Die Natur hat den Regen der letzten Tage dringend gebraucht. In den Luzerner Gewässern sind die Temperaturen so stark gestiegen, dass es schon Notabfischungen gab.
Der Juni war deutlich zu warm. Die bisherigen Messwerte liegen nur knapp hinter den Rekordwerten aus dem Hitzesommer 2003. Die Sonne und die hohen Temperaturen haben zwar sommerliche Laune gebracht, aber sie haben auch die Wassertemperaturen rasch ansteigen lassen. Und das kann für Fische lebensbedrohlich sein.
Bevor die heftigen Regenfälle der letzten Tage einsetzten, kam es bereits zu so einem kritischen Moment. Im Seetal mussten am 21. Juni Bachforellen abgefischt werden, sagt Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei beim Kanton Luzern. Die hohen Wassertemperaturen und der niedrige Wasserstand hätten die Fische besonders gefährdet.
Eine Autowäsche oder Sonnencrème kann zu viel sein
Bei einer so angespannten Lage können schon kleine Fremdeinwirkungen ausschlaggebend sein: «In so einer Situation mag es nichts mehr leiden», so Amrein. Besonders für Forellen und Felchen, die kaltes und sauerstoffreiches Wasser bevorzugen, sei es ein grosser Stress. «Läuft das Wasser einer Autowäsche mit der Seife falsch ab und landet in einem Dorfbach, kann das zu einem Fischsterben führen, wenn der Zustand schon so kritisch ist», erklärt Philipp Amrein.
Das treffe natürlich nicht nur auf Seife zu, sondern generell Chemikalien und Schadstoffe. Das kann auch Sonnencrème sein, die ins Wasser gelangt, wenn Menschen an solchen Orten baden gehen.
Die Situation sei in dieser Woche zwar nicht akut, da das kühle und gewittrige Wetter anhalte, aber eine erneute Hitzeperiode könnte das schnell ändern. «Wir haben nicht viel Reserve», so Philipp Amrein. «Wenn es wieder über eine Dauer von 10 bis 14 Tagen heiss und trocken sein sollte, würde eine Notabfischung wieder aktuell», fährt er fort.
Weitere Hitzetage und es kommt zu Fischsterben
Es wäre bereits die zweite Notabfischung in diesem Sommer. «Eine Notabfischung ist immer eine sehr aufwendige Sache. Wir versuchen so viele Fische wie möglich einzufangen und setzen sie im gleichen Einzugsgebiet an einem kühleren Ort wieder aus», sagt Amrein.
Die kritische Grenze liegt für viele Süsswasserfische bei 25 Grad. Wenn die Wassertemperatur diese Schwelle erreicht, kann es zu einem Fischsterben kommen. Warmes Wasser enthält nämlich weniger Sauerstoff als kühles. Gerade für Fischarten wie Forellen, die auf sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind, kann zu warmes Wasser darum tödlich sein.
An niedrigen Stellen in Bächen besteht zudem die Gefahr von Wassermangel. Hier ist für Fische schlicht zu wenig Wasser vorhanden, um zu überleben. Davon seien besonders Gebiete betroffen, wo das Grundwasser stark absinke, erklärt Amrein.
Auch die Reuss ist betroffen
Auch in der kühleren Reuss könnte es für die einheimischen Äschen kritisch werden. Die Wassertemperatur der Reuss ist zwar meistens etwas tiefer als im See. Dennoch sei die Situation angespannt, so Amrein.
Zudem erwartet die Äschen jetzt im Sommer zusätzlicher Stress durch Badende. Wenn an seichteren Stellen während Hitzetagen noch viele Leute ins Wasser springen oder irgendwelche Dinge hineinfallen, kann der Stress für die Fische zu gross werden. In den letzten Jahren waren Notabfischungen jeweils zuerst in der Napfregion nötig, anschliessend im Seetal.
- Gespräch mit Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (LAWA)