Zuschauerschwund geht rasant weiter

FCL-Besucherschnitt fällt erstmals unter 10’000

Die Künste der FCL-Spieler (hier William Tsiy Ndenge) wollen immer weniger Zuschauer in der Swissporarena erleben.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Am Mittwoch trägt der FC Luzern sein 18. und letztes Heimspiel dieser Saison gegen den FC Zürich aus. Signifikant wird diese Besucherzahl nichts mehr daran ändern, dass das Produkt FCL in den letzten vier Jahren stetig an Attraktivität und öffentlichem Interesse eingebüsst hat.

Seit die Swissporarena 2011 eröffnet wurde, liegt der Zuschauerdurchschnitt im achten Betriebsjahr der neuen FCL-Heimstätte (Fassungsvermögen 17’000 Besucher) erstmals unter der magischen Marke von 10’000. Vor dem letzten Heim-Auftritt der Luzerner in dieser Saison liegt er bei exakt 9’349 Zuschauern. Das ist ein Minus von 700 Zuschauern gegenüber dem Vorjahr. In den letzten vier Saisons hat das Interesse am FCL um nahezu 2’000 Kunden pro Heimspiel nachgelassen (zentralplus berichtete). Dieses Minus von beinahe 20 Prozent wird die FCL-Macher schmerzen.

Weniger Zuschauer, weniger Sponsoring-Einnahmen

Zum besseren Verständnis: 1’000 Zuschauer weniger pro Heimspiel bedeuten für die FCL-Investoren ein Einnahme-Ausfall von mindestens einer Million Franken. Zudem: Eine nachlassende Attraktivität bei der Kundschaft erwirkt nicht höhere Preise für jene, welche die Plattform Swissporarena für ihre Sponsoringaktivitäten in Betracht ziehen.

Darüber hinaus fördert das stetig nachlassende Interesse auch nicht den Willen und die Zuversicht der FCL-Investoren, mehr Geld in die Qualität des eigenen Kaders zu investieren. Sie hatten schon in den letzten Jahren die Sparbremse angezogen. Es ist ein Teufelskreis, der den FC Luzern stetig unattraktiver zu machen scheint (zentralplus berichtete).

In der am Wochenende zu Ende gehenden Meisterschaft sticht die Heimschwäche ins Auge: Der FCL hat bei einem Unentschieden nur 6 von bislang 17 Heimspielen gewonnen. 19 Punkte in der Heimtabelle bedeuten aktuell Gleichstand mit dem auf Barrage-Platz 9 liegenden Aufsteiger Xamax. Bloss Absteiger GC war mit 15 Punkten noch etwas schlechter.

Den Kopf gerettet hat dem FCL die Auswärtsbilanz. Hinter YB (42 Punkte) und Basel (32) liegen die Luzerner (24) auf Platz 3 der Liga. Vielleicht wäre der Zuschauerschwund abgefedert worden, wäre die Heim- und Aufwärtsbilanz des FCL gerade umgekehrt ausgefallen. Doch das Minus von 700 Zuschauern pro FCL-Heimspiel hätte das wohl kaum wettmachen können.

Mehr Zuschauer unter Weiler als unter Häberli

Der Zuschauerschwund lässt sich auch nicht durch die Besetzung des FCL-Trainerpostens erklären. Die Kommandoübergabe von René Weiler zu Thomas Häberli zu Beginn der Rückrunde hatte keinen positiven Einfluss auf die Besucherzahl. Im Gegenteil: In elf Heimspielen unter Weiler holte der FCL nur 10 Punkte und einen Zuschauerschnitt von 9’362 Zuschauern.

Unter dessen Nachfolger Thomas Häberli wurde in sechs Heimspielen zwar die Punkteausbeute erhöht (9 Punkte/1,5 pro Spiel), aber nicht der Zuschauerzuspruch: Mit 9’324 waren es sogar noch etwas weniger als unter Weiler.

Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?

Dem FCL gelingt es offensichtlich immer weniger mit dem, was er im Tagesgeschäft macht, nachhaltig Freude und Zuversicht in der eigentlich fussballverrückten Innerschweiz auszulösen. Seine Arbeit verfängt nicht mehr.

Die Ticketpreise, um den FC Luzern in der Swissporarena sehen zu können, sind zum Teil zu teuer. Der FCL wird nicht darum herumkommen, seine Preispolitik zu überdenken und gewisse Anpassungen vorzunehmen. Dieses Vorhaben hat er schon angekündigt.

Wiederkehrende Probleme mit eigenen und gegnerischen Fans in der Swissporarena haben sich zuletzt akzentuiert. Sie sind, und das hat FCL-Präsident Philippe Studhalter erkannt, kein positives Argument im Kampf gegen den Zuschauerschwund (zentralplus berichtete). Beim Dialog mit den eigenen Fanklubs darf noch längst nicht das letzte Wort gesprochen sein.

Bei den Luzernern kommen zwar so viele Nachwuchsspieler wie bei keinem anderen Liga-Konkurrenten zum Einsatz. Doch der löbliche Ansatz wird nicht konsequent weiterverfolgt im Sinne einer identitätsstiftenden Strategie. Stattdessen wird das Kader mit zum Teil untauglichen Spielern aus dem Ausland ergänzt und der Trainer ziemlich zügig ausgetauscht. Bei der potenziellen Kundschaft kommt das als hilfloses Stückwerk an.

Mehr Zuschauer ligaweit

Im ligaweiten Vergleich setzt der FCL einen Kontrapunkt zum leicht steigenden Zuschauerinteresse. Im Vergleich zum Vorjahr mit durchschnittlich 11’183 Zuschauern pro Spiel liegt der Wert in dieser Saison nun bei 11’268. In erster Linie massgebend für den Liga-Durchschnitt sind die Zuschauermagnete Basel mit 24’434 (plus 2’461) und YB mit 25’435 (minus 422). Dahinter folgen St. Gallen mit 12’618 Zuschauern pro Heimspiel (plus 4) und der FC Zürich mit 10’581 (minus 145). Auf Platz 5 der FCL mit 9’349 (minus 702).

Beim FC Luzern wollte man sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht zum abermaligen Zuschauerschwund äussern.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon