Talent hat sich beim FC Luzern nicht durchgesetzt

Filip Ugrinic steht vor einem Klubwechsel

FCL-Ersatzspieler Filip Ugrinic jubelt an der Seitenlinie der Thuner Stockhorn-Arena mit Ruben Vargas, Oliver Custodio und Torschütze Pascal Schürpf (von links) über das 1:1.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Er ist 20, kommt in seiner Entwicklung nicht weiter beim FC Luzern und sein Vertrag läuft im Sommer 2020 aus. Filip Ugrinic muss seine Profikarriere dringend in Schwung bringen. FCL-Trainer Thomas Häberli sagt im Stile eines Bauernbubs: «Vielleicht tut es Filip gut, wenn er mal anderswo neuen Käse isst.»

Die Situation des Mittelfeldspielers lässt sich so auf den Punkt bringen: Läuft es Ugrinic persönlich, stimmen die Resultate des FCL nicht. Läuft es aber dem FCL, ist er nicht dabei. Eine beidseits befriedigende Basis für eine vielversprechende Zusammenarbeit funktioniert anders.

Als Markus Babbel noch Trainer war, begann der damals 17-Jährige damit, auf sein unbestritten grosses Talent aufmerksam zu machen. Auf seine Technik, auf seine Schusstechnik, auf seine Übersicht. Er schien ein Versprechen für die Zukunft zu sein. 31 Einsätze in der Meisterschaft hatte er bis zur Winterpause 2017/18.

Sein Rückschritt unter Seoane

Als die Post unter Seoane im letzten Frühjahr abging, begann der Rückschritt von Ugrinic. Er machte nur noch ein Spiel über die volle Distanz, sechs Mal wurde er eingewechselt. Der FCL stürmte von Rang 9 auf 3. «Im Trainingslager vor einem Jahr habe ich die Leistung nicht gebracht, die ich von mir erwartet habe», sagt Ugrinic selbstkritisch.

Für den schweizerisch-serbischen Doppelbürger sah es erst wieder besser aus, als René Weiler im letzten Sommer das Kommando übernahm. Zumindest kurzfristig. In den ersten vier Spielen ging Ugrinic über die volle Distanz. Das Problem: Weiler legte mit einem Sieg und drei Niederlagen einen Kaltstart hin. Als er im Februar trotz Dreijahresvertrag gefeuert wurde, stand Ugrinic mit sechs Auftritten in der Startelf (2 Siege und 4 Niederlagen für den FCL) und sechs Einwechslungen (4 Siege und 2 Niederlagen) zu Buche.

«Es ist keine einfache Phase, die ich erlebe.
Es ist ähnlich wie damals unter Seoane.»

Filip Ugrinic, Mittelfeldspieler des FC Luzern

Mit Thomas Häberli kam für Ugrinic keine Wende zum Guten. Nach einer Schambeinentzündung bekam er in den fünf Meisterschaftsspielen unter dem neuen FCL-Übungsleiter erst zwölf Minuten Spielpraxis. «Es ist keine einfache Phase, die ich erlebe. Es ist ähnlich wie damals unter Seoane», sagt Ugrinic.

Häberli: «Konkurrent macht Sache sehr gut»

Nun ist er an einem Scheideweg angelangt: Ein Talent in seinem Alter braucht Spielpraxis, um seine Karriere in Schwung bringen und seinen Traum vom Leben als Fussballprofi erhalten zu können. Eine weitere Saison als Ergänzungsspieler beim FCL bringt ihm und seinem Arbeitgeber nichts. Mit 1,5 Millionen Euro wird Ugrinics aktueller Marktwert vom Fussball-Portal «transfermarkt.ch» veranschlagt.

Die entscheidende Frage ist, ob und in welcher Rolle Häberli die strauchelnde Nachwuchshoffnung in seinem Team der nächsten Saison sieht. «Der bevorstehende Karriere-Entscheid wird für Ugrinic sehr wichtig sein», bestätigt Häberli und sagt: «Vielleicht tut es Filip gut, wenn er anderswo mal neuen Käse isst.» Es ist eine nette Umschreibung für eine Luftveränderung.

Damit lässt sich unschwer erahnen, auf was die im Mai anberaumte Sitzung mit Ugrinic, dessen Berater Milos Malenovic, FCL-Sportchef Remo Meyer und ihm selber hinauslaufen wird. Häberli hält fest: «Filip gibt im Training Vollgas. Entscheidend für die Beurteilung sind aber seine Leistungen auf dem Platz. Und da macht sein direkter Konkurrent Christian Schneuwly seine Sache sehr gut. Zudem haben wir zuletzt öfter gewonnen.»

Warum war Häberli nicht zufrieden?

Als er Ugrinic gegen GC zum ersten Mal unter seiner Ägide elf Minuten Auslauf gewährte, war Häberli nicht zufrieden. Doch seine Unzufriedenheit wollte er nicht in Buchstaben verpacken. Gründe, die zu dieser Einschätzung führten, will auch Ugrinic nicht erfahren haben: «Der Trainer sagte mir, er sei nicht zufrieden. Aber nicht im Detail, warum. Ohnehin glaube ich, dass ein Einsatz von zehn Spielminuten schwer zu beurteilen ist. Aber keine Frage: Ich akzeptiere die Meinung des Trainers.»

«Zwischendurch schalte ich in einem Spiel einfach ab.
Aggressivität ist und bleibt eine Frage des Kopfes.»

Filip Ugrinic, Mittelfeldspieler des FC Luzern

Ugrinic mag ein Lehrbeispiel dafür sein, dass Talent und Einsatz noch kein Garant für ein angenehmes Leben als Fussballprofi sind. Er mache sich viele Gedanken darüber, wieso es nicht so rausgekommen sei, wie er sich das beim FCL vorgestellt habe. Er glaubt, dass «ich nicht mehr die Leichtigkeit habe wie noch am Anfang.» Vielleicht habe zwischendurch auch das Glück gefehlt, ehe er auf Nachhaken eröffnet: «Zwischendurch schalte ich in einem Spiel einfach ab. Es fehlt mir da noch an der Konstanz. Aggressivität ist und bleibt eine Frage des Kopfes, daran muss ich noch arbeiten.»

Dass seine Zeit beim FC Luzern am Auslaufen ist, wird Ugrinic nicht treffen wie ein Naturereignis. Er sagt: «Ich bin für alles offen.» Auch für eine Fortsetzung der Karriere in der Challenge League. Im Leben braucht es gelegentlich einen Schritt zurück, bevor man wieder zwei nach vorne machen kann.

Es wäre seiner Situation hilfreich, wenn er in den zehn Spielen bis zum Meisterschaftsende noch Gelegenheit bekäme, sich zu präsentieren. Am Sonntag auswärts gegen Sion (16 Uhr) wird das nicht der Fall sein. Ugrinic hat am Mittwochmorgen das Training abbrechen müssen. Das linke Knie schmerzte. Es sei nichts Gravierendes, versichert er. «Im schlimmsten Fall ist es eine Überdehnung. Denn joggen kann ich problemlos.»

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