Männerregierung hat die Wahl

Frauenquote: PH Luzern spielt Ball an Regierung zurück

Die Luzerner Regierung setzt sich für eine Frauenquote bei kantonalen Unternehmen ein. (Bild: jal)

Die Regierung will eine Geschlechterquote in Gremien von Unternehmen, an denen der Kanton beteiligt ist. Wie etwa bei der Pädagogischen Hochschule Luzern und der Luzerner Kantonalbank. Doch nicht nur die Unternehmen stehen in der Pflicht – auch die Männerregierung im Kanton. Ist es sie doch, die beispielsweise den PH-Rat wählt.

Eine Frauenquote soll her: Künftig sollen in den Gremien derjenigen Unternehmen, die der Kanton mitfinanziert, zu mindestens 30 Prozent Frauen sitzen. Das will die Luzerner Regierung, in der fünf Männer und keine einzige Frau sitzen (zentralplus berichtete).

Hinter die Bücher müssten unter anderem die Luzerner Kantonalbank. Hier gibt's in den oberen strategischen Leitungsgremien einen Frauenanteil von 22,2 Prozent. Nachholbedarf gibt's auch bei der Pädagogischen Hochschule Luzern, hier liegt der Frauenanteil in den obersten Leitungsgremien bei 28,6 Prozent.

Tiefer Frauenanteil bei PH Luzern: Erst war man irritiert

Der tiefe Frauenanteil bei der PH Luzern überrascht. Schliesslich ist die Quote bei den Studierenden klar grösser.

Bei der PH Luzern konnte man sich auf Anfrage von zentralplus den tiefen Frauenanteil von 28,6 Prozent erst gar nicht erklären. Sitzen doch im PH-Rat – der dem gängigen Verwaltungsrat entspricht – vier Frauen und fünf Männer.

Demzufolge würde man auf ein relativ ausgewogenes Geschlechterverhältnis kommen. Das kantonale Finanzdepartement schlüsselt auf: Beim Berechnen der Frauenquote hat man zwischen stimmberechtigten Mitgliedern und solchen mit beratender Stimme unterschieden. So fallen zwei der vier Frauen weg, die eben «nur» eine beratende Stimme einnehmen – unter anderem die Rektorin der PH Luzern – sowie ein Mann. Ergo ergibt sich ein Frauenanteil von 28,6 Prozent.

Die Regierung wählt den PH-Rat

Nun kommt das «Aber»: «Die PH Luzern hat faktisch kaum Einfluss auf die Zusammensetzung des PH-Rats», schreibt Marco von Ah, Leiter Kommunikation und Marketing der PH Luzern. Denn es ist die Luzerner Regierung, die den PH-Rat wählt. Dabei sollen sie, gemäss PH-Gesetz und -Statut, «möglichst breit gefächerte Interessenvertretungen» berücksichtigen.

«Wir führen dazu eine Art Longlist – übrigens mit einer Frauenquote von weit über 30 Prozent.»

Marco von Ah, PH Luzern

Die PH Luzern kann lediglich Vorschläge einbringen, für den Fall, dass ein PH-Rat-Mitglied zurücktritt. «Wir führen dazu eine Art Longlist – übrigens mit einer Frauenquote von weit über 30 Prozent.»

Relativ ausgewogen sieht es auch in der Hochschulleitung der PH aus. Hier sitzen zu 66,6 Prozent Frauen – die Hochschulleitung wurde aber nicht mit einberechnet.

Luzerner Kantonalbank «steht noch nicht da, wo sie will»

Mehr Frauen sind auch in den obersten Leitungsgremien der Luzerner Kantonalbank (Lukb) gefordert. Aktuell sitzen im neunköpfigen Verwaltungsrat zwei Frauen, das ergibt einen Frauenanteil von 22,2 Prozent. Auf Anfrage von zentralplus schreibt Mediensprecherin Ursi Ineichen: «Die Lukb steht bezüglich Förderung der Frauen in Führungspositionen noch nicht dort, wo sie will, und setzt sich dafür ein, die Situation der Frauen in der Führung zu verbessern.»

Die Bank achte bei der Evaluierung des Verwaltungsrates auf eine «breite Diversität». Will heissen: beruflicher Hintergrund, Fachkompetenzen, aber auch geografische Herkunft, Alter, Vernetzung und Know-how. Der Rekrutierungsvorschlag muss im Finanzsektor ausserdem durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma genehmigt werden und aktienrechtliche Vorgaben erfüllen, erläutert Ursi Ineichen. «Das übersteigt die Anforderungskriterien von 30 Prozent Frauenanteil wesentlich.»

Lukb: Frauenanteil wird sich in einem Jahr erhöhen

Sie fährt fort: «Im Verwaltungsrat haben seit dem Börsengang der Lukb immer Frauen Einsitz im obersten Führungsgremium genommen.» 2022 wird sich der Frauenanteil im Verwaltungsrat zudem erhöhen.

Dies, weil VR-Vizepräsident Josef Felder an der Generalversammlung 2022 nicht mehr zur Wahl antreten wird. Als Nachfolgerin ist Verwaltungsrätin Martha Scheiber vorgesehen. Dadurch wird sich der Frauenanteil auf 25 Prozent erhöhen – das ist aber nach wie vor unter den geforderten 30 Prozent.

Talentierte, junge Frauen wachsen nach

Bei den restlichen Fragen, wie sich die Lukb den tiefen Frauenanteil erklärt und was die Bank tut, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, verweist die Kommunikationsstelle auf ein Interview des Personalleiters Jürg Stadelmann mit dem Zentralschweizer Wirtschaftsmagazin «ROI Return on Investment», das er im Juni gegeben hat.

«Frauen sind sich den Schattenseiten einer Führungsfunktion – die gibt es natürlich – viel stärker bewusst.»

Jürg Stadelmann, Leiter Personal Lukb

In der fünfköpfigen Geschäftsleitung der Bank steht keine Frau, in der zweiten Führungsstufe liegt der Frauenanteil bei knapp zehn Prozent, erläutert Stadelmann darin. «Die Lukb hat – wie viele andere Unternehmen auch – eine starke Basis von jungen und sehr talentierten Frauen, die jetzt nach und nach in Führungsfunktionen hineinwachsen.»

Männer sind risikofreudiger, Frauen wägen mehr ab

Die Bank geht das Thema Frauen in Führungsfunktionen in einem übergeordneten Kontext an. Das heisst: «Was können wir als Lukb tun, damit unsere Arbeitsbedingungen und Laufbahnmodelle familienverträglicher werden – und zwar für Frauen und Männer», wird Stadelmann zitiert. «Frauenförderung in der Wirtschaft wird langfristig nur dann erfolgreich sein, wenn auch die Rolle der Männer neu definiert beziehungsweise flexibilisiert wird.» Führungsfunktionen für Teilzeit-Mitarbeitende sowie Jobsharing: Davon sollen bei der Lukb auch Männer profitieren, um mit einer Partnerin allfällige Kinder- und Haushaltsbetreuung zu teilen.

Zudem arbeitet die Lukb unter anderem mit dem Programm «Frauen testen Führung». Dabei können Frauen quasi Führungsluft schnuppern und solche Aufgaben für eine beschränkte Zeit und in einem begrenzten Rahmen übernehmen. Frauen sollen so erfahren, «wie sich Führung anfühlt».

Stadelmann nimmt auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern wahr – «ohne dass ich jetzt Gender-Klischees verbreiten möchte …» Männer seien oftmals risikofreudiger, eine Herausforderung würden sie «oft ohne langes Abwägen» annehmen. Ebenso gut qualifizierte Frauen seien differenzierter. «Sie sind sich den Schattenseiten einer Führungsfunktion – die gibt es natürlich – viel stärker bewusst und stellen sich darum häufiger die Frage, ob sie diesen oder jenen Schritt zu mehr Verantwortung wagen sollen.»

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 11.08.2021, 13:07 Uhr

    Ist jemand sehr gut gehört er an die Spitze egal Frauen oder Männer darum ist die Frauen Quote fehl am Platz

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 10.08.2021, 21:17 Uhr

    Qualität nicht quoten! Wer oder was ist egal! Hauptsache gut im jop! Danke

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 11.08.2021, 09:08 Uhr

      Quatsch, dumme Ausrede….vielleicht müsste man halt die Führungsjobs «frauenfreundlicher» gestalten, bzw. so machen, dass auch die Bedürfnisse und die Vorstellung derer Platz haben. Auch schon überlgt?

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      • Profilfoto von Sandra Klein
        Sandra Klein, 11.08.2021, 10:10 Uhr

        Viele Frauen wollen einfach keinen Führungsjob, weil die andere Ziele haben und / oder die work life balance wichtiger ist. Muss man akzeptieren. Von einer Chefin erwarte ich dasselbe wie von einem Chef: Kompetenz und Leistungsbereitschaft.

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      • Profilfoto von Paul
        Paul, 11.08.2021, 13:26 Uhr

        Was heisst freuenfreundlicher?
        Kann mir datunter nichts vorstellen. Besten dank für ihre rückmeldung

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