Drei Geheimtipps für deine nächste Fototour durch Luzern
Geht man in Luzern auf Fototour, stehen Objekte wie Kapellbrücke, Bourbaki oder die Museggmauer ganz oben auf der Liste. Doch Luzern hat auch einige Bauten zu bieten, die zwar weniger bekannt, aber kulturell genauso wichtig sind.
Die Kapellbrücke ist das meistfotografierte Monument in der Schweiz. Kein Wunder also, steht die Brücke mit Wasserturm ganz oben auf der Liste aller Touristen mit Fotoapparat. Dass Luzern etliche historische Gebäude zu bieten hat, die Geschichtsfans Freudentränen in die Augen treiben, ist kein Geheimnis. Dabei geht aber gerne vergessen, dass Luzern auch etliche jüngere Bauten beheimatet, die kulturhistorisch bedeutsam sind. Zwar entsprechen diese nicht (immer) dem typischen Mittelalter-Idyll, bieten dem geübten Fotografen aber dennoch interessante Möglichkeiten. Wir haben drei Tipps für deine nächste Luzerner Fototour.
Nummer 1: Atelier Farnburg
Beginnen wir mit einem Gebäude, das irgendwie aus dem Mittelalter zu stammen scheint. Wer an der Reckenbühlstrasse 2 im Obergrundquartier vorbeigeht, hat sich vermutlich schon oft ob des speziellen Hauses gewundert. Ist es eine alte Miniaturburg aus dem Mittelalter oder doch etwas aus der Neuzeit? Tatsächlich ist das Wohn- und Atelierhaus Farnburg gar nicht so alt. Es wurde 1899 von Hans Siegwart für seinen Bruder, den Bildhauer Hugo Siegwart, entworfen. Die Architektur spiegelt dabei die damals vorherrschende Burgenromantik wider.
Das Haus ist sozusagen ein Prototyp für einen Bau, für den Siegwart rund zwei Jahre später berühmt werden sollte: Damals konstruierte der Architekt die Festhütte für das Schützenfest in Luzern. Der Bau war mit einer Länge von 115 Metern, einer Breite von 50 Metern und einer Höhe von 18 Metern geradezu gigantisch. 4500 Personen fanden in der Halle, die im Stile eines mittelalterlichen Schlosses daherkam, Platz.
Bauliche Meisterleistung
Die Konstruktion aus Eisenbogenträgern, die Siegwart dabei für das Dach ersonnen hat, gilt heutzutage als Pionierleistung. Auch bei der Fassade kamen neuartige Bautechniken zum Einsatz. Die «Schweizerische Bauzeitung» schrieb 1901 dazu:
«Nach eingehenden Proben gelang es, Platten aus armiertem Cement herzustellen, in deren Mitte ein Drahtgeflecht eingegossen ist, in der Gesamtwirkung altersgrauem verwettertem Sandstein-Mauerwerk ähnlich. Epheu und Schlingpflanzen aller Art rankten sich an dem Gemäuer empor, Moosansätze zeigten sich auf Zinnen und schattigen Dachpartien.»
Auch wenn das Schützenhaus längst nicht mehr existiert: Das Gebäude an der Reckenbühlstrasse 2 vermittelt noch immer einen Eindruck von Siegwarts Vision.
Hier findest du das Gebäude
Mit dem öffentlichen Verkehr erreichst du das Haus am besten. Du steigst einfach bei der Haltestelle Paulusplatz aus. Ab da sind es nur noch wenige Meter zu Fuss. Ab dem Bahnhof Luzern fahren die Buslinien 1, 11, 12, 14 und 20 an dieser Haltestelle vorbei.
Nummer 2: Dulaschulhaus
Wenn du in Luzern wohnst, bist du höchstwahrscheinlich schon einmal am Dulaschulhaus vorbeigelaufen. Es steht im Bruchquartier an der Bruchstrasse 78. Auf Laien wirkt das Gebäude mit seiner rötlichen Fassade nicht sonderlich beeindruckend. Tatsächlich gilt das Bauwerk aber als national bedeutend und ist auf der Liste der Kulturgüter in Luzern aufgeführt.
Das Gebäude besteht aus einer Turnhalle in östlicher Richtung und dem Haupttrakt bestehend aus Primarschule und Kindergarten. Namensgeber ist Franz Dula, der 1814 in Luzern geborgen wurde und unter anderem als Lehrer und Politiker aktiv war. Erbaut wurde die komplette Anlage von 1932 bis 1934 im Stil «Neuen Bauens». Dies war ein Stil, der zwischen 1910 und 1930 aufkam und durch stark funktionalen Charakter geprägt war.
Schulhaus mit Seltenheitswert
Das Dulaschulhaus wurde vom Zentralschweizer Architekten Albert Zeyer entworfen, der in Triengen ein kleines Architekturbüro hatte. Das Gebäude bedeutete für ihn den Karrieredurchbruch. Wie bedeutend das Dulaschulhaus aus heutiger Sicht ist, fasst die Architekturbibliothek der Hochschule Luzern zusammen:
«Das Dulaschulhaus gehört zu den wenigen Pionierbauten des Neuen Bauens in der Innerschweiz und nimmt eine Schlüsselstellung im modernen Schulhausbau der Schweiz ein. Mit seiner architektonischen Gestaltung, unter anderem der Rasterfassade und dem halbrunden Vorbau, symbolisiert es den sozialen und kulturellen Aufbruch in den 1930er-Jahren.»
In den nächsten Jahrzehnten musste das Gebäude aber noch einiges über sich ergehen lassen. So wurde 1969 ein zweites Geschoss auf die Turnhalle gesetzt, um mehr Platz zu schaffen. Diese bauliche Veränderung hat man dann aber knapp 40 Jahre wieder rückgängig gemacht: 2006 wurde das Schulhaus einer Gesamtsanierung unterzogen und in diesem Rahmen auch rollstuhlgängig gemacht. Bereits vier Jahre zuvor hatte man das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Hier findest du das Gebäude
Auch das Dulaschulhaus ist am einfachsten mit dem ÖV erreichbar. Ab dem Bahnhof Luzern kannst du unter anderem die Linie 1, 12, 14 oder 20 nehmen. Steige beim Pilatusplatz aus. Von da aus sind es noch rund 130 Meter bis zum Gebäude.
Nummer 3: Allmend-Kaserne
Zugegeben, ob man die Kaserne auf der Allmend schön findet oder nicht, ist Geschmacksache. Im richtigen Winkel macht der Bau aus den 1930er-Jahren aber durchaus etwas her:
Schon als die Allmend-Kaserne von 1933 bis 1935 erbaut worden ist, stellte sie ein Novum dar: Sie war die erste Kaserne der Schweiz, die aus Sichtbeton erstellt wurde. Pragmatismus stand dabei im Vordergrund: Form folgt Funktion, hiess die Devise. Der Bau war seiner Zeit so weit voraus, dass er sich auch noch heute problemlos in die Architekturlandschaft einfügt. Vielleicht ist das der Grund, warum es einem kaum auffällt, dass dieses Gebäude schon beinahe 90 Jahre alt ist.
Vermächtnis eines bekannten Architekten
Entworfen hatte das Gebäude der Schweizer Architekt Armin Meili. Der 1981 verstorbene Architekt hat mit seinem Schaffen die Stadtentwicklung in Luzern massgeblich geprägt. Unter anderem war er am Stadtbauplan Luzern, der 1933 in Kraft trat, beteiligt. Auch das ehemalige Kunst- und Kongresshaus basierte auf seinen Entwürfen. Seit dessen Abbruch ist die Allmend-Kaserne das wichtigste Zeugnis von Meilis Schaffen in Luzern.
Ganz dem Ursprung entspricht das Gebäude indes nicht mehr. In den 80er-Jahren nahm der Kanton erste Sanierungsmassnahmen vor. 1995 gab es dann einen provisorischen Umbau, um die Zentralschule des Militärs zu integrieren. Von 1997 bis 1999 wurde der Bau dann schliesslich noch modernisiert, um den Ansprüchen des Armee-Ausbildungszentrums Luzern (AAL) zu genügen. Dazu gehörte auch der schwarze Ergänzungsbau mit dem grossen Fenster in der Fassade – im richtigen Licht ebenfalls ein sehr spannendes Fotomotiv.
Inzwischen hat auch der Kanton den Wert des Gebäudes anerkannt und die Allmend-Kaserne auf die Liste der Kulturgüter gesetzt. Damit darf das Gebäude laut dem Haager Abkommen – ironischerweise – in Zeiten bewaffneter Konflikte weder beschädigt noch zerstört werden.
Hier findest du das Gebäude
Da die Allmend etwas abseits der Stadt Luzern liegt, ist sie gut mit dem Auto erreichbar. Parkplätze sind dank des angrenzenden Messeareals und der Swissporarena genügend vorhanden. Mit dem öffentlichen Verkehr bist du ab Bahnhof Luzern am schnellsten mit dem Zug vor Ort: Die Fahrzeit beträgt lediglich zwei Minuten. Steige bei der Haltestelle Allmend/Messe aus und laufe die 500 Meter bis zur Kaserne.
- Blogbeitrag Nationalmuseum «Zeitgeist um 1900: Ein Rundgang durch Luzern»
- Beitrag im Historischen Lexikon Bayerns über «Neues Bauen»
- Eintrag im Historischen Lexikon zu Franz Dula
- Eintrag Dulaschulhaus auf der Website der Architekturbibliothek
- Eintrag Allmend-Kaserne auf der Website der Architekturbibliothek
- Website Enzman Fischer Architekturbüro zum Projekt «Armee Ausbildungszentrum»
- Baublatt «Dula» der Stadt Luzern (PDF)
- Website E-Periodica der ETH Zürich
- Kulturgüterschutzinventar auf der Website des Bundes
Hinweis: In einer älteren Version des Artikels hiess es, der Primartrakt des Dulaschulhauses wurde 1969 aufgestockt. Das ist nicht korrekt, es war die Turnhalle.