Laichwanderungen der Amphibien beginnt

Freiwillige retten in Luzern eimerweise Frösche vor dem Tod

Heinz Notter ist einer von neun freiwilligen Helfern, die Amphibien in Meierskappel vor dem Reifentod retten. (Bild: cbu)

Für viele Amphibien beginnt nach dem Winterschlaf die Laichzeit. Darum wandern unzählige Kröten, Frösche und Molche zu ihren Laichplätzen – teils über Strassen. Damit nicht ganze Populationen plattgewalzt werden, hat der Kanton Luzern Schutzmassnahmen eingeführt. Diese bedingen auch Freiwilligenarbeit.

Mit Beginn des Frühlings erwachen nicht nur beim Menschen amouröse Empfindungen, auch bei der Tierwelt stehen die Zeichen auf Fortpflanzung. Für Amphibien wie Frösche oder Kröten kann das mitunter tödlich enden, weil sie sich von ihren Winterquartieren aus in Scharen zu teils weit entfernten Laichplätzen aufmachen und dabei häufig Strassen überqueren müssen.

Damit die Amphibien nicht auf halber Strecke buchstäblich dem Erdboden gleich gemacht werden, haben im vergangenen Jahr freiwillige Helfer in Absprache mit der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) des Kantons Luzern gewellte Zäune entlang von besonders kritischen Strassenabschnitten aufgestellt und Auffangbecken installiert.

Der Tod kommt auf schnellen Sohlen

Ziel der Übung: Die Tiere werden von den Zäunen abgehalten, über die Strasse zu gehen, und folgen stattdessen dem Zaunverlauf, bis sie in einen eingegrabenen Behälter fallen. Regelmässig heben die menschlichen Helfer die Eimer aus dem Boden und begleiten die Amphibien sicher über die Strasse – wie Verkehrsschüler, nur glitschiger.

Eine solche Freiwilligengruppe ist auch im luzernischen Meierskappel tätig. Im Gebiet Käppelihof/Sonnenrain wurde vergangene Woche der Zaun entlang der Strasse aufgestellt. Eine einfache Methode, um einen Grossteil der brünstigen Quaker vor dem sicheren Tod zu bewahren. Denn ihr Ziel – ein Teich in der Nähe einer Wohnsiedlung – liegt jenseits einer viel befahrenen Tempo-80-Strasse.

Eimerweise Amphibien

Hier kümmern sich zehn Freiwillige um das Wohl von Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch. Zweimal pro Tag – frühmorgens und am späteren Abend – und über einen Zeitraum von rund acht Wochen werden die Behälter entlang des Zauns kontrolliert und über die Strasse an den Teich gebracht, wo sie sich zum Laichen treffen. Einige finden ihre Partnerin bereits auf der Wanderung oder im Kübel.

Manche Frösche finden ihr Herzblatt bereits auf der Reise. (Foto: Lolo Frei)

«Es kommt vor, dass ein Eimer halbvoll ist», sagt Heinz Notter (67), einer der freiwilligen Frühaufsteher. In die Böden der Behälter wurden Löcher gebohrt. «So kann das Regenwasser abfliessen und auch andere Tiere wie Mäuse oder Igel vor dem Ertrinken bewahren», erklärt Notter weiter. Darum haben die Helfer in jeden Eimer einen Ast gelegt, damit ebendiese Tiere wieder in die Freiheit klettern können.

Gelegentlich verirren sich auch Nagetiere in die Eimer. (Bild: Alex Rätzer)

Koordiniert wird die bunt gemischte Gruppe aus Senioren und Quartieranwohnern von Lolo Frei (52), die sich ehrenamtlich für das Wohl vieler Tiere einsetzt. So leitet sie unter anderem ein Eulen- und Falkenprojekt im Kanton Zug.

In Meierskappel ist es das zweite Jahr, dass die Amphibiengruppe in Aktion tritt. «Das Konzept und der Transport funktionieren perfekt», sagt Lolo Frei. «Dank meiner vielen engagierten Helfer hat das Massensterben der Amphibien auf der Strasse endlich ein Ende.» Unterstützt wird die Gruppe nebst der Lawa auch von der Wohngemeinde Meierskappel.

Strassensperrungen zum Wohl der Frösche

Die Freiwilligenarbeit, die auch in Zusammenarbeit mit Schulen und Tiervereinen durchgeführt wird, ist nur eine von verschiedenen Massnahmen des Kantons Luzern, um einen unfreiwilligen Massenmord zu verhindern.

Andernorts, wie etwa in Ballwill, Willisau oder Langnau bei Reiden werden an besonders starken Zugnächten gar Strassenabschnitte gesperrt. Auch hat der Kanton an einigen Zugstellen im Kanton bauliche Massnahmen wie Unterführungen realisiert, die auch eine sichere Rückwanderung der Tiere möglich machen.

Eine Massnahme, die auch in Meierskappel nötig ist? «Ja. Das wäre sicher an jeder Zugstelle optimal», findet Frei. «Wenn aber nach der Laichablage im März oder April der Rückzug beginnt, sind die wechselwarmen Tiere temperaturbedingt agiler unterwegs. Auf dem Hinzug im Februar sind sie noch sehr träge und ziemlich langsam. So sind sie leichte Strassenopfer», erklärt Frei.

Ausserdem ziehe sich die Rückwanderung über eine längere Zeit hin als der Hinzug. Eine Massenwanderung findet hier also nicht mehr statt. «Bauliche Veränderungen wie Tunnel oder Röhren sowie auch Strassensperrungen sind sehr aufwändig und kostspielig. So ist unsere Variante eine gute Alternative.»

30’000 Leben gerettet

Pro Jahr werden mit diesen Massnahmen gemäss Kanton Luzern rund 30’000 Amphibien vor dem Tod bewahrt. Die Amphibiengruppe in Meierskappel hat im vergangenen Jahr rund 1’800 Tiere gerettet, grossmehrheitlich Grasfrösche.

Alle Amphibien können Lolo Frei und ihr Team leider nicht retten. «Es gibt immer noch sehr viele Tote», sagt sie. Dies, weil manche Tiere nicht in der Zeit der Hilfestellung auf Wanderschaft gehen oder an Bereichen die Strasse überqueren, wo kein Zaun steht. Aber auch wegen unachtsamer Autolenker, die – wissentlich oder unwissentlich – keine Rücksicht auf allfällige Tiere auf der Strasse nehmen.

«Erfreulicherweise gibt es aber immer mehr Menschen, die sich für das Wohl unserer einheimischen Tiere einsetzen», sagt Frei.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon