Zwischen Bodenständigkeit und Aggressivität

FCL-Verteidiger Ismajl Beka: «Pass auf, was du tust»

Holpriger Start, souveräne Rückrunde: Die Formkurve von Ismajl Beka zeigt nach oben. Insbesondere seine kompromisslosen Grätschen reissen die FCL-Fans von den Sitzen. (Bild: jdi)

Seit dem Jahreswechsel scheint FCL-Innenverteidiger Ismajl Beka fussballerisch wie ausgewechselt – und ist seither unter Mario Frick gesetzt. zentralplus hat sich mit dem 23-jährigen Ostschweizer über Luzerns Rivalität mit dem FC St. Gallen, kompromisslose Grätschen und das wilde Gerangel mit Servette-Stürmer Crivelli unterhalten.

Letzten Herbst wechselte Ismajl Beka vom Challenge-Ligisten FC Wil zum FC Luzern. Doch seine ersten Teileinsätze brachten ihm anstelle von Spielzeit vor allem eins ein: heftige Kritik. Beka wirkte unsicher, produzierte Ballverluste im Aufbauspiel und spielte nach nur drei Teileinsätzen unter Mario Frick keine Rolle mehr.

«Ich habe versucht, die Kritik auszublenden», sagt Beka, «und im Training hart an mir gearbeitet, immer alles gegeben. Schliesslich kam ich im neuen Jahr gegen den FC Zürich etwas überraschend doch noch zum Startelf-Debüt.» Seither hat er kein Spiel mehr verpasst. Und nicht nur den Trainer, sondern auch Presse und Fans überzeugt.

Beka der Bodenständige

Bis im letzten Sommer kickte Ismajl Beka noch zwei Ligen tiefer in der Promotion League für «Rappi». «Wenn man bedenkt, wo ich herkam, ist die Super League ein riesiger Sprung», erinnert sich Beka an seine damalige Verwunderung ob des steilen Aufstiegs.

Vielleicht auch deswegen ähnelte der Start beim FCL eher einer Bruchlandung. Inzwischen ist Beka aber in der Super League angekommen. Trotzdem hebt er nicht ab. «Es wäre verfrüht, 2023 als ‹mein Jahr› zu bezeichnen. Aber klar, es läuft gut, der Trainer schenkt mir sein Vertrauen», beschreibt der mehrfache Kosovo-U19-Internationale seine neue Situation.

«Grätschen sind mein Markenzeichen.»

Ismajl Beka

Von seinen Träumen erzählt Beka hingegen nur zögernd. Die Bundesliga sei einer davon. Und was ist mit der Nationalmannschaft des Kosovo? Beka winkt ab: «Jetzt ist nicht der Moment, um über die kosovarische Nationalmannschaft zu sprechen. Mein Fokus liegt voll und ganz beim FCL.»

Beka der Hitzige

Dort gilt Beka nicht nur als besonnener, bodenständiger Typ – sondern gefällt auch als kompromissloser Zweikämpfer. «Grätschen sind mein Markenzeichen. Generell bringe ich die Gegenspieler gerne mit meinem aggressiven Zweikampfverhalten in Bedrängnis», sagt der 23-Jährige. Immer wieder erntet er dafür Szenenapplaus. In Luzern werden Spieler mit kampfbetontem Spielstil geschätzt.

«Wir wissen, dass zwischen unseren Fans und den St. Gallern eine grosse Rivalität herrscht.»

Ismajl Beka

Mit seinen 1,97 Metern gewinnt Beka zudem mit grosser Regelmässigkeit Kopfballduelle. Dies gelang ihm auch am vergangenen Wochenende im Auswärtsspiel gegen Servette mehrfach. Die Luzerner blieben ohne Gegentor. Doch Beka kassierte trotzdem – einen Kopfstoss von Servette-Stürmer Enzo Crivelli. Diesem brannten in der 88. Minuten die Sicherungen komplett durch.

Beka schildert die Situation wie folgt: «Ich habe gesehen, wie Crivelli Martin Frydek einen Faustschlag verpasst hatte. Das machte mich wütend. Neben mir waren Nicky Beloko und Pius Dorn wie erstarrt, wirkten geschockt. Ich wollte Martin schützen, stellte mich direkt vor Crivelli.» Beka zog den Genfer zu sich heran und sagte ihm: «Pass auf, was du tust», woraufhin Crivelli ihm den Kopfstoss verpasste – und sich damit selbst aus dem Spiel nahm. Die Swiss Football League (SFL) hat ihn für drei Spiele gesperrt, Servette inzwischen Rekurs eingelegt (zentralplus berichtete).

Beka der Ostschweizer

Als Innenverteidiger ist Ismajl Beka quasi dauergefährdet für Spielsperren. Ab vier gelben Karten droht eine solche. Beka steht bei deren drei. Und hofft wohl, dass er die vierte nicht direkt vor dem Heimspiel gegen St. Gallen einfängt.

Denn: Die Begegnungen mit den Ostschweizern seien immer speziell. Für ihn als Thurgauer sowieso – aber auch für den Rest der Mannschaft. «Wir wissen, dass zwischen den Fans eine grosse Rivalität herrscht. Das Stadion ist immer gut gefüllt, die Fans pushen sich gegenseitig hoch», schwärmt Beka vom speziellen Reiz dieses zum Derby avancierten Duells.

Beka der Torschütze

Bis zu diesem Derby sind noch einige Spiele zu absolvieren. Sowieso ist unklar, ob Beka Ende Mai immer noch Stammspieler sein wird. Kehrt der verletzte Marco Burch nach seiner Genesung wieder in alter Form zurück, dürfte er gesetzt sein. Den Platz neben ihm werden Beka, Simani und Jaquez unter sich ausmachen. Aktuell hat Beka nicht die schlechtesten Karten im Luzerner Innenverteidiger-Quartett. Ein Manko lastet ihm jedoch an: Mit dem Toreschiessen wollte es bislang nicht so recht klappen – trotz mehreren hochkarätigen Kopfballchancen.

Dessen ist sich Beka bewusst. Am Samstag spielt der FCL im Letzigrund gegen den FC Zürich. Beka stellt klar, wie es um seine Ambitionen steht: «Gegen den FCZ gewinnen wir. Und ich schiesse hoffentlich ein Tor.» Dann würde der 1,97-Meter-Mann zu Beka dem ganz Grossen.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Treffen mit FCL-Innenverteidiger Ismajl Beka
  • Spielerprofil auf Transfermarkt.ch
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Gast
    Gast, 18.03.2023, 08:18 Uhr

    also dieser fusball….ich weiss nicht……sollte man das abschaffen?

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon