Biken im Bireggwald – warum eine Luzernerin trotz Verbot fährt
Auf den neuen Trails sollen auch Kinder auf ihre Kosten kommen. (Bild: Symbolbild zvg)
Im Bireggwald sorgt illegales Biken für rote Köpfe. Geplante Routen werden rechtlich bekämpft. Wir haben mit Menschen aus der Szene gesprochen – und mit einem scharfen Kritiker.
Laura* ist Mountainbikerin der ersten Stunde. Sie setzte sich politisch für legale Trails in der Schweiz ein, als manche den Sport noch kaum kannten. Bis heute engagiert sie sich für ihr Hobby. Aufgewachsen ist die 49-Jährige in der Zentralschweiz und lebt seit Langem in Luzern. Im Bireggwald geht sie gelegentlich biken.
Nicht wegen der einmaligen Trails im Wald neben der Stadt Luzern, sondern wegen «mangelnder Möglichkeiten» in der Gegend. So sagt sie es. Doch auf den Wanderwegen im Wald zu fahren ist illegal – zu ihrem Schutz wurde ihr Name daher verändert.
Mit Abo erfährst du:
Was Laura in den Wald treibt
Warum Gegner die geplanten Trails bekämpfen
Was der Kanton plant, um die Lage zu entschärfen
Im Kanton Luzern gibt es kaum legale Biketrails
Im Kanton Luzern dürfen Biker mit wenigen Ausnahmen nur auf Forststrassen und Asphaltstrassen fahren. Echte Bikewege, abseits davon, gibt es heute kaum. Keine Handvoll sollen es im Kanton Luzern sein, hört man aus der Szene. Mit am beliebtesten sind der Bikepark Marbachegg, der Sändertrail bei Beromünster und der Gigeliwald Trail, eine 900 Meter lange Strecke bei der Obergütschstrasse. Es ist die einzige existierende Mountainbikestrecke nahe der Stadt Luzern.
Sonst ist fast überall, wo es steil wird, wo Wander- oder Fusswege verlaufen, das Fahren verboten. Doch Laura sagt, dass dort der Spass erst beginne. Die erlaubten Wege könne man auch mit dem Rennrad fahren – dafür brauche man kein Bike. «Am besten redet man nicht darüber, sondern macht es einfach.» Die Rede ist vom Biken auf Wander- und Fusswegen oder illegalen Trails.
Auch im Bireggwald. Dort hält Laura das Konfliktpotenzial allerdings für gering. «Die interessanten Trails sind eher anspruchsvoll, die Jogger und Spazierer sind meist auf den breiteren Wegen unterwegs.» Hin und wieder gebe es zwar einen «Anschiss» von einem Fussgänger. «Der Trick ist einfach, freundlich zu grüssen.»
Biken im Bireggwald soll legal werden – doch es gibt Gegner
Eigentlich soll sich die Situation für Biker im Bireggwald verbessern. Der Einwohnerrat hat im Juni 2022 das Projekt «Biketrails im Bireggwald» genehmigt. Geplant sind vier Abfahrtsstrecken sowie eine kleine und eine grosse Runde. Über sieben Kilometer Trails für Kinder, aber auch für Fortgeschrittene, sind geplant. Die Szene jubelt: Der Verein Mountainbike Luzern will selbst 220'000 Franken Baukosten zahlen. Die Freiwilligenarbeit koordinieren will der Verein Freeride Connection. Er betreibt bereits den Gigeliwald Trail.
Doch: Der Widerstand gegen die Bikestrecken im Naherholungsgebiet Bireggwald ist gross. Erst hagelte es zehn Einsprachen gegen das Baugesuch. Diese Woche nun hat der Landschaftsschützer und Einwohnerrat Urs Steiger (L20) eine Interpellation mit kritischen Fragen beim Gemeinderat von Horw eingereicht (zentralplus berichtete).
Die Gemeinde Horw will sich mit 120'000 Franken und die Stadt Luzern mit 15'000 Franken an den Kosten für den Bau der Trails beteiligen – entsprechend dem Anteil Wald auf dem Gemeindegebiet.
Einwohnerrat fürchtet Anziehungseffekt und Chaos
In seinem Vorstoss schreibt Steiger, das Projekt sehe eine Art «Bikecenter» vor. Dem Problem von illegalem Biken werde mit einem Netz an Trails und nicht nur ein paar naturbelassenen Biketrails begegnet. Steiger fürchtet einen Anziehungseffekt, an manchen Tagen mit hunderten Bikern. Auf Anfrage von zentralplus führt er aus, warum er den Vorstoss platziert hat.
Es herrsche Chaos, schreibt er. «Was mir berichtet wird – und was über die relevanten Apps nachvollziehbar ist – ist ziemlich drastisch. Gefahren wird überall und ohne Rücksicht.» Er sei nicht gegen einzelne Trails zur Lenkung, lehne aber eine «übermässige Massierung» des Walds ab.
Als Präsident des Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee (LSVV) ist Urs Steiger bereits eine Bekanntheit. Für die einen ist er ein «Investoren-Schreck», für andere ein Bewahrer. Gegen die geplanten Biketrails hat Steiger auch mit dem Verband Einsprache erhoben. Gegenüber der «Luzerner Zeitung» betonte er, beide Vorgänge – Einsprache und Vorstoss – seien unabhängig voneinander.
Bikerin hält Trails für sinnvoll – wegen der Entflechtung
Laura kennt die kritischen Debatten zu Mountainbikern nur zu gut. Sie ist vorsichtig, was sie sagt, will niemanden aufscheuchen, Gegnern nicht mit Argumenten gegen ihren Sport in die Hände spielen. Und das, obwohl sie in diesem Text nicht namentlich erscheint.
Das geplante Trailnetz im Bireggwald begrüsst sie. Die Pläne mit mehreren Abfahrten und einem Rundkurs hält sie für gelungen. Auch findet sie, die Luzerner Szene sei gross genug und habe neue Trails verdient. Ausserdem würden auch Fussgänger profitieren: «Für die Entflechtung ist es viel besser, wenn man offizielle Trails baut.»
Werden sich «echte» Biker an die neuen Wege denn halten? Ja, sagt sie. «Wenn die Trails sehr gut gebaut sind, werden sie auch genutzt.» Ebenfalls hilfreich: Randzeiten nutzen. «Sicher ist es nicht schlau, wenn man Sonntagnachmittag in einem so stark genutzten Wald fahren geht.» Sie achte auf so etwas, schliesslich sei sie damit aufgewachsen, als Mountainbikerin nur «geduldet» zu sein.
Kanton Luzern präsentiert Ende Jahr seine Mountainbike-Strategie
Der Kanton Luzern schätzt auf seiner Website, dass mehr als 33'000 Personen regelmässig auf dem Bike unterwegs sind. Es handelt sich um eine Art Volkssport. Doch mit der steigenden Beliebtheit würden auch Konflikte zunehmen, warnt der Kanton.
Die Fachstelle erarbeitet daher eine kantonale Mountainbike-Strategie. «Die Mountainbikenden sollen zukünftig wo möglich kanalisiert und mit legalen und attraktiven Angeboten gelenkt werden.» Die Strategie soll voraussichtlich Ende 2025 vorliegen.
seit 2022 im Journalismus, davor Politikwissenschaftler, Weltenbummler und Steinbildhauer. Bei zentralplus vom Praktikanten, zum Volontär bis zum Ressortchef alles durchlaufen. Heute Co-Redaktionsleiter mit einem Hang zu guten Texten.
Genau diese Einstellung der Radfahrer beschäftigt mich.
Etwas offiziell Verbotenes tun und die Menschen, die das richtigerweise stört noch quasi als blöd verkaufen.
Dass man als Fussgänger immer mehr bei einem Spaziergang gestört wird ist der Dame egal. DAS IST NICHT OK!
Die Menschen haben Regeln geschaffen, dass ein friedliches Zusammenleben gewährt ist. Die Frau bringt uns in die Zeit des Faustrechts und zur Macht des Stärkeren zurück.
Und wenn dann ein ernzürnter Mensch mal reagiert, wird sie diesen sicher noch anzeigen
Kommentarschreiber, 26.04.2025, 10:44 Uhr
Wenn Sie bei ein paar gesetzübertredenden Fahrradfahrern, sei das nun im Wald oder im Siedlungsgebiet, eine Rückkehr ins mittelalterliche "Faustrecht" wittern, frage ich mich, welche Befürchtungen Sie beim überbordenden und alles zumüllenden motorisierten Individualverkehr (MIV) heimsuchen. Vermutlich ist ihre Toleranzlatte aber diesbezüglich viel höher gesetzt, als bei Fahrradfahrenden.
Die "Schuldigen" sind nicht Sie und die Fahrradfahrenden, also der Langsamverkehr, sondern die Tatsache, dass diesem durch die jahrzehntelange raum- und städteplanerische Bevorzugung des MIV, massiv Verkehrsfläche entzogen wurde, die nun einfach fehlt.
martin.vonrotz, 28.04.2025, 13:17 Uhr
Der Wald ist KEINE Verkehrsfläche ergo haben die Velofahrer auch keinen Anspruch auf einen Biketrail.