Pandemie trübt die Cupsieger-Saison

Finanzdebakel: Corona beschert FCL 3,3 Millionen Verlust

Die Saison 2020/21 stand für den FC Luzern im Zeichen des ersten Cupsiegs seit 29 Jahren – aber finanziell gesehen gab es keinen Grund für Freudensprünge. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Er werde immer wieder darauf angesprochen, wie viel die Corona-Pandemie den FC Luzern seit deren Ausbruch Anfang März 2020 gekostet hat. FCL-Finanzchef Richard Furrer (53) pflegt darauf zu sagen: «Insgesamt rund viereinhalb Millionen Franken.» Es ist eine Annahme. Was den Zuger erst recht umtreibt: Die Weltviruskrise scheint noch nicht ausgestanden zu sein.

Die FCL-Saison 2020/21? Sie wird den Anhängern, die den Klub im Herzen tragen, sportlich in bester Erinnerung bleiben. Zum ersten Mal seit 1992 konnten die FCL-Fans dank dem Cuptriumph einen Pokalgewinn bejubeln. Dank FCL-Trainer Fabio Celestini und seinen wackeren Mannen, die innerhalb von sechs Monaten auferstanden waren.

Aus finanzieller Sicht war die letzte Spielzeit allerdings ein Desaster. Dieses konnte, wie es FCL-Finanzchef Richard Furrer ausdrückte, nur «durch eine überlebenswichtige Solidarität der Fans, Sponsoren, Partner, Behörden und des Stadionvermieters aufgefangen werden».

Kein einziges der 18 Heimspiele in der abgelaufenen Meisterschaft durfte unter normalen Bedingungen – wie vor Ausbruch der Corona-Krise in der Saison 2018/19 – abgehalten werden. Im Vergleich zur vorherigen Spielzeit habe der FC Luzern einen Umsatzrückgang von 25 Prozent erlitten, so Furrer. «Wir haben unsere Leistungen nicht ausliefern dürfen.»

Aktionäre schliessen Finanzierungslücke

In die Cupsiegersaison fallen aber auch starke Signale. Das wohl wichtigste: Der seit gut fünf Jahren schwelende Aktionärsstreit konnte endlich beendet werden. Mittlerweile sind die «Sieberianer», also der damalige Rädelsführer Marco Sieber, Samih Sawiris und Hans Schmid aus der höchsten FCL-Führungsebene ausgeschieden. Geblieben sind FCL-Hauptaktionär Bernhard Alpstaeg (52 Prozent) und sein Compagnon Josef Bieri (38 Prozent).

Finanziell betrachtet heisst dies: Im Aktionariat wurde eine Kapitalmutation vollzogen. Die bisherigen Aktienwerte wurden auf null abgeschrieben und das neue Kapital von Alpstaeg und Bieri anteilsmässig in der Höhe von 6,5 Millionen Franken einbezahlt.

Der Schritt wurde deshalb umso drängender, weil sich «per Ende 2020 für die Sicherstellung des Spielbetriebs und die Erteilung der Lizenz für 2021/22 eine Finanzierungslücke von 11,5 Millionen Franken auftat», sagt Furrer.

Die restlichen fünf Millionen hat sich der FC Luzern über rückzahlbare Darlehen mit Rangrücktritt geholt. Vier Millionen kommen vom Bund, eine weitere kommt von der Luzerner Kantonalbank. Diese Summe hat sich der sich aktuell in Abstiegsnot befindliche FCL über stattliche A-fonds-perdu-Beiträge (2,6 Mio), ein Stabilisierungspaket des Bundes (800'000) und über die kantonalen Härtefallentschädigungen (600'000) refinanziert.

Und nicht zuletzt über die Gutmütigkeit der FCL-Anhänger: Weil ihr Herzensklub die Leistungen wegen der Corona-Regelungen nicht ausliefern konnte, wurde ihnen für diese Saison unter dem Motto #zämefördefcl das Saisonabonnement gratis zugestellt. Verbunden mit der Bitte, doch so viel Geld einzuzahlen, wie ihnen das Abo wert ist.

«Fast 70 Prozent der Abobesitzer haben sich erkenntlich gezeigt», sagt FCL-Finanzchef Richard Furrer mit Stolz. «So sind mit einer Million Franken 65 Prozent der bisherigen Aboeinnahmen zustandegekommen. Das demonstriert eindrücklich die hohe Verbundenheit der Zentralschweizer mit unserem Klub.»

FCL-Transfergeschäft ohne Gewinn

Allen Bemühungen der FCL-Mitarbeitenden zum Trotz resultiert in der aktuellen Erfolgsrechnung ein Verlust von fast 3,3 Millionen Franken – nach den gut 1,7 Millionen in der vorangegangen Spielzeit.

Das ist ein Unterschied zum Vorjahr, der ins Gewicht fällt, ist: Im Sommer 2020 sprang mit den Transfererlösen (vor allem von Darian Males) ein Deckungsbeitrag von rund 2,5 Millionen heraus. Dieser blieb heuer aus.

«Wir befinden uns aber nach wie vor in einem Überlebenskampf.»

Richard Furrer, Finanzchef FCL

Für die wirtschaftliche Zukunft des FC Luzern ist es entscheidend, dass das erarbeitete Eigenkapital derzeit gut 2,5 Millionen Franken beträgt. Dazu kommen die langfristigen und nicht verzinslichen Verbindlichkeiten mit Rangrücktritt von rund 8 Millionen Franken.

Die Liquidität ist zum Stichtag im Vergleich zum Vorjahr (30. Juni 2020) also um gut acht Millionen höher. «Wir befinden uns aber nach wie vor in einem Überlebenskampf», stellt Richard Furrer klar. «Schliesslich weiss niemand, wie lange die Corona-Pandemie noch anhält.»

Aktuell schätzt er, dass die Weltviruskrise den FC Luzern in den letzten 16 Monaten etwa 4,5 Millionen Franken gekostet hat. Es ist deshalb eine Annahme, weil niemand wissen kann, wie hoch der Zuschauerzuspruch und die davon abhängigen Erträge in der Swissporarena ohne Corona-Krise gewesen wären.

Hinweis: Weitere Informationen zum FCL-Geschäftsbericht unter https://fcl.ch/club/gesellschaften/

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