Emmen: Politisieren Vater und Sohn bald gemeinsam?

Felix Müri will in die Lokalpolitik – und lässt Zukunft in Bern offen

SVP-Nationalrat Felix Müri setzte sich für die Öffnung des Autobahnanschlusses Emmen Nord ein.

(Bild: Montage les)

Der langjährige SVP-Nationalrat Felix Müri will in den Emmer Gemeinderat einziehen. Die Kommune steckt in finanziellen Schwierigkeiten – gerade deshalb möchte er antreten. Würde er gewählt, hätte das Folgen für seinen Sohn. Noch nicht gesichert ist, ob er sein Nationalratsmandat abgibt. 

Die Emmer Bevölkerung wird am 10. Juni zur Urne gebeten – gleich zwei Gemeinderäte muss sie ausserordentlich neu wählen. Ins Rennen steigt ein weiteres wohlbekanntes Gesicht, wie am Dienstag bekannt wurde: SVP-Nationalrat Felix Müri (60) stellt sich zur Verfügung. Die Findungskommission der SVP-Ortspartei hat ihn als einzigen Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen. Definitiv nominiert wird Felix Müri an der Parteiversammlung vom 18. April.

Müri, der unter der Bundeshauskuppel in verhältnismässig ruhigen Gewässern politisieren kann, strebt ein schwieriges Amt an. Die Gemeinde muss sparen und Steuern erhöhen, die Aussichten sind nicht viel besser. Weshalb tut sich das der profilierte Politiker an? «Ich habe ein sehr grosses Netzwerk aufgebaut und viele Erfahrungen gesammelt in den vergangenen Jahren. Ich glaube, ich kann in der Exekutive etwas bewegen – gerade zu diesem sehr wichtigen Zeitpunkt», sagt Müri.

Bereits 15 Jahre im Nationalrat

Der Vater von vier erwachsenen Kindern möchte nicht schwarzmalen, was seine Heimatgemeinde betrifft: «Emmen wächst in den kommenden Jahren stark – es bestehen sehr viele Chancen. Auch deshalb will ich in den Gemeinderat.»

Vroni Thalmann könnte Sitz erben

Sollte Felix Müri als Nationalrat zurücktreten, wenn er in den Emmer Gemeinderat gewählt wird, kann den Sitz die amtierende Kantonsratspräsidentin Vroni Thalmann-Bieri übernehmen. Die Politikerin aus Flühli verpasste im Jahr 2015 nur ganz knapp hinter dem damaligen SVP-Präsidenten Franz Grüter den Einzug ins Bundesparlament. Damit wäre das Entlebuch wieder vertreten in der Parlamentsdelegation des Kantons Luzern.

Müri kann sich verschiedene Aufgaben innerhalb der Exekutive vorstellen. Frei wird unter anderem das Ressort Schule und Kultur unter der Ägide von Susanne Truttmann (SP). Das Dossier kennt Müri sehr gut: Er ist seit 2007 Mitglied in der nationalrätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. Der ebenfalls zurücktretende Urs Dickerhof (SVP) war Finanzvorsteher.

Sollte Müri gewählt werden, hat er möglicherweise keine grosse Wahl: «Die Ämterverteilung ist noch offen – auch weil Gemeindepräsident Rolf Born (FDP) vermutlich eine komplett neue Verteilung anordnet», sagt Müri. In diesem Fall können die amtsälteren Gemeinderäte zuerst entscheiden, welches Departement sie leiten möchten.

Dass der SVP-Nationalrat während über 15 Jahren Bundespolitik machte und nie im Emmer Einwohnerrat sass, erachtet Müri nicht als Nachteil. Er sei nicht zu weit entfernt vom örtlichen Geschehen: «Ich habe die Ortspartei Emmen gegründet und sie während drei Jahren präsidiert. Ausserdem lebe ich hier und bin verwurzelt in Emmen.»

Einziger Kandidat der Partei

Und er hat durch familiäre Banden einen direkten Draht zum örtlichen Parlament: «Mein Sohn Pascal sitzt für die SVP im Einwohnerrat. Am Mittagstisch wird regelmässig über das Geschehen diskutiert – ich habe also einen 1:1-Einblick.»

Dass Müris dereinst sowohl in Legislative als auch Exekutive vertreten sein könnten, ist aussergewöhnlich: «Mir ist nicht bekannt, dass es eine solche Vater-Sohn-Konstellation bereits einmal gab in Luzern.» Für Sohn Pascal hätte das laut dem Nationalrat Konsequenzen. «Bei gewissen Themen müsste er wohl in den Ausstand treten.» Und er dürfte wohl nicht in einer Kommission Einsitz nehmen, die Müri als Gemeinderat präsidieren würde.

«Ich habe natürlich Respekt vor dem anstehenden Wahlkampf.»

Felix Müri, Nationalrat SVP

Die SVP schlägt den Parteimitgliedern einzig Müri zur Wahl vor – zahlreiche Exponenten haben abgesagt. Ist er der Notnagel? Müri winkt ab: «Ich weiss nicht, ob die Angefragten tatsächlich abgesagt haben oder ob nicht eher alle abwinkten, als ich Mitte März Interesse bekundete.»

Zwei linke Gegenkandidaten

Felix Müri hat bisher immer betont, noch einmal die Wiederwahl ins Bundesparlament anzustreben. Hat er es sich anders überlegt? «Es ist noch offen, ob ich nochmals antrete.» Den Entscheid möchte er mit verschiedenen Seiten absprechen. Unter anderem mit der SVP-Kantonalpartei im Hinblick auf den anstehenden harten Kampf um die Parlamentssitze im Herbst 2019: «Wir sind in Luzern nur noch neun Nationalräte – da ist es möglicherweise wünschenswert, wenn die bisherigen drei SVP-Nationalräte noch einmal kandidieren.»

Auch würde er den Entscheid mit dem Gesamtgemeinderat absprechen – eine erneute Kandidatur für den Nationalrat sei abhängig von der Arbeit in der Emmer Exekutive, die im Durchschnitt einem 80-Prozent-Pensum entspricht, jedoch von Departement zu Departement variiert. Das Nationalratsmandat entspricht im Vergleich einer 50- bis 60-Prozent-Stelle.

Felix Müri und Prisca Birrer-Heimo in der Wandelhalle des Bundeshauses.

Felix Müri und Prisca Birrer-Heimo in der Wandelhalle des Bundeshauses.

(Bild: les)

Noch ist aber nichts entschieden – erst muss Müri sich intern und dann gegen die Mitbewerber durchsetzen. Mit der langjährigen Kantonsrätin und Fraktionspräsidentin Monique Frey möchten die Grünen einen Sitz im Gemeinderat erobern. Und für die SP tritt der ehemalige Krienser Einwohnerrat Brahim Aakti als Nachfolge von Susanne Truttmann an. Wie sieht Müri seine Wahlchance? «Ich habe natürlich Respekt vor dem anstehenden Wahlkampf. Entscheiden müssen die Wähler.» Im Sinne der Konkordanz haben in den Augen von Müri sowohl die SVP als auch die Linke Anspruch auf einen Sitz.

Ein Blick in die nahe Zukunft zeigt: Bald könnte in Emmen auch die Nachfolge für das Gemeindepräsidium anstehen. Denn Rolf Born will in den Regierungsrat – sollte der FDP-Politiker tatsächlich gewählt werden im kommenden Frühling, steht Müri bereit? «Das weiss ich noch nicht.» Gleichzeitig begrüsst er die Ambitionen des FDP-Politikers: «Ich finde es richtig, dass er die Chance packt.» Es sei wichtig, dass die zweitgrösste Gemeinde in der Zentralschweiz eine Vertretung in der Luzerner Regierung stellen kann.

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