohner bereitgestanden, um beim Aufbau mitzuhelfen.
Der Traum von der Bireggstrasse
Bleibt nur noch eine Frage. Wieso findet das Neustadtstrassenfest in der Eschenstrasse statt? Hat es sich verirrt? «Nein», erklärt Pardini. «Unser Ziel ist es, jedes Jahr auf einer neuen Strasse zu sein.» Da das Fest auf der Bleichenstrasse aus Sicherheitsgründen nicht realisierbar war, wurde als Alternative schnell die Eschenstrasse auserkoren.
Und wo geht es nächstes Jahr hin? «Das ist noch unklar», sagt Pardini und verrät dann. «Wir haben die Bireggstrasse im Visier … Wer weiss?»
Das dürfte allerdings schwierig werden, da die Bireggstrasse als Gemeindestrasse der ersten Kategorie eine hohe Bedeutung für den Verkehr hat. Doch ob Neustadt-, Eschen- oder Bireggstrasse: Die Besucher werden sich sowieso mehr für das Wetter und die Getränke, als für die Örtlichkeit interessieren. Das zumindest ist an diesem Samstag offensichtlich.
- Besuch vor Ort
- Webseite des Strassenfests