Jetzt kontert Finks Vater die FCL-Kritik am Transfer

Fink: Diese zehn Punkte entschieden für Dortmund

Thomas und Bradley Fink sind vom Plan von Borussia Dortmund überzeugt. (Bild: André Dommann)

Der FC Luzern brachte kein Verständnis dafür auf, dass der 16-jährige Bradley Fink auf nächste Saison hin zu Borussia Dortmund zieht. Nun bezieht sein Vater Thomas Stellung zu den vom FCL erhobenen Vorwürfen.

Es geht um Karriereplanung, Talentförderung in der Schweiz, die Seriosität des Spielerberaters und die Frage, warum sich Borussia Dortmund vor dem Transfer nie beim FC Luzern gemeldet hat (zentralplus berichtete). Kurzum: Der FC Luzern hat keinen Sinn darin gesehen, dass sein Supertalent bessere Entwicklungsmöglichkeiten für sich und seine Karriere im Ruhrpott ausmacht. Thomas Fink, der Vater von Bradley, hat sich nun schriftlich dazu geäussert.

zentralplus: Thomas Fink, mit Marco Lichtsteiner haben Sie einen Spielerberater engagiert, der beim FC Luzern offenbar nicht hoch im Kurs steht. Warum haben Sie sich zu einer Zusammenarbeit mit dem älteren Bruder von Nationalspieler Stephan Lichtsteiner entschieden?

Thomas Fink: Marco Lichtsteiners Reputation und Erfolgsbilanz sind unangefochten top. Sowohl was die Entwicklung junger Spieler, die nicht nur den Sprung in die grossen vier Ligen Europas geschafft haben, betrifft – vielmehr spielen sie dort auch tragende Rollen in ihren Vereinen. Lichtsteiner ist keiner, der auf einer Website oder über soziale Medien damit angibt, welche Spieler er betreut. Aber bei den Topklubs geniesst er einen hervorragenden Ruf als seriöser Partner.

«Den hervorragenden Ruf von Marco Lichtsteiner bei den Topklubs durfte ich persönlich feststellen.»

zentralplus: Worauf stützen Sie Ihre Einschätzung?

Fink: Ich durfte dies persönlich feststellen, als wir Vertreter diverser Grossvereine trafen. Er wird dort als Partner gesehen, aber dafür bedarf es von Seiten der Vereine auch einer positiven Einstellung zu Beratern per se, und dass man zwischen guten und den weniger seriösen zu unterscheiden vermag. Dies wiederum setzt voraus, dass man sich die Zeit nimmt, die Berater zu evaluieren. 

zentralplus: Und wie erlebten Sie Lichtsteiner in der Zusammenarbeit mit Ihnen?

Fink: Seine Seriosität hat er auch in unserem Falle bewiesen. Viele Vereine mit sehr klingenden Namen, die uns wegen Bradley anfragten, disqualifizierten wir, weil deren Philosophie betreffend Nachwuchsausbildung nicht den gemeinsam definierten Kriterien entsprach und Bradley dort nicht glücklich geworden wäre.

zentralplus: Wie gingen Sie bei der Evaluation der Interessenten konkret vor?

Fink: Um Bradley nicht allzu sehr mit vielen verschiedenen Vereinsnamen zu belasten und damit er sich auf den Sport und auf die Schule konzentrieren konnte, evaluierten Marco Lichtsteiner und ich in einem ersten Schritt die Interessenten, ohne Bradley hinzuzuziehen.

zentralplus: Und welche Kriterien waren Ihnen wichtig?

Fink: Sprache und Kultur waren ein zentrales Element: Bradley spricht fliessend Deutsch und Englisch. Zudem äusserte er den Wunsch, dass er sich zum jetzigen Zeitpunkt nur vorstellen kann, in der Schweiz, in Deutschland oder in Grossbritannien zu leben. Somit kamen die vorliegenden Anfragen aus Italien, Spanien und Portugal zu früh und wurden nicht weiter verfolgt.

«Wir wollten einen Verein, der auf den Nachwuchs baut, um nicht zu sagen, von erfolgreicher Nachwuchsarbeit abhängig ist.»

zentralplus: Und welche weiteren waren entscheidend?

Fink: Wir wollten einen Verein, der auf den Nachwuchs baut, um nicht zu sagen, von erfolgreicher Nachwuchsarbeit abhängig ist. Letzteres trifft mittlerweile auf fast alle Klubs ausserhalb der Premier League zu, aber die wenigsten leben dies. Bradleys Verein soll regelmässig Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Profifussball bringen. Ausserdem wollten wir, dass sein Verein ein «Projekt Bradley Fink» vorstellte und nicht vier, fünf Talente in seiner Position unter Vertrag nimmt, von denen es dann einer schafft und der Rest bleibt mehr oder weniger auf der Strecke. Aufgrund des letzten Punkts disqualifizierten wir die Anfragen von fünf Premier League Vereinen, von denen vier zu den Top 6 in England gehören.

zentralplus: Ein Verein in diesen Dimensionen wird auch mehr in den Nachwuchs investieren können.

Fink: Gerade in den letzten sechs Monaten hat Borussia Dortmund enorm in die bereits sehr guten Strukturen und ins Personal im Nachwuchs investiert. Ein Push, von dem auch Bradley profitieren soll, da viele dieser Investitionen die individuelle Förderung der Spieler unterstützen.

zentralplus: Und was ist mit der schulischen Ausbildung?

Fink: In Dortmund wird Bradley das Gymnasium besuchen mit dem Ziel, die Matura zu schaffen. Der Stundenplan erlaubt es ihm, an sämtlichen Trainings – auch an allen am Vormittag – teilzunehmen und Abwesenheiten für die Nati sind kein Problem.

Darum passte den Finks das Gesamtpaket mit Borussia Dortmund am besten
1. Überzeugendes Konzept und Detailprogramm für die Mittelstürmerposition und für Bradley. 2. Die Vereinsphilosophie, mit jungen Spielern zu arbeiten und diesen Chancen in der 1. Mannschaft zu ermöglichen, unabhängig davon, wer die Bundesligamannschaft trainiert. 3. Chemie zwischen Bradley und seinem Trainer der Saison 2019/2020. 4. Chemie zwischen Bradley und den übrigen Verantwortlichen und Mitarbeitern im BVB-Nachwuchsbereich. 5. Die Möglichkeit, sich voll auf den Fussball zu konzentrieren und dennoch den bestmöglichen Schulabschluss, also die Matura, zu erreichen. 6. Die Entwicklungsarbeit mit den Stürmern Moukoko während den letzten 3 Jahren und Pakia im BVB-Nachwuchs. 7. Investitionen in die Nachwuchsentwicklung. 8. Dass sich Bradley wohl fühlt vor Ort. 9. Kultureller und sprachlicher Zugang. 10. Spielstil der Nachwuchsteams und vor allem von U17-Trainer Sebastian Geppert, der einen starken Fokus auf den Mittelstürmer beinhaltet.

zentralplus: In Luzern wäre das nicht gegangen?

Fink: Bradley hätte ab August die Kantonsschule am Alpenquai in Luzern besuchen sollen. Der FCL teilte uns Ende Mai fairerweise mit, dass dies mit seinen neuen Plänen für Bradley schwierig zu vereinen gewesen wäre. Bradley hätte vermehrt mit der 1. Mannschaft trainieren sollen, was in Kombination mit der Kantonsschule aber schwierig geworden wäre.

zentralplus: Wie lebt denn Bradley in Dortmund?

Fink: Bradley wird zwar in Dortmund die meiste Zeit im Jugendhaus wohnen, jedoch zwei bis drei Tage pro Woche inklusive Wochenenden bei uns übernachten, da wir eine Zweitwohnung in der Nähe der BVB-Akademie gemietet haben. Meine Frau wird die meiste Zeit vor Ort sein. Bradley wird nicht einfach bei einer Akademie abgegeben und fertig. Wir tun alles, damit er sich wohl fühlt.

zentralplus: Der FC Luzern nimmt für sich ebenfalls in Anspruch, Bradley einen exakten Plan für seine Weiterentwicklung vorgelegt zu haben. Er hätte in der aktuellen Saisonvorbereitung gelegentlich mit der ersten Mannschaft trainieren sollen.

Fink: Der FCL hat uns den Plan, dass Bradley ab dem 17. Juni mit der 1. Mannschaft hätte trainieren sollen, im  Juni erläutert, als der Entscheid zu Gunsten von Dortmund bereits gefallen war. Der uns während der Entscheidungsphase vorliegende Zeit- und Entwicklungsplan des FCL sah Trainings mit der 1. Mannschaft in diesem Sommer nicht vor. Es hätte aber keinen Unterschied gemacht. Die Strategie, für die wir uns schon länger entschieden haben, ist nicht auf den schnellstmöglichen Weg in den Profifussball aufgebaut. Wir bevorzugen, dass sich Bradley noch mindestens zwei Jahre im Nachwuchs den Feinschliff holt und an Details arbeitet. 

«Knapp 2 von 100 Talenten schaffen in der Schweiz den Sprung in den Profifussball. Die Durchlässigkeit ist hierzulande nicht höher als in Deutschland.»

zentralplus: Der FCL störte sich daran, dass sich Dortmund im Gegensatz zu weiteren Interessenten wie die AS Roma, Espanyol Barcelona oder Hoffenheim nie an ihn gewandt hat.

Fink: Wir hatten Anfragen von 16 weiteren Vereinen, die ebenfalls den direkten Weg über uns oder unseren Berater wählten. Dies ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass Bradley vertragslos war – und somit keine Eigenheit des BVB.

zentralplus: FCL-Nachwuchsschef Genesio Colatrella verwies darauf, dass von den letzten 86 Spielern in der Schweizer A-Nationalmannschaft, die es mindestens auf zwei Einsätze brachten, nur deren zwei schon im Juniorenalter ins Ausland zogen. Wie stellen Sie sich dazu?

Fink: Ob der Schweizer Weg der einfachere ist, bleibt dahingestellt. Knapp 2 von 100 Talenten schaffen in der Schweiz den Sprung in den Profifussball. Die Durchlässigkeit ist hierzulande nicht höher als in Deutschland. Wir haben uns mit den Risiken auseinandergesetzt und sind uns derer bewusst. Aber wir kennen unseren Sohn und sind überzeugt davon, dass er es mit harter Arbeit, Demut und Glück schaffen kann. 

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