Regierungsratswahlen

Frauen kämpfen gegen Männerbastion

Kämpferisch geben sich auch die Luzerner Frauen.

Soll Luzern der erste Kanton in der Schweiz sein, der ohne Frauen und Linke regiert wird? Gemäss Recherchen von zentral+ formiert sich nun unter Luzerner Frauen Widerstand gegen diese drohende Gefahr.

Bisher blieb es von Seiten der Frauen erstaunlich ruhig in diesem Wahlkampf. Obwohl klar ist, dass die Mixtur «Frau, links und neu» im Kanton Luzern gleichbedeutend ist mit einem bescheidenem Wahlergebnis. Das hat sich auch dieses Mal bewahrheitet: Felicitas Zopfi liegt weit hinter ihrem männlichen Rivalen Paul Winiker (SVP, neu) und Marcel Schwerzmann (bisher) zurück.

Vor allem das gute Abschneiden von Winiker könnte nun das Aus für Zopfi bedeuten: Am Mittwoch entscheiden die CVP- und FDP-Delegierten darüber, wen sie für den zweiten Wahlgang unterstützen möchten. Vieles deutet darauf hin, dass Zopfi gegenüber ihren männlichen Konkurrenten den Kürzeren ziehen wird. Der Kanton Luzern könnte der erste Kanton in der Schweiz werden, der von einer rein bürgerlichen Männerregierung geführt wird.

Männer nur als Zuschauer erwünscht

Nun ist es vorbei mit der Ruhe: Eine Gruppe von Frauen will sich das nicht gefallen lassen und organisiert breiten Widerstand gegen die drohende Männerbastion. Unter dem Motto «nichtohneuns» wird am 21. April im Kantonsratssaal ein grosser Anlass stattfinden. Unter anderem will auch die Noch-Regierungsrätin Yvonne Schärli mit von der Partie sein. «Der Saal wird überquellen mit Frauen», weiss eine Initiantin. Man wolle den Saal füllen mit Frauen aus allen Gruppierungen und Parteien. Die Bewegung soll breit abgestützt sein. Männer sind übrigens auch willkommen – allerdings dürfen sie nur von der Tribüne aus zuschauen.

In Windeseile herumgesprochen

Die Initiantinnen wollen erst am Donnerstag über ihre Absichten informieren und wurden nun von den Recherchen von zentral+ überrumpelt – darum möchten sie noch nicht mit Namen genannt werden. Aber offenbar hat sich die Meldung, dass sich Widerstand gegen die Männerregierung bildet, in Windeseile herumgesprochen. «Wir haben, obwohl wir noch nichts offiziell kommuniziert haben, bereits unglaublich viele Reaktionen erhalten», verrät eine Initiantin.

Stimmen vom Land werden gebraucht

Geplant sind von «nichtohneuns» auch weitere Aktionen. «Wir möchten uns sicher auch auf der Landschaft bemerkbar machen», heisst es von den Organisatorinnen. Es bestehe in Luzern ein politischer Röstigraben zwischen Stadt und Land, den es zu durchbrechen gelte. Man brauche auch ländliche Stimmen für Felicitas Zopfi.

Es gehe ihnen nicht nur um die Frauenfrage, betonen die Organisatorinnen. «Ebenso wichtig sind die Inhalte. Es ist wichtig, dass wir eine Stimme in der Regierung haben, die sich vehement gegen die rigorose Sparpolitik zur Wehr setzt», so die Initiantin.

Wenn es tatsächlich so herauskommt, dass sich die beiden grossen Parteien CVP und FDP am Mittwochabend dafür entscheiden, auf eine Regierung ohne Frau und Linke zu setzen, dann müsse laut protestiert werden, meinen die Initiantinnen. «Verzichten die CVP und FDP tatsächlich auf die Konkordanz, dann müssen wir aufschreien.»

Die neue Frauenbewegung findet erwartungsgemäss bei der Parteileitung der SP grossen Zuspruch. «Wir sind sehr froh darüber», sagt Daniel Gähwiler, SP-Präsident ad interim. Damit werde ein sichtbares Zeichen gesetzt, dass man unbedingt eine Frau in der Regierung will. Gähwiler räumt ein, dass die Frauenfrage ein wichtiger Punkt sei, aber der Aspekt der Konkordanz fast noch stärkeres Gewicht habe. «Entscheidend ist, welche Meinungen in dieses Gremium einfliessen.»

Aber natürlich sei eine Frauenbewegung, die auf den Geschlechteraspekt hinweist, absolut notwendig. Das zeige sich nicht nur in der Regierung, sondern auch im Kantonsrat. «Wir haben im neuen Parlament eine beschämenswert tiefe Frauenquote von 29,2 Prozent – 1,6 Prozent tiefer als bisher.»

Drohendes Szenario abwenden

Felicitas Zopfi

Felicitas Zopfi

Support gibt es auch von den Grünen. «Ich werde am 21. April auch im Kantonsratssaal dabei sein», verspricht Co-Präsidentin Katharina Meile. Es brauche jetzt auch von Seiten der Frauen viel Engagement, um das drohende Szenario einer reinen Männerregierung abzuwenden. «Felicitas Zopfi braucht diese Unterstützung. Sie selber muss jetzt auch noch Überzeugungsarbeit leisten, damit sie möglichst viele Stimmen macht.»

«Felicitas Zopfi braucht diese Unterstützung.»

Katharina Meile, Co-Präsidentin Grüne

Und wie steht es mit den bürgerlichen Frauen? Die Frauenorganisationen der bürgerlichen Parteien geben sich da zugeknöpft bis abweisend, wie ein Bericht in der «Neuen Luzerner Zeitung» vom Dienstag zeigt. Felicitas Zopfi sei nicht in der richtigen Partei, heisst es etwa. Von der CVP heisst es, dass man nicht vorhabe, für die Unterstützung von Zopfi zu werben.

Ist die Unterstützung für Zopfi demnach vor allem eine, die von linken Frauen stammt? Nein, meinen die Initianten. Es gebe viele bürgerliche Frauen, die gegen eine reine Männerregierung sind, ist man sich sicher. Darum sind die Organisatorinnen überzeugt, dass bei der Kampagne «nichtohneuns» viele Frauen aus dem bürgerlichen Lager mit dabei sein werden. «Die negativen Kommentare kommen von der Parteileitung der Bürgerlichen.»

 

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