Der Stadtpräsident mischt sich ein

Züsli: «Das Wohl des FCL liegt im öffentlichen Interesse»

Seine Sympathien für den FC Luzern bekundete Beat Züsli 2021 rund um die Aktion «Zäme för de FCL». Nun vermittelt er zwischen Aktionär Alpstaeg und FCL-Verwaltungsratspräsident Stefan Wolf. (Bild: Screenshot)

Beat Züsli hat sich mit Bernhard Alpstaeg, Stefan Wolf und weiteren Vertretern des FCL sowie der Swiss Football League (SFL) getroffen. zentralplus hat sich mit dem Stadtpräsidenten über die Chancen auf eine Einigung unterhalten.

Am Freitagmorgen hat der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli zusammen mit Swiss-Football-League-Präsident Claudius Schäfer zum runden Tisch mit FCL-Aktionär Bernhard Alpstaeg und FCL-Verwaltungsratspräsident Stefan Wolf geladen. Derweilen teilte die Medienabteilung des FCL zentralplus mit, dass Alpstaeg den FCL aus der Wirtschaft zum Schützenhaus – einem beliebten Treffpunkt der FCL-Fans – geschmissen habe (zentralplus berichtete). Zwei weitere Kapitel im sich auf ein «Grande Finale» hin zuspitzenden Streit zwischen Bernhard Alpstaeg und dem Verwaltungsrat des FC Luzern.

zentralplus hat mit Beat Züsli gesprochen und wollte wissen, wer denn nebst Alpstaeg, Wolf und Schäfer alles beim Treffen dabei gewesen sei. «Dazu möchte ich mich nicht äussern», antwortete dieser. Vermutlich war nebst weiteren FCL-Verwaltungsräten auch Alpstaegs Kommunikationsberater Sacha Wigdorovits dabei. Ohne ihn nimmt der selbsternannte FCL-Patron kaum mehr Termine wahr (zentralplus berichtete).

Züsli möchte sich auch über den Inhalt des Gesprächs nicht äussern. Das schaffe die besten Voraussetzungen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Stadt Luzern blieb lange passiv

Während der Aktionärsstreit mit Protagonist Alpstaeg seit Jahren für Turbulenzen beim FCL sorgt, hielt sich die Stadt Luzern stets im Hintergrund. «Wir waren der Meinung, dass uns das nicht direkt angeht», benennt Züsli die passive Haltung. Erst Anfang Februar mischte sich die Stadt aktiv in den Konflikt ein – und stellte die Drohung in den Raum, Alpstaeg das Stadion zu entziehen, sollte dieser nicht kooperieren (zentralplus berichtete).

Alpstaeg verweigert dem FC Luzern weiterhin die Erlaubnis, während der nächsten Saison in seiner Swissporarena spielen zu dürfen. Ohne Stadion, das den hohen Anforderungen der SFL genügt, droht dem FCL das Verpassen der Lizenz für die Super League, allenfalls sogar für die Challenge League. Was verheerende Folgen für den Profifussball in Luzern hätte. Nächste Woche muss der FCL die Lizenz für die nächste Saison beantragen. Ohne die Unterschrift des Stadioninhabers Alpstaeg droht eine Abweisung seitens der SFL.

Kommt Vermittlung zu spät?

Das scheint nun auch für die Stadt Luzern zu weit zu gehen. Jetzt, wo sich Lage so sehr zuspitzt, dass dem FCL eine Zukunft im Nirgendwo des Amateurfussballs droht, lädt die Stadt Luzern zum runden Tisch. Bereits Anfang Februar bot Züsli an, bei Interesse zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln. Seither sei die Stadt im regelmässigen Austausch mit der SFL. Denn: Sowohl die Stadt Luzern als auch der SFL seien auf den Spitzenfussball in Luzern angewiesen, so Züsli weiter. «Das Wohl des FCL liegt im öffentlichen Interesse», erklärt er.

Dass die Stadt erst jetzt eingreift, erscheint in Anbetracht dieser Aussage zumindest fragwürdig. Züsli widerspricht nicht. «Über den richtigen Moment der Einmischung kann man sicherlich streiten», gibt er zu. Bisher habe man darauf verzichtet. Zu lange?

Aktionärsstreit soll mit Gesprächen gelöst werden

Schon beim Stadionbau habe die Stadt Luzern sich bewusst aus dem Tagesgeschäft des FCL herausgenommen. Zwar unterstützte die Stadt das Stadionprojekt. Doch sollte dieses von Privaten getragen und unterhalten werden. Eine Einmischung in den Aktionärsstreit rund um Bernhard Alpstaeg und die Besitzanteile am FC Luzern sei daher erst recht nicht infrage gekommen, so Züsli. Trotzdem ist nun ebendieser Aktionärsstreit nebst der Stadionfrage Inhalt der Vermittlungsgespräche, wie der Stadtpräsident gegenüber zentralplus impliziert. «Es stellt sich nicht nur die Lizenzfrage.» Viel wichtiger sei die Klärung der Macht- und Führungsansprüche im FC Luzern.

Beat Züsli lässt wissen, dass ein nächstes Gespräch geplant sei. Der Zeitpunkt sei noch unbekannt. Zuerst müssten sich die verschiedenen Parteien intern absprechen, danach erwarte er Rückmeldungen von diesen. Auf der Forderung, dass der FCL weiterhin in der Swissporarena spielen müsse, werde die Stadt weiterhin beharren. Ob das reicht, um Alpstaeg doch noch zur entscheidenden Unterschrift für die Super-League-Lizenz des FCL zu bewegen, bleibt offen.

Züsli ist sich bewusst, dass eine Einigung zwischen Bernhard Alpstaeg und dem Verwaltungsrat des FC Luzern rund um Präsident Stefan Wolf nicht einfach zu erzielen ist. Auch wenn er immer positiv sei – die Situation sei schwierig und teilweise blockiert. «Da muss man sich nichts vormachen», gibt er sich realistisch. Und hofft wohl, dass das Eingreifen der Stadt Luzern nicht zu spät kommt.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Beat Züsli, Luzerner Stadtpräsident
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13 Kommentare
  • Profilfoto von oliver.heeb
    oliver.heeb, 26.02.2023, 11:22 Uhr

    Dass etliche Politiker zwecks Selbstprofilierung ihre Finger nicht vom Fussballbusiness lassen können, ist tatsächlich von öffentlichem Interesse. Wer das als Politiker/in nicht schafft, ist für mich nicht wählbar. Die Glaubwürdigkeit eines/r Politiker/in steigt in dem Masse, indem er/sie zeigt, dass er/sie sich von diesem Milieu abgrenzen zu kann. Ansonsten soll der Fussball das bleiben, was er ist: eine Nebensache.

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    • Profilfoto von Libero
      Libero, 26.02.2023, 12:45 Uhr

      Das kann so gesehen werden!
      Ja, die Glaubwürdigkeit;
      die Stadt muss das Einhalten von Verträgen auch gegenüber von Milliardären sicherstellen.

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      • Profilfoto von oliver.heeb
        oliver.heeb, 26.02.2023, 17:22 Uhr

        Noch besser wäre, wenn die Stadt mit dem Fussballwesen auf keinerlei Weise verbandelt wäre. Es ist darum an der Zeit, grundsätzlich über die Bücher zu gehen. Die rechtlichen Fragen darf man gerne den Gerichten überlassen.

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        Roli Greter, 26.02.2023, 21:35 Uhr

        Das ist nicht Aufgabe des Stapis, dieser gibt dem FCL-Theaterstück höchstens noch einen (weiteren) komödiastischen Touch.

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    • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
      Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 27.02.2023, 22:44 Uhr

      Die Stadt mischt sich aus folgenden Gründen hier ein:
      1. Der FCL ist Teil der Luzerner Wirtschaft. Aufgabe der Politik ist es, für die Wirtschaft ein gutes Umfeld zu schaffen.
      2. Der FCL ist Teil der Wohn-Attraktivität von Luzern.

      Wenn sich die Stadt nicht mehr beim Profifussballclub FCL in dieser verfahrenen Situation einmischen kann, dann kann die Stadt genauso gut aus den folgenden Bereichen verbannt werden:

      – Alters- und Pflegeheim voll privatisieren. Die Stadt hält keine Anteile mehr an der Viva AG, sondern macht ein IPO und Hedgefunds können die Viva AG übernehmen.

      – Schulen: Sämtliche Schulen werden privatisiert. Es gibt nur noch Privatkindergarten und Privatschulen in der Stadt. Die Stadt mischt sich hier nicht mehr ein. Es herrscht ein regulärer Wettbewerb unter den Privatschulen. Die Eltern wählen die für sie richtige Schule aus. Siehe USA.

      – Polizeiwesen: Die Polizei wird abgeschafft. Die Securitas AG übernimmt den öffentlichen Sicherheitsdienst.

      – Strassen: Alle Strassen werden privatisiert. Das ist ähnlich wie in Italien, wo gewisse Autobahnen Privatfirmen gehören. Oder einige Eisenbahnen in England, die privat und an der Börse kotiert sind. Die Bürger zahlen an diese Privatfirmen reguläre Strassengebühren (Maut).

      usw.

      Am Schluss haben wir den totalen Nachtwächterstaat, wie ihn Adam Smith in The Wealth of Nations beschrieben hat.

      Sehen Sie wohin ihre Forderung führt?

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    Marc, 25.02.2023, 11:57 Uhr

    Öffentliches Interesse? Wohl kaum. Es ist nur ein Fussballclub, das Leben geht auch ohne FCL weiter, und zwar problemlos.

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  • Profilfoto von Anna Koch
    Anna Koch, 25.02.2023, 07:34 Uhr

    Zum Streiten braucht es bekanntlich immer zwei Parteien, Ich kenne die Beteiligten zu wenig , um mir ein Urteil anzumassen. Wenn ich so vermögend wäre, würde ich sogar dem FCB das Joggeli schenken, und das als Zürcher! einfach, weil die dort zu Hause sind.

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  • Profilfoto von Gianni Z.
    Gianni Z., 25.02.2023, 02:03 Uhr

    Tja, Alpsteag hat nicht angefangen. Das ganze Elend, weil man auf den Verbleib von ein paar ersetzbare Angestellte, die meiner Meinung nach, schon lange den Hut hätten ziehen müssen.

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    Roli Greter, 25.02.2023, 01:14 Uhr

    «Das Wohl des FCL liegt im öffentlichen Interesse»

    Ehm, nein.

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  • Profilfoto von remo.gubler
    remo.gubler, 24.02.2023, 19:11 Uhr

    Öffentliches Interesse? Ist jetzt sogar der FCL too big to fail? Eher too stupid to exist!
    Dachte, die Zeit der Narren sei vorbei.

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  • Profilfoto von Dolfino
    Dolfino, 24.02.2023, 18:36 Uhr

    Alpstaeg hat keine eigene Meinung mehr, er hat ausgeklinkt sein Berater Wigdorovits sagt was er sagen oder tun soll. Eine äusserst fragwürdige Gestalt dieser Berater. der wird abhauen wenn er von Alpstaeg seine Kohle hat und in Luzern alles zerstört ist. Wie konnte sich dieser intelligente Alpstaeg mit diesem Berater einlassen. Das ganze wird im Chaos enden fragt sich letztlich nur für wer. FCL oder die Firma von Alpstaeg.

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  • Profilfoto von psychomodo
    psychomodo, 24.02.2023, 16:44 Uhr

    Die Politiker haben sich nicht in den Sport einzumischen.
    Sie haben genug im eigenen Garten zu tun, wobei sie schon dort überfordet sind.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 24.02.2023, 13:58 Uhr

    Immer wenn es ganz ganz unappetitlich wird, kommt Wigdorovits ins Spiel. Oder umgekehrt.

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