CVP verlangt Sportplätze statt Kiesdächer

Fitness im Freien: Was künftig auf Zuger Dächern entstehen könnte

Dächer für Sport nutzen – wie hier in Köln – will die CVP auch in der Stadt Zug. (Bild: Wikimedia/Raimond Spekking)

Dächer lagen lange brach. Doch immer häufiger werden sie für Solarpanels oder als Naturoasen genutzt. In der Stadt Zug könnten sie bald Konkurrenz durch Sportplätze bekommen. Vorbilder gibt es bereits.

Sportplatz statt Kiesdach: Die CVP möchte die Dächer von Schulhäusern in der Stadt Zug sinnvoller nutzen. In einem Postulat verlangt Fraktionschef Christoph Iten, dass die Stadt bei der Planung von Neu- und Ausbauten explizit neue Formen der Dachnutzung prüft. Auch weitere städtische Gebäude wie das Casino, der Werkhof, die Curlinghalle oder der Ökihof könnten obenaus attraktiver werden: Neben einer Sportanlage wäre laut CVP auch ein Spielplatz oder generell ein öffentlicher Zugang denkbar. Zugleich sollen die Erfahrungen von Pionieren in diesem Bereich eingeholt werden.

Ein besonderes Beispiel dieser Art ist laut dem Stadtrat in Berlin zu finden: Dort trägt der Fussballverein Blau-Weiss Friedrichshain seine Spiele auf einem Kunstrasen in zwölf Metern Höhe aus. Das Feld liegt auf dem Dach eines Supermarkts und hat sogar Flutlichter, ein Klubhaus, ein Vereinslokal und zwei mobile Tribünen (siehe unten).

Man muss aber gar nicht so weit gehen, um Sportplätze in luftiger Höhe zu finden. Auch auf dem Dach der neuen Dreifachsporthalle der Kantonsschule Zug am Lüssiweg wurde ein allwettertauglicher Hartplatz realisiert. Die Klassen können Fussball, Basketball, Frisbee und andere Sportarten ausüben. Die Rückmeldungen seien positiv, hält der Stadtrat in seiner Stellungnahme fest. Aus betrieblicher Sicht sei kein grosser Aufwand zur Wartung notwendig. Am meisten zu tun gibt es, wenn Laub oder Samen angrenzender Bäume aufs Dach fliegen.

Sport, Strom und Natur – für alles hats nicht Platz

Der Stadtrat steht dem Anliegen der CVP grundsätzlich positiv gegenüber. «Wenn die Stadt Zug ihrer Bevölkerung weiterhin genügend Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung und damit zu einem nachhaltig gesünderen Leben bieten will, ist die Forderung nach Dachnutzungen sorgfältig zu prüfen.» 

Auf dem Dach der Sporthalle der neuen Kantonsschule Zug gibt es bereits einen Sportplatz. (Bild: zvg)

Allerdings hält der Stadtrat fest, dass Dächer nicht nur für den Sport interessant sind. In den letzten Jahren gehe die Tendenz grundsätzlich in Richtung grünere Dächer. Sind sie grösser als 25 Quadratmeter, müssen sie bereits heute begrünt werden – und funktionieren damit als natürliche Wasserspeicher und Kühlelemente, schaffen aber auch wertvolle Lebensräume für die Natur. «Somit dienen sie als sommerlicher Wärmeschutz.» 

Dazu kommt ein weiterer Trend: Immer mehr Dächer werden als Stromlieferanten oder für die Warmwasserproduktion genutzt. Der Stadtrat hält darum fest: «Mit der Nutzung eines Daches als Sportplatz gingen diese Effekte verloren.»

Sportplätze hoch oben gehen ins Geld

Dazu kommt: Aus baulicher Sicht seien die Ansprüche an ein solches Spieldach sehr hoch. So braucht es ein Netz oder Gitter, um zu verhindern, dass zum Beispiel Bälle den Fussgängern unten auf den Kopf fallen. Solche Installationen seien für das Stadtbild in der Regel wenig vorteilhaft. Ebenso müssten die Vibrationen abgefedert werden – wenn zum Beispiel 30 Personen im Gleichschritt springen.

Ein Sportplatz muss in der Regel eine höhere Nutzlast aufweisen als ein Kiesdach. Dies dürfte sich erheblich auf die Baukosten auswirken, so der Stadtrat, der die Mehrkosten allerdings nicht generell beziffern kann. Je nach Standort müssten zudem Einschränkungen durch die Denkmalpflege einkalkuliert und die Frage beantwortet werden, wie viel Lärm den Nachbarn zugemutet werden kann.

«Der Stadtrat begrüsst eine verstärkte Beachtung und Förderung der Dachflächennutzung, aber nicht zwingend nur in Form von Sportplätzen.»

Der Stadtrat sieht deshalb nur wenige Dächer in städtischem Besitz, die sich aufgrund ihrer Grösse als Sportplätze eignen würden. Denkbar seien Orte für Aktivitäten wie etwa Schach oder Tischtennis, die einen geringeren Platzbedarf hätten. Der Stadtrat zeigt sich offen, gerade in Zeiten von Verdichtung, mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Ein konkretes Projekt kann er derzeit indes nicht vorlegen. In der Ortsplanungsrevision werde aber ein Sportkonzept erarbeitet, das die erforderlichen Grundlagen für Bedarf und Potenzial schafft.

«Der Stadtrat erachtet es als wichtig und richtig, dass diesen Flächen noch mehr Beachtung geschenkt wird, damit deren Potenzial vollständig ausgeschöpft werden kann», so das Fazit. «In diesem Sinne begrüsst er eine verstärkte Beachtung und Förderung der Dachflächennutzung, aber nicht zwingend nur in Form von Sportplätzen.»

So sieht das in Berlin aus:

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