Von Vorfreude bis Boykott

Fussball-WM: Hier gibt’s in Luzern und Zug Public Viewings

Dieses Jahr wird es in den Aussenbereichen weniger Public Viewings geben. (Bild: zvg)

Bald findet die Fussball-WM in Katar statt. In welchem Rahmen sind in Luzern und Zug Public Viewings geplant? Und soll man diese WM überhaupt schauen? Eine Umfrage von zentralplus zeigt: Veranstalter schauen dem Grossanlass mit sehr gemischten Gefühlen entgegen.

Es ist kalt und die Nächte werden kürzer. Nicht nur der Herbst, nein, auch die Fussballweltmeisterschaften stehen vor der Tür. Am 20. November ist der Kickoff – höchste Zeit also, über geplante Public Viewings in Luzern und Zug zu berichten. zentralplus hat bei der Stadt Luzern, der Stadt Zug und mehreren Lokalen in beiden Städten nachgefragt, was uns dieses Jahr erwarten dürfte.

Weder bei der Stadt Luzern noch bei der Stadt Zug sind Gesuche eingegangen

In der Stadt Luzern sind bisher keine Gesuche für die Nutzung von öffentlichen Plätzen eingegangen, wie Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen, auf Anfrage sagt. In den vergangenen Jahren seien es jeweils ein bis drei Gesuche gewesen. Lütolf zweifelt daran, dass aufgrund der fortschreitenden Zeit noch Gesuche eingereicht werden.

Damit ist es auch sehr wahrscheinlich, dass es auf dem Schotterplatz auf der Ufschötti dieses Jahr kein Public Viewing geben wird. In vergangenen Jahre feierten dort jeweils bis zu 800 Fans auf dem Gelände der Stadt Luzern. Lütolf betont aber, dass es keine Frist für die Einreichung der Gesuche gibt. «Wenn solche kämen, würde man sie schnell beantworten.»

Bisher ist keine Bewilligung für ein Public Viewing auf der Ufschötti beantragt worden. (Bild: jal)

Auch in der Stadt Zug sind bisher keine Gesuche für die Nutzung öffentlicher Plätze eingegangen. Wie viele Gesuche jeweils in den vergangenen Jahren eingegangen sind, kann die Stadt Zug nicht beantworten. Denn die Stadt Zug hat die Bewilligung für Public Viewings in den vergangenen Jahren speziell gehandhabt. Im Vorfeld der Grossanlässe hat sie jeweils eine «Generalbewilligung» an die Betriebe erteilt, damit diese in einem rechtlich vorgegebenen Rahmen auch ohne Bewilligung ein Public Viewing veranstalten konnten. In diesem Jahr verzichtet die Stadt Zug aber auf eine solche «Generalbewilligung». «Die Stadt Zug hat auf eine ‹Generalbewilligung› verzichtet, da aufgrund der Jahreszeit kein Bedürfnis besteht», schreibt die Stadt Zug.

Viele Public Viewings finden aber nicht auf öffentlichem Grund statt, sondern sie werden durch Private veranstaltet. Sie unterliegen daher keiner Bewilligungspflicht. Nachfragen von zentralplus zeigen aber, dass auch hier das Public-Viewing-Angebot nicht riesig ist.

Kein traditionelles Public Viewing beim «Schweizerhof»

So etwa auf dem Areal des Hotel Schweizerhofs. Hunderte von Fans feuerten dort jeweils die Schweizer Nationalmannschaft an. In diesem Jahr verzichtet das Hotel auf das traditionelle Public Viewing. Der Grund dafür seien weniger die kalten Temperaturen, sondern die Spielzeiten, welche die sechsstelligen Ausgaben nicht rechtfertigen würden. «Ich glaube nicht, dass so viele Leute montags um 11 Uhr Zeit haben», sagt Gian Walker vom Hotel Schweizerhof.

Ekstase vor dem «Schweizerhof» beim 2:1-Sieg der Schweiz gegen Serbien an der WM 2018. Solche Bilder wird es dieses Jahr nicht geben. (Bild: kap)

Ganz auf das Public Viewing wird das Hotel Schweizerhof aber nicht verzichten. «Es wird eine kleinere Alternative auf der Terrasse geben, welche ungefähr 50 Personen Platz bietet wird.» Die Terrasse wird für alle offen sein, eine Reservation ist nicht möglich. Aufgrund der Kälte wird das Hotel Schweizerhof Wolldecken und warme Kirschkissen bereitstellen. Die Vorfreude von Gian Walker ist aber noch verhalten. Man erwarte zwar schon «die eine oder anderen Person». «Wir rechnen aber nicht damit, dass wir überrannt werden.»

Ebenfalls zeigen wird die WM die Bourbaki Bar im Hinteren Bereich der Halle. Über das genaue Programm konnte das «Bourbaki» keine Auskunft geben.

Keine WM hingegen gibt im Luzerner Neubad. «Aus ethischen Gründen werden wir die WM in Katar nicht übertragen», sagt Nathalie Brunner, Geschäftsführerin des Neubads. Während der Bauarbeiten für die WM-Stadien in Katar haben gemäss Medienberichten des «Guardian» Tausende Wanderarbeiter ihr Leben gelassen. Im Fachmagazin «Cardiology» berichteten Forscher, dass viele von ihnen an Herz-Kreislauf-Erkrankrungen gestorben sind. Viele Todesfälle seien vermutlich durch Hitzestress ausgelöst worden. Mit dem Entscheid gegen das Public Viewing nimmt man im Neubad bewusst Umsatzeinbussen in Kauf, denn das Public Viewing sei in vergangenen Jahren stets gut gelaufen.

Noch nicht entschieden hat sich das Lido Beach House, welches in vergangenen Jahren stets Fussballgrossanlässe übertragen hat.

Mehrere Zuger Lokale zeigen die WM

Das Grand Café in Zug wird auch dieses Jahr ein Public Viewing veranstalten. Geplant sind Übertragungen sowohl im Innen- als auch im Aussenbereich. Zurzeit sei man noch daran, rechtliche Fragen mit der Stadt Zug abzuklären, beispielsweise ob man ein Zelt oder Trennwände im Freien aufstellen könne.

Im Jahr 2016 sagt die Inhaberin des Grand Cafés Judith Huber gegenüber zentralplus, dass die WM und EM «die geilste Zeit im Jahr» seien (zentralplus berichtete). Nun gibt man sich ein wenig zurückhaltender. «Momentan fühl’ ich es noch nicht», sagt Pascal Nussbaumer vom Grand Café Zug gegenüber zentralplus. Er glaubt, dass viele Veranstalter im Freien aufgrund von Corona und wegen fehlender Planungssicherheit auf Public Viewings verzichten. Daher sieht Nussbaumer in der Winter-WM auch Potenzial: «Ich glaube, es ist eine Chance für die kleinen Betriebe. Ich hoffe, diese werden überrannt.»

Auch im Lokal Plaza plant man ein Public Viewing. Im Innenbereich werden die Spiele bestimmt gezeigt. Zurzeit werde noch abgeklärt, ob man allenfalls im Aussenbereich ein Zelt aufstellen könne. Jonny Azezi ist ohnehin guten Mutes: «Die Leute sind heiss auf die WM. Wir haben für Spiele der Schweiz und Kroatien schon Firmenreservationen entgegengenommen.» Wer eine WM mit Glühwein und Winterdrinks sucht, kommt im Plaza sicherlich auf seine Kosten. Es wird eine spezielle WM-Karte mit Winterdrinks angeboten.

Weitgehend auf ein Public Viewing verzichtet hingegen das «Pier 41», welches in der Vergangenheit die WM und die EM im Aussenbereich für bis zu 100 Personen gezeigt hat. Übertragen werden dieses Jahr ausschliesslich die Schweiz Spiele und ausgewählte Toppaarungen, dies aber lediglich auf einem Fernseher an der Bar. Lukas Marcinowski, Leiter Operations der EVZ Gastro, weist aber auf das Angebot der 67 Sportsbar hin, welche alle Spiele übertragen wird und wie das «Pier 41» auch zur EVZ Gastro gehört.

Viele angefragte Bars in Luzern und Zug führen also ein gemeinsames Fussballschauen durch. Grosse Public Viewings auf öffentlichen Plätzen wird es wohl kaum geben.

Andere Städte boykottieren die Fussball-WM in Katar sogar. So beispielsweise Vevey. Grosse Public Viewings sind da verboten. Auch in Frankreich haben sich Grossstädte wie Paris, Marseille und Bordeaux für einen WM-Boykott entschieden – aus ethischen Gründen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Mario Lütolf, Stadt Luzern
  • Telefongespräch mit der Medienstelle der Stadt Zug
  • Telefongespräch mit Pascal Nussbaumer, Grand Café Zug
  • Telefongespräch mit Frank Braun, Bourbaki Bar Luzern
  • Telefongespräch mit Jonny Azezi, Plaza Zug
  • Telefongespräch mit Lukas Marcinowski, EVZ Gastro
  • Telefongespräch mit Gian Walker, Schweizerhof Luzern
  • Telefongespräch mit Nathalie Brunner, Neubad Luzern
  • Artikel im «Guardian»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Blut Geld
    Blut Geld, 13.10.2022, 17:59 Uhr

    Diese Fussball-WM (inkl. CH-Spiele) sollte von ALLEN boykottiert werden. Zeit dem elenden Geldapparat rund um die Narren Infantino und Ceferin die Stirn zu bieren. Als nationaler Fussballverband hätte ich die Meisterschaft für diese Blut-WM niemals unterbrochen.

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