Auswärtssektor gesperrt

FCL muss in Sion ohne Support der Kurve auskommen

In Sion ohne Fans, am Heimspiel gegen Servette mit: Der FCL kommt mit einem blauen Auge davon. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Alles andere als unerwartet reagieren die Sicherheitsbehörden auf die Ausschreitungen rund um das Fussballspiel Luzern gegen St. Gallen mit repressiven Kollektivstrafen. Der Gästesektor in Sion bleibt für die FCL-Fans geschlossen.

Paul Winiker hat es angekündigt (zentralplus berichtete), nun ist der Entscheid gefallen: Auf Basis des Übergangskonzepts der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD), das wiederum auf dem Hooligankonkordat aufbaut, werden sowohl die Fans des FC St. Gallen als auch des FC Luzern für die Ausschreitungen vom letzten Samstag (zentralplus berichtete) sanktioniert.

Im Fall des FCL bedeutet dies: keine Auswärtsfans am Donnerstag in Sion. Hingegen darf die Kurve am Heimspiel vom Pfingstmontag gegen Servette ins Stadion – und den FCL somit im allerletzten Spiel der Saison unterstützen. Luzern kommt mit einem blauen Auge davon. Jedoch bleiben die Auswärtssektoren bei allen Spielen zwischen dem FCL und St. Gallen in der kommenden Saison geschlossen, wie die KKJPD mitteilt.

Stefan Wolf bedauert Entscheid

Bereits am Montag äusserte sich FCL-Präsident Stefan Wolf zu einer möglichen Blocksperre. Gegenüber dem «Regionaljournal Zentralschweiz» sagte er, der FCL werde den Entscheid akzeptieren. Gleichzeitig wäre es bedauerlich, den Saisonendspurt ohne die FCL-Fans im Rücken absolvieren zu müssen. Denn auf diese sei die Mannschaft angewiesen.

«Lässt man niemanden mehr in den Gästefan-Sektor, verliert man den Kontakt zur problematischen Gruppe. Die Frustration steigt und somit das Gewaltpotenzial.»

Alain Brechbühl, Experte für Gewalt bei Sportveranstaltungen

Das Rennen um die europäischen Plätze ist eng. Der FCL müsste für die internationalen Spiele mindestens auf Platz fünf landen. Doch liegt für Luzern im besten Fall sogar der dritte Platz drin – im schlimmsten, eher unwahrscheinlichen Fall aber auch ein Platz ausserhalb der Top fünf.

Stefan Wolf zeigt sich gegenüber zentralplus nicht überzeugt ob der Wirksamkeit von Kollektivstrafen wie der Sperrung von Fankurven. «Der FC Luzern ist skeptisch, ob Kollektivstrafen die gewünschte Wirkung erzielen», sagte er. Damit steht er nicht alleine da. Die Wissenschaft eilt ihm zu Hilfe.

Kollektivmassnahmen bewähren sich nicht

Gegenüber SRF äusserte sich Alain Brechbühl, Projektverantwortlicher der Forschungsstelle Gewalt bei Sportveranstaltungen der Universität Bern. Er betont: «Wichtig ist, dass man den Dialog sucht und auf Prävention setzt, beispielsweise im Rahmen der Fanarbeit.» Zudem sollten Behörden gegen die Einzeltäter vorgehen. Individuelle Massnahmen, etwa Fernhaltemassnahmen gegen gewalttätige Personen, seien wichtig und wirksam.

Hingegen seien Kollektivstrafen wenig zielführend. «Lässt man niemanden mehr in den Gästefan-Sektor, verliert man den Kontakt zur problematischen Gruppe. Die Frustration steigt und somit das Gewaltpotenzial.» Und weiter: «Ausserdem findet die Gewalt ja nicht in den Stadien, sondern im öffentlichen Raum statt. Frontenbildungen wie am Samstag in Luzern würden nicht unwahrscheinlicher, sondern eben wahrscheinlicher. Es wäre kontraproduktiv, denn die Fans, welche die gewalttätige Konfrontation suchen, reisen trotzdem an.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Stefan Wolf
  • Medienmitteilung der KKJPD
  • Artikel auf «SRF News»
  • Bericht im «Regionaljournal Zentralschweiz»
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10 Kommentare
  • Profilfoto von Silvio Bonzanigo
    Silvio Bonzanigo, 23.05.2023, 21:49 Uhr

    Gegenüber SRF äusserte sich Alain Brechbühl, Projektverantwortlicher der Forschungsstelle Gewalt bei Sportveranstaltungen der Universität Bern. Er betont: «Wichtig ist, dass man den Dialog sucht und auf Prävention setzt, beispielsweise im Rahmen der Fanarbeit.»

    Tja, was sagt man denn dazu? Dieser sog. «Dialog» wurde schätzungsweise fünf Jahre lang gepflegt, und die sog. «Fanarbeit» war dabei das Feigenblatt. Vielleicht fürchtet ja der «Experte» Alain Brechbühl, dass er seinen Arbeitsplatz einbüsst, wenn der Fussball endlich einmal ohne Gewalt stattfinden könnte?

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    Reto, 23.05.2023, 17:46 Uhr

    Ein Witz ist das! Und danach geht es munter weiter. Durchgreifen kann das nicht genannt werden. Wieviele Personen wurden verhaftet? 0?

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      Erwin Lussi, 23.05.2023, 19:15 Uhr

      Lösung:
      – Aufhebung der Fansektoren
      – Sitzplätze im ganzen Stadion
      Alle Besucher sollen sich bunt gemischt im ganzen Stadion verteilen.

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    Rocco Tornado, 23.05.2023, 16:30 Uhr

    Diese Strafe ist ein Witz! Zwangsabstieg, basta!

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    Martin Werthmüller, 23.05.2023, 16:29 Uhr

    Das ist ja witzig! Bestrafung der Nichtbeteiligten. (FC Sion + friedliche FCL Fans) Die eigentlichen Krawallmacher kommen einmal mehr ungeschoren davon! Es geht doch nur mit Verhaftungen am Tatort und Verurteilung durch Schnellverfahren am Montag!

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    Libero, 23.05.2023, 16:19 Uhr

    Warum sind die Club-Verantwortlichen nicht näher bei diesen unersetzlichen Fans?
    Nicht einmal im Stadion sind sie fähig dazu, der Pyro-Nebel verhinderte die Sicht Minutenlang.
    Verantwortung und Kostengutsprachen sind allenfalls Wege zum Glück!
    Mit Rückfragen in England könnte man sich schlauer machen.
    Oder sind die Chaoten in Fussball die gleichen wie am 1. Mai?

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      Lary Ginecker, 23.05.2023, 16:24 Uhr

      Hört doch mal auf mit England, nur in Premier League geht es gesittet zu und das auch nur weil sich der Pöbel die überteuerten Tickets nicht leisten kann. Darunter geht es schlimmer zu als hier…

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        Rocco Tornado, 23.05.2023, 17:08 Uhr

        Dann müssen halt die Ticketpreise auch in den unteren Ligen steigen. Ganz einfache Formel……

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        Remo, 23.05.2023, 17:48 Uhr

        Das stimmt nicht. Evtl ab der 5 liga sind noch zwei randalierer übrig

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    Röne fun Egg, 23.05.2023, 15:23 Uhr

    Jetzt wird also der FC Sion bestraft mit viel weniger Zuschauereinnahmen (2000-3000 zahlende Zuschauer) weil sich die St. Galler Fans nicht benehmen können? Da wird Monsieur Constantin sich aber freuen….

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