Luzerner Kantonsrat so weiblich wie nie

Frauennetzwerk unterstützt Bärtsch und schielt auf den Herbst

GLP-Politikerin Claudia Huser Barmettler fordert, dass die Bevölkerung mitreden kann bei der Spange Nord.

(Bild: zvg)

Mit den Wahlen vom Wochenende sind so viele Frauen im Luzerner Parlament vertreten wie nie zuvor. Das freut das Netzwerk «Frauen Politik Luzern». Wie es mit der Gruppierung weitergehen soll, steht in den Sternen. Erst jedoch weibeln deren Mitglieder für Regierungsrats-Kandidatin Korintha Bärtsch. 

Das Netzwerk Frauen Luzern Politik empfiehlt die neu gewählte Kantonsrätin der Grünen für den zweiten Wahlgang in den Regierungsrat. «Korintha Bärtsch hat ein beachtliches Resultat erzielt, insbesondere auch in der Landschaft, das freut uns ausserordentlich» meint GLP-Kantonsrätin Claudia Huser Barmettler vom Netzwerk. «Es ist ein Zeichen mehr dafür, dass es eine Änderung braucht in der Regierung.» Für sie ist klar: «Eine Frau in der Regierung ist überfällig». 

Damit positioniert sich das überparteiliche Frauennetzwerk klar. Die Solidarität unter Frauen reicht also ins bürgerliche Lager hinein. Dies kann Korintha Bärtsch gut gebrauchen. Am Dienstag wurde bekannt, dass weder die CVP (Stimmfreigabe) noch die FDP (Winiker/ Schwerzmann) die Grüne Politikerin im zweiten Wahlgang empfehlen. 

«Mit Korintha Bärtsch tritt nicht nur ‹einfach eine Frau› an», betont Claudia Huser. «Im Gegenteil: Korintha Bärtsch verfügt über eine breite politische wie berufliche Praxis und Führungserfahrung. Sie wäre eine äusserst fähige Regierungsrätin.» Seit 2005 ist sie im Grossen Stadtrat der Stadt Luzern – hat diesen präsidiert und führt aktuell als Präsidentin die Grüne Fraktion.

Netzwerk weibelt auch für die Wahlen im Herbst

Das Netzwerk hatte sich 2016 gegründet, mit dem Ziel mehr Frauen in den Kantonsrat zu bringen. Mit Erfolg: Von 28 neu gewählten Kantonsräten sind die Hälfte Frauen. Mit 41 Frauen ist der Anteil im Parlament so hoch wie nie. «Es ist ein schöner Erfolg», sagt Claudia Huser denn auch gegenüber zentralplus. Auch wenn sie gleich nachschiebt, dass das Ziel nicht bloss ein Drittel Frauen im Parlament, sondern natürlich zur Hälfte Frauen wären.

Diese 14 Frauen haben den erstmaligen Einzug in den Kantonsrat geschafft.

Diese 14 Frauen haben den erstmaligen Einzug in den Kantonsrat geschafft.

(Bild: zvg)

Abgewählte zu 90 Prozent Männer

Klar ist: Die Frauen-Frage hat bereits bei dieser Wahl eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt. Wie schon eine Woche zuvor in einem noch grösseren Ausmass im Kanton Zürich – wo nebenbei bemerkt, vier Frauen in der Siebner-Regierung sitzen. «Das Thema war präsent», sagt auch Huser. 

 

 

Ein deutliches Zeichen, welche Rolle das Geschlecht gespielt hat, zeigt sich auch bei einem Blick auf die Abgewählten. Maurus Zeier (FDP, Stadt), Thomas Schärli (SVP, Stadt), Jost Troxler (SVP, Sursee), Daniel Gloor (FDP, Sursee), Jürg Meyer (CVP, Hochdorf), Guido Müller (SVP, Luzern-Land), Joe Schnider (SVP, Hochdorf), Gianmarco Helfenstein (CVP, Luzern-Land), Franz Bucher (CVP, Hochdorf) und darüber hinaus Corinna Klein (SVP, Willisau) verpassten die Wiederwahl. Der Männer-Anteil liegt bei satten 90 Prozent.

«Der Frauen-Bonus war es sicher nicht.»

Jasmin Ursprung, SVP-Kantonsrätin

Dafür zogen junge Frauen wie Sara Muff (SP, Sursee) oder Judith Schmutz (Grüne, Hochdorf) ins Parlament ein. In diesen beiden Fällen ist der weibliche Erfolg aber mit parteipolitischen Veränderungen erklärbar. Sowieso sind die Abgewählten grossmehrheitlich am schlechten Abschneiden ihrer Partei gescheitert und nicht an einer Frau auf der Liste, die mehr Stimmen holte.

Gewählte SVP-Frau begründet Wahl mit Bekanntheit

Eine Ausnahme bildet Jasmin Ursprung von der SVP Udligenswil. Sie landete auf der SVP Liste Luzern Land auf dem dritten Platz und hat somit vier bisherige Kantonsräte überholt. Sechs SVPler wurden gewählt, dem siebten, Ex-Fraktionschef Guido Müller, reichte es nicht mehr – er verlor seinen Sitz.

Ursprung selbst will das Frauen-Argument jedoch nicht überbewerten. «Wir Frauen haben unterschiedlich abgeschnitten.» Sie selbst erklärt ihre Wahl damit, dass sie einen engagierten Wahlkampf betrieben hat und dass man sie als Wahlkreis-Präsidentin gekannt habe. «Der Frauen-Bonus war es sicher nicht.»

Dennoch stellt auch sie fest: «Das Frauen-Thema wurde klar gepusht.» Ursprung findet, dass die Wahl von Korintha Bärtsch das Volk entscheiden muss: Will man unbedingt eine Frau in der Regierung oder spielt die politische Gesinnung eine grössere Rolle.»

Wie es mit dem Netzwerk weitergeht

Ob und wie es mit dem Netzwerk weitergeht, ist noch nicht abschliessend geklärt. «Unser Fokus lag klar auf den kantonalen Wahlen», sagt Huser. «Im Mai setzen wir uns zusammen und diskutieren, was wir im Hinblick auf den Herbst machen wollen.» Dass es bis da weitergeht, scheint für Huser klar zu sein. «Was danach kommt, ist noch offen. Wenn wir das Netzwerk weiter aktiv halten wollen, benötigen wir klare Strukturen und finanzielle Mittel.»
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