Ausgebucht in der Wochenmitte

Ferienhungrige sorgen für Hochbetrieb bei Zuger Covid-Testcenter

Das neue Testcenter beim Kantonsspital in Baar neben dem Notfallzentrum, speziell für Reiseatteste. (Bild: Beat Holdener)

Die gesteigerte Reiselust zur Osterzeit wirkt sich auf die Corona-Testcenter aus. In der Wochenmitte sind die Termine jeweils früh ausgebucht. Apotheken, die im Kanton Zug Tests anbieten, machen wegen der gewünschten Reiseatteste sogar Überstunden.

Wer übers Wochenende ins Ausland reisen möchte, braucht für viele Länder, wie etwa Frankreich oder Italien, einen sogenannten PCR-Text, der weniger als 72 Stunden alt ist. Auch für Flugreisen nach Deutschland genügt ein Schnelltest aktuell nicht mehr.

Darum wollen sich im Moment viele Leute jeweils am Mittwochnachmittag oder am Donnerstag testen lassen, vor dem verlängerten Osterwochenende auch am Dienstag. Diese Termine werden in Zug bevorzugt beim Kantonsspital gebucht. Für Reisende ohne Symptome wird dort seit dem 24. März ein eigenes Testcenter geführt. Bei Corona-Abstrichen, die erst am Freitag gemacht werden, trifft das Testergebnis je nach Arbeitsbelastung im Labor zu spät ein für eine Abreise am Samstag.

Wer ein negatives Corona-Attest für eine Reise ins Ausland benötigt, muss dieses selber bezahlen. Ein PCR-Test kostet 140 Franken. Der Anteil der Selbstzahler hat bei der Hirslanden-Klinik diesen Monat gegenüber Februar deutlich zugenommen. Rund 30 bis 40 Prozent der Getesteten berappen aktuell Test aus dem eigenen Sack. «Die aktuellsten Zahlen der Testcenter am Zuger Kantonsspital und an der AndreasKlinik deuten auf einen Anstieg der Tests für Reisen hin», bestätigt Aurel Köpfli von der Gesundheitsdirektion.

Reisen an die Sonne und in die Heimat

Auch bei anderen Anbietern ausserhalb der Spitäler spürt man die steigende Nachfrage nach Reiseattesten. Die Apotheke Moll in Steinhausen bietet normalerweise 60 Test-Plätze pro Tag. Mit 80 bis 90 Tests ist sie momentan völlig überbucht. Etwa die Hälfte davon beanspruchen Selbstzahlende, die ins Ausland reisen wollen.

Dominik Moll hat den Eindruck, dass es im Moment einerseits die Einheimischen an die Wärme zieht, andererseits viele Gastarbeiter über die Ostertage nach Hause fahren wollen. Die Destinationen der Getesteten werden nicht erfasst. Diese müssen auch selber in Erfahrung bringen, welchen Test sie für die Reise benötigen.

Das Angebot von Gratis-Schnelltests durch den Bundesrat steigert die Nachfrage ebenfalls, beispielsweise um unbeschwert Angehörige besuchen zu können. Die Steinhauser Apotheke hat ihre Öffnungszeiten aktuell verlängert. «So sind wir in der Lage, Leute mit Symptomen bei den Tests zu bevorzugen», sagt Dominik Moll. Dank dem grossen Andrang lohnt sich das Angebot für ihn, der Aufwand für die Testinfrastruktur und das nötige Personal ist jedoch erheblich.

Nicht jede Reise gleich risikant

Die Testzahlen nehmen generell zu, da seit letzter Woche auch Tests für asymptomatische Personen kostenlos sind. Davon geht auch die Gesundheitsdirektion aus und sie begrüsst dies ausdrücklich.

Statistiken über die Entwicklung der Reisetätigkeit liegen nicht vor. «Wir mahnen in der aktuell angespannten Situation zur Zurückhaltung bei aufschiebbaren Reisen», sagt Aurel Köpfli. Reisen sind grundsätzlich wegen häufigeren Kontakten mit einem gewissen Ansteckungsrisiko verbunden. Je nach Transportmittel oder Unterkunft fällt dieses geringer oder höher aus.

Im Hinblick auf die Frühlingsferien wird mit einer Zunahme der Nachfrage nach Corona-Tests gerechnet. Zu Engpässen dürfte es jedoch nicht kommen. Die Kapazitäten wurden entsprechend erhöht. «Die Testcenter im Kanton Zug legen den Schwerpunkt auf die Erkennung von Infizierten, also Personen mit Symptomen», erklärt Aurel Köpfli. «Die Anzahl der Tests zu Reisezwecken kann gegebenenfalls begrenzt werden.»

Nur vereinzelte Schlaumeier

Dass Leute versuchen einen Gratis-Test zu erschleichen, indem sie Symptome vorgeben, kommt offenbar nur wenig vor. «Der Grossteil der Leute ist ehrlich», sagt Apotheker Moll. Wer keine Krankheitszeichen zeigt, wird darauf aufmerksam gemacht, dass er selber zahlen muss.

Beim Kantonsspital verhindern verschiedene Massnahmen mögliche Schummeleien. Personen, die Symptome beklagen, können nicht wählen, welcher Test gemacht wird, sie bekommen das Resultat nur auf Deutsch, nicht auch auf Englisch wie Selbstzahlende, und ohne Pass- oder ID-Nummer.

Strenge Quarantänevorschriften

Bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet in die Schweiz haben Reisende ebenfalls einen aktuellen Corona-Test vorzuweisen, oder sofort einen zu machen. Zudem müssen sie sich zehn Tage in Quarantäne begeben und dürfen ihre Unterkunft während dieser Zeit nicht verlassen. In den letzten sieben Tagen befanden sich im Kanton Zug durchschnittlich 385 Personen in Quarantäne, davon etwa 141 aufgrund einer Rückreise aus einem Risikoland.

Mit einem negativen Test nach sieben Tagen kann die Quarantäne verkürzt werden. Zwischen 70 und 80 Prozent der Betroffenen stellen einen entsprechenden Antrag. Bisher musste keiner abgelehnt werden, da die entsprechenden Testresultate negativ waren.

«Bei den stichprobenartigen Kontrollen anhand der Passagierlisten stellen wir fest, dass sich die allermeisten Einreisenden korrekt bei uns melden.»

Aurel Köpfli, Medienverantwortlicher der Gesundheitsdirektion

Grundsätzlich müssen sich die einreisenden Personen wegen der Quarantäne von sich aus beim Kanton melden. Dieser erhält aber auch Passagierlisten von Flugpassagieren und Meldungen des Zolls, wenn jemand keinen Test vorweisen kann. «Diese werden stichprobenhaft überprüft», so Aurel Köpfli, «wobei wir die Erfahrung machen, dass sich der allergrösste Teil der Einreisenden korrekt bei uns meldet.» Mit einer hohen Dunkelziffer rechnet die Gesundheitsdirektion nicht.

Die Daten der Personen, denen ein Reiseattest ausgestellt wurde, dürfen aus Datenschutzgründen von den Testcenter dagegen nicht an den Kanton weitergeleitet werden.

Bisher keine Bussen verhängt

Wer gegen die Quarantänepflicht verstösst, kann mit einer Busse bis zu 5000 Franken bestraft werden. Bisher war das im Kanton Zug nicht der Fall. Die Gesundheitsbehörden setzen nicht auf die abschreckende Wirkung von Bussen, sondern auf Information und Dialog.

«Wenn bei einer Überprüfung festgestellt wird, dass sich eine Person nicht korrekt beim Kanton gemeldet hat, wird das Gespräch gesucht und diese Person entsprechend informiert», so Aurel Köpfli. «Dieses Vorgehen reicht in unserer Erfahrung aus.»

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