Für viele Freizeitradler ist jetzt die Zeit, ihr Fahrrad in den Service zu bringen. Nur: wohin? Die Preise verschiedener Zuger Werkstätten unterscheiden sich teils markant. Und das hat seine Gründe.
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen kommt bei vielen Zugerinnen die Lust auf, sich für ein Tüürli durchs Grüne aufs Velo zu schwingen. Bloss, die Kette ächzt, die Bremsen ziehen eher schlecht als recht, der Göppel gehört in den Service. Wer sich umschaut, merkt jedoch schnell: Die preislichen Unterschiede beim Veloservice sind markant. zentralplus hat sich bei Zuger Velomechanikern schlaugemacht.
Um es vorwegzunehmen: So einfach ist das nicht. Was man beim «einfachen» Veloservice bekommt, ist von Mech zu Mech und von Velo zu Velo unterschiedlich.
Der Gediegene
An prominenter Lage, nahe beim Metalli, liegt die Cycling Lounge. Obwohl die Cycling Lounge ziemlich chic daherkommt, repariere man grundsätzlich alle Velos, erklärt der Geschäftsführer Björn Schwengeler. Er blickt auf das Rennvelo aus den 90ern, das vor seinem Laden steht und sagt: «Auch wenn es gerade bei solchen Velos sehr schwierig ist, Ersatzteile zu bekommen.»
Wer hier sein Mountainbike auf den neuesten Stand bringen will, zahlt beim Service 1, also beim kleineren Service, 250 Franken.
Bei der Cycling Lounge gehört zum Service 1 dazu: Nassreinigung, Teile reinigen an Kleinteilereiniger, Räder zentrieren, Schaltung sowie Bremsen kontrollieren und einstellen, Kontrolle von Rahmen und Anbauteilen, Schmieren aller beweglichen Teile, Federelemente einstellen (Luftdruck und Dämpfung), Reifendruck prüfen, Akku laden, Testfahrt, SMS-Benachrichtigung
Welcome im Welcome
Beim Betreten des Velogeschäfts Welcome Cycles an der Aabachstrasse wird rasch klar, dass die Servicesaison angefangen hat. Mehrere Mechaniker sind gleichzeitig im Reparaturabteil zugange. Dennoch erklärt Mitinhaber Lukas Blaser: «Mittlerweile haben wir immer zu tun. Bei den milden Wintern, die wir inzwischen haben, fahren die Leute ganzjährig Velo.» Die Servicepreise bleiben denn auch während des ganzen Jahres gleich.
Das Geschäft ist Mitglied vom Verband 2rad Schweiz und liess sich «als vierte Werkstatt in der Schweiz und als erste Werkstatt in Zug» als «exzellente Werkstatt» zertifizieren. Der Verband schlägt zwar Servicepreise vor, die Unternehmen können diese aber nach eigenem Ermessen anpassen.
Bei Welcome Cycles kostet ein «All Ride Service Mountain Bike» 196 Franken.
Beim Welcome-Service enthalten: Bike-Annahme mit Probefahrt, Erfassen im System, Abreiben mit Putzlappen, Rahmen, Anbauteile sowie Reifen auf Schäden oder Risse prüfen, Räder zentrieren, Schaltung sowie Bremsen kontrollieren und einstellen, Aus-/Einbau Hinterrad inklusive Kassette anziehen, Kontrolle Steuer- und Tretlager, Kontrolle aller Anbauteile sowie Schraubverbindungen, Schmieren beweglicher Teile, Kette ölen, Einstellen der Federelemente (Luftdruck und Dämpfung), Reifen pumpen, Endkontrolle, SMS-Benachrichtigung und Lagerung
Eine Besonderheit in dieser Werkstatt: «Bei der Annahme schauen wir das Velo gemeinsam mit dem Kunden an und geben eine Empfehlung ab. Dann legen wir auch gleich ein Kostendach ab. Falls wir auf den ersten Blick kleinere Mängel übersehen haben sollten, können wir diese reparieren, ohne es extra mit dem Kunden abzuklären», erzählt Lukas Blaser.
Bei Baumgartner gibts den günstigen Miniservice
An der Poststrasse in Zug befindet sich das Geschäft Radsport Baumgartner. «Bei uns gibt es drei verschiedene Services. Den kleinen, den mittleren und den grossen. Für E-Bikes verrechnen wir jeweils 20 Franken mehr, da wir dort mit Updates und der Kontrolle der elektronischen Komponenten etwas mehr Aufwand haben», erklärt Dominic Baumgartner vor Ort. Ein Unterschied zwischen Citybike, Rennvelo oder Mountainbike wird hier nicht gemacht.
Der kleinste Service kostet bei Radsport Baumgartner 129 Franken für ein normales Mountainbike ohne Motor.
Beim kleinen Service bei Baumgartner enthalten: Kontrolle aller Schrauben, Schmieren der Gelenke, Kabel und Kette, Einstellung der Schaltung und der Bremsen, Kontrolle Tret-, Steuer- und Kurbellager, Reifendruckkontrolle sowie eine Probefahrt
Ein mittlerer Service mit oben genannten Dienstleistungen sowie Reinigung (exklusive Antrieb) und Zentrierung des Rades kostet 179 Franken. Wer neben all dem auch den Antrieb gereinigt haben möchte, zahlt 279 Franken für den grossen Service. «Den Antrieb zu reinigen, benötigt viel Zeit. Aus diesem Grund ist der grosse Service deutlich teurer», sagt Baumgartner.
Bikecorner: Pro-Velo-Mitglieder haben Glück
Beim Bikecorner in Baar wird, wie bei der Cycling Lounge in Zug, unterschieden zwischen Renn-, Mountain- und Citybikes. Ebenfalls zahlen hier E-Bike-Fahrer für den Service ungefähr 25 Franken mehr als motorlose Biker. Dafür gibt es keine Abstufungen beim Service selbst.
Der «All Ride Service Mountain Bikes ohne Motor», den man, wie übrigens auch bei Welcome Cycles und der Cycling Lounge online buchen kann, kostet hier rund 181 Franken.
Zum Bikecorner-Service gehört: Bike-Annahme mit Probefahrt, Abreiben mit Putzlappen, Rahmen, Anbauteile sowie Reifen auf Schäden und Risse prüfen, Räder zentrieren, Schaltung sowie Bremsen kontrollieren und einstellen, Aus-/Einbau Hinterrad inklusive Kassette anziehen, Kontrolle Steuer- und Tretlager, Kontrolle Anbauteile und Schraubverbindungen, Schmieren der beweglichen Teile, Kette ölen und Zahnriemen spannen, Einstellen der Federelemente (Luftdruck und Dämpfung), Reifen pumpen, Endkontrolle und Testfahrt sowie SMS an die Kunden
Während des Gesprächs mit einem Angestellten des Bikecorner weist eine offensichtlich begeisterte Kundin zudem darauf hin, dass der Bikecorner eine Zusammenarbeit mit Pro Velo Zug hat. Vereinsmitglieder erhalten in diesem Velogeschäft Rabatt.
Bei Phoenix wird mit Ultraschall gereinigt
Phoenix Bike in Baar, die sich insbesondere auf Rennvelos spezialisiert haben, verlangen für den Mountainbike-Service gemäss eigener Website 190 Franken.
Bei Phoenix gehört dazu: Reinigung, Antrieb komplett demontieren und reinigen mittels Ultraschall, Räder zentrieren, Reifendruck sowie Lager kontrollieren und anpassen, Verschleissteile kontrollieren und wenn nötig ersetzen, Bremsen einstellen, Schaltung einstellen, alle Schrauben mit Drehmoment kontrollieren, Testfahrt
Auf der Website wird explizit erwähnt, dass jedes Verschleissteil, das ersetzt werden müsse, mit fünf Minuten Zusatzarbeit verrechnet werde. Ausser es handle sich um die Kette sowie Kassette, die ersetzt werden müssten.
Summa summarum lässt sich sagen, dass sich Kundinnen zuerst darüber bewusst werden sollen, was sich für ihr Velo überhaupt lohnt. Der geerbte Dreigänger von Oma braucht vermutlich keine Ultraschallreinigung und auch keine neu eingestellten Federelemente.
Hat man sich hingegen vor einem Jahr ein teures Specialized-Fully angelacht und dieses auch während des Winters zünftig gebraucht, lohnt sich ein ausgiebiger Service durchaus. An den mahnenden Worten, die man seit Kindesbeinen vom Chnuschti-Velomech im Dorf zu hören bekommen hat, scheint etwas dran zu sein: Der Griff zu Putzlappen und Kettenschmiere scheint sich zu lohnen. Ein gut gepflegtes Velo ist die halbe Miete und überdauert viele Jahre.