Spezialeinsatz wegen Corona

Feuerwehr der Stadt Luzern war drei Wochen für den Rettungsdienst 144 im Einsatz

Ruhig bleiben, auch wenns schnell gehen muss – das können Feuerwehrleute. Deshalb kamen sie im Frühling in Luzern im Rettungsdienst zum Einsatz. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

33 neue Feuerwehrleute, 3 Monate Zwangspause, 3 Wochen Spezialeinsatz: Die Feuerwehr der Stadt Luzern hat ein turbulentes Coronajahr hinter sich. Und doch gibt es drei Dinge, die den Kommandanten Theo Honermann besonders freuen.

590-mal ist die Feuerwehr der Stadt Luzern 2020 alarmmässig im Einsatz gewesen. Es wurden Brände gelöscht, überschwemmte Keller ausgepumpt, Verunfallte gerettet ­und auch Katzen von Bäumen geholt – so weit alles normal. Und doch war in diesem Jahr alles anders.

«Auch für uns war und ist diese Pandemie eine Herausforderung und es galt, sich angemessen und flexibel auf eine lange Dauer einzustellen», sagt Kommandant Theo Honermann.

Während des ersten Coronalockdowns entschied der Kanton Luzern, dass keine Feuerwehrübungen und -kurse mehr durchgeführt werden. Von Mitte März bis Anfang Juni 2020 wurde der Übungsbetrieb eingestellt.

Wer nicht übt, ist im Ernstfall nicht parat

Das wäre auf längere Zeit ein Problem. Denn die Feuerwehr ist eine systemrelevante Sicherheitsorganisation. Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr muss jederzeit gewährleistet sein – und das Trainung der Feuerwehrleute ist dafür eine Voraussetzung. «Deshalb wurde der Übungs- und Kursbetrieb mit einem strengen Schutzkonzept im Juni wieder aufgenommen», sagt Honermann.

Im Juni 2020 brach in einem Wohnhaus an der Luzernerstrasse ein Feuer aus. (Bild: Gebäudeversucherung Luzern)

Wo immer möglich werden die Abstandsregeln eingehalten, die Ausbildung erfolgt in möglichst kleinen Gruppen. Hinzu kommt: Feuerwehrgebäude, Material und die Fahrzeuge werden regelmässig gereinigt und desinfiziert. «Bei der Berufsfeuerwehr wurden die Schlaf-, Verpflegungs- und Aufenthaltsräume auf mehr Abstand untereinander angepasst – manche übernachten jetzt halt in Kommandoräumen», sagt Theo Honermann. Es funktioniert: «Bis jetzt gibt es keinen einzigen Fall, bei dem sich Leute in der Feuerwehr angesteckt haben. Darauf sind wir stolz.»

40 der insgesamt 280 Angehörigen der Berufs- und Milizfeuerwehr sind zudem bereits geimpft. «Beim Testdurchlauf für die Inbetriebnahme des Impfzentrums bei der Messe Luzern bekamen einige Feuerwehrleute die Gelegenheit, sich freiwillig impfen zu lassen», so Honermann (zentralplus berichtete).

Trotz Corona: Kaum jemand ist ausgestiegen

Drei Dinge haben dem Feuerwehrkommandanten in diesem schwierigen Jahr Kraft und Motivation gegeben: Das Engagement, die Solidarität im Korps und die Rekrutierung. So war die Übungsbeteiligung im Jahr 2020 sogar leicht höher als in den Vorjahren. «Es gaben alle ihr Bestes und zeigten trotz der schwierigen Zeit eine beeindruckende Motivation», sagt Honermann.

Im Juli 2020 musste die Feuerwehr der Stadt Luzern 66-mal ausrücken, um Unwetterschäden zu beheben. (Bild: Dokumentationsdienst FWL)

Zudem ist es kaum zu Abgängen gekommen. «Das ist sehr erfreulich. Gerade bei der Milizfeuerwehr gibt es viele Frauen und Männer, die beruflich schwierige Zeiten erleben», meint er. «Wir sind ein Abbild der Gesellschaft. Manche haben unsere getroffenen Massnahmen natürlich auch hinterfragt. Aber es ist uns gelungen, einen guten Weg zu finden und alle an Bord zu halten.»

120 Einsätze für den Rettungsdienst

Berührt hat Theo Honermann die gelebte Solidarität mit anderen Rettungsorganisationen. «Wir haben im letzten Frühling über drei Wochen den Rettungsdienst 144 mit qualifizierten Fahrerinnen und Fahrern unterstützt», erzählt er. «Für mich war es beeindruckend zu sehen, wie hoch trotz der angespannten Situation die Bereitschaft war, zu helfen.»

«Man steht füreinander ein und unterstützt sich gegenseitig.»

Feuerwehrkommandant Theo Honermann

Der Rettungsdienst bereitete sich zu der Zeit auf mögliche personelle Engpässe vor – und brauchte erfahrene Fahrer, die in hektischen Situationen ruhig bleiben. Sowohl die Berufs- wie auch die Milizfeuerwehr kamen so zum Einsatz. «Innerhalb von drei Wochen leisteten wir rund um die Uhr 126 Einsätze – und wurden nicht geschont», so Honermann.

11 Feuerwehrleute treten erst 2022 ein

Die dritte grosse Freude bereitete Honermann die Rekrutierung neuer Kräfte. «Wir haben im letzten Jahr ohne grosse Werbung 33 interessierte und qualifizierte Frauen und Männer für den Dienst in der Milizfeuerwehr gewinnen können. Dies ist mehr als unser Bedarf, denn wir haben trotz Pandemie eine geringe Fluktuation.» Mit 11 von ihnen wurde der Eintritt in gegenseitiger Absprache um ein Jahr verschoben auf 2022.  

Im August 2020 kam es am Geissensteinring zu einem Brand im Dachstock eines Abbruchhauses. (Bild: Dokumentationsdienst FWL)

Was letztes Jahr grösstenteils wegfiel, waren die gesellschaftlichen Anlässe. Etwa die Agathafeier, die bei der Feuerwehr immer einen grossen Stellenwert einnimmt. «Die bewusste Pflege der Kameradschaft kommt uns nun in dieser schwierigen Zeit zu Gute», meint dazu Theo Honermann. «Man steht füreinander ein und unterstützt sich gegenseitig.» Der Zusammenhalt beweist sich ganz besonders bei schwierigen Einsätzen und nun eben auch in anspruchsvollen Zeiten.

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