«Orange is the New Black» auf Krienser Bühne

Frauen im Knast, Drogen und ein mitfiebernder Polizist

Chefin der Krienser Bühne: Evelyne Aeschlimann dirigiert das «Captured»-Team.

(Bild: hae)

Die Netflix-Serie «Orange is the New Black» schlägt Wellen bis zu uns: Die Krienserin Evelyne Aeschlimann wurde durch die Knastabenteuer von US-Frauen dermassen angefixt, dass sie kurzerhand ein Theaterprojekt auf die Beine stellte. 40 Leute machen mit; Drogen, Machtspiele und Intrigen spielen die Hauptrollen.

Evelyne Aeschlimann tanzt auf vielen Hochzeiten: als Autorin, Sängerin, Musikerin und Theater-Produzentin. Ohne Rücksicht auf Verluste zieht die junge Mutter ihr Projekt mit dem Titel «Captured» durch. Im soeben neu eröffneten Theatersaal vom Schappe Süd in Kriens wird derzeit geprobt und eine Attraktion vorbereitet: ein Bühnenbild mit 3D-Visualisierungen. Thema: Frauenknatsch im Knast. Bis zu 190 Zuschauer können jeden Abend hautnah dabei sein.

So hautnah, wie es Evelyne Aeschlimann vor zwei Jahren war: vor dem TV beim Anschauen der Schicksale von inhaftierten Amerikanerinnen in der Netflix-Serie «Orange Is the New Black». «Ich war dermassen gepackt, dass ich ganze Nächte durchschaute», erinnert sie sich gerne. Es blieb die Frage: Ähnlich packende Abenteuer könnten doch auch Frauen der Region Luzern erleben, oder?

So sieht die Netflix-Serie «Orange Is the New Black» aus:


Frauen-Power oder Zickenkrieg?

Gefragt, getan: Die 32-jährige Evelyne Aeschlimann setzte sich an den Laptop und schrieb ihr erstes Drehbuch. Es heisst «Captured», gefangen. Eine Insel im Vierwaldstättersee, darauf ein Gefängnis, darin sechs inhaftierte Damen. Frauen-Power oder Zickenkrieg? Manipulation und Machtspiele oder Verschwörung gegen die Insassin, welche sich auf einen Wärter einlässt?

«Jede Besucherin kann sich in gewissen Szenen ertappt fühlen.» 

Evelyne Aeschlimann, Autorin, Sängerin und vor allem Theaterfrau

«Die Handlung kann und will ich nicht verraten. Aber was ich sagen kann: Alle Zuschauer können sich in gewissen Szenen ertappt fühlen», sagt Evelyne Aeschlimann. Es ist ein Musicaltheater voll mit Konflikten, «aber vorwiegend emotionaler Gewalt, die nicht unbedingt immer sichtbar ist». Der Theaterfrau geht es um diverse Botschaften: Man soll sich mit eigenen Talenten befassen und auf die eigene Stimme hören, anstatt sich von anderen irritieren und beeinflussen zu lassen.

Autonom zu bleiben und zu ihren eigenen Vorstellungen zu stehen, das nahm Evelyne Aeschlimann sich selber zu Herzen. Vor allem, nachdem sie den Kontakt zu diversen Regisseuren gesucht hatte und spürte, dass sie bei einer allfälligen Zusammenarbeit die Zügel aus der Hand hätte geben müssen.

Theater-Harmonie: Passen bestens zu einander, Evelyne Aeschlimann und Regisseurin Franca Basoli.

Theater-Harmonie: Passen bestens zueinander, Evelyne Aeschlimann und Regisseurin Franca Basoli.

(Bild: zvg / Harald Bader)

Nicht so bei Regisseurin Franca Basoli, mit der sie jetzt das Projekt «Captured» stemmt. «Wir haben Gott sei Dank sehr ähnliche Vorstellungen. Das passt», so Evelyne Aeschlimann. «Dass ich alle Hürden bis hierhin gemeistert habe, verdanke ich am meisten Jakob Schönenberger, der für die 3D-Visualisierung und Choreografie zuständig ist. Ohne ihn hätte ich die Try-and-Error-Zeit nicht bis zum Ende durchgehalten.»

Aus ihren Bürofesseln gelöst

Auf eigenen Beinen zu stehen, das lernte Evelyne Aeschlimann vorab in den USA, wo sie während zwei Jahren Gesang studierte. Danach setzte sie ihre Studien an der Musikhochschule Luzern im Fach «Musik und Bewegung» fort. Die einstige KV-Frau hatte ihre Bestimmung gefunden und kann seither ihrer Leidenschaft nachgehen, der Musik.

Und Evelyne Aeschlimann hat auf der Bühne schon selber Erfahrungen gemacht: Sie tritt zwischendurch als Solosängerin im Sentimento-Chor in Kriens auf, holte sich Erfahrungen im derzeit von Kriens nach Emmen zügelnden le Théâtre und trat bei diversen Fundraising-Konzerten auf. Angefixt für erste Auftritte wurde sie anlässlich ihrer Teilnahme beim kleinem Prix Walo 2004, als sie 19 Jahre alt war.

Zwischen Hell und Dunkel: Die sechs Darstellerinnen und Sängerinnen von «Captured».

Zwischen Hell und Dunkel: Die sechs Darstellerinnen und Sängerinnen von «Captured».

(Bild: zvg / Harald Bader)

Lag es da nicht auch auf der Hand, dass sie selber mitspielt beim «Captured»-Stück? Sie schüttelt den Kopf: «Nein, ich habe als Produzentin dermassen viel zu tun, dass ich mich verzettelt hätte, auch noch eine Rolle zu übernehmen.»  

Schliesslich muss bei 40 Mitwirkenden doch irgendwer den Überblick haben – und auch Zeit ist ein rares Gut, da das Stück bereits am kommenden Mittwoch im Theatersaal im Kulturzentrum Schappe Süd zur Premiere gelangt.

«Weil sich zwei Frauen küssen.»

Laut Evelyne Aeschlimann ein guter Grund, dass Männer das Stück anschauen

Und weshalb soll ein Mann das Stück anschauen? «Weil sich zwei Frauen küssen», sagt Evelyne Aeschlimann und lacht herzlich. Neinnein, sie sei aber keine dieser Theatermacherinnen, die sich in den Skandalen suhlten. Liest man doch immer wieder, wie die Theaterszene sich mit Nackten und Kopulierenden auf den Bühnen zu übertrumpfen sucht. 

Freche Frauen in geringelten Catsuits

Keine Angst, Skandale werden hier in Kriens nicht zu erleben sein. Dafür gibt’s knackige Dialoge und freche Frauen in gestreiften Kostümen. Einer wird dabei besonders mitfiebern: David Aeschlimann, der Mann der Autorin und Produzentin.

Selbstbewusst: Evelyne Aeschlimann will sich nicht von anderen irritieren und beeinflussen zu lassen.

Selbstbewusst: Evelyne Aeschlimann will sich nicht von anderen irritieren und beeinflussen zu lassen.

(Bild: hae)

Er ist hauptberuflich Polizist und bei «Captured» zusammen mit Evelyne für die Requisiten zuständig. Er und Sohn David haben immer wieder Kraft gegeben, wenn Evelyne Aeschlimann am Ende war. «Das passierte stets wieder – doch jetzt habe ich einen Lauf!» Sprich, alles läuft ihr derzeit rund.

Und wenn man sich mit Verbrechen, Drogen und Gefängnissen befasst, ist es doch ganz gut, einen Cop an der Seite zu wissen.

«Captured» – Musiktheater»-Premiere: Mittwoch, 18. Oktober 2017, 20 Uhr. Theater im Kulturzentrum Schappe Süd in Kriens
. Weitere Aufführungen: 19., 21. und 22. Oktober 2017.

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