Patentlösung gegen Ausschreitungen?

FC Luzern: Eine alte Idee soll Fanmärsche sicherer machen

Auswärtsfans beim Güterbahnhof ausladen und via Tribschen ins Stadion marschieren lassen: Die Idee des Fanperrons erhält neuen Schwung. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Rund um die Fussballspiele des FCL knallt es vor allem dann, wenn Auswärtsfans am FCL-Fanlokal vorbeimarschieren. Eine mögliche Lösung liegt seit zehn Jahren auf Eis – und wird nun wieder geprüft.

«Projekt Fanperron beim Güterbahnhof vorläufig sistiert», hiess es in der Medienmitteilung der Stadt Luzern vom Dezember 2012. Damit wurde auf eine bauliche Massnahme verzichtet, die seither wohl zahlreiche Auseinandersetzungen am Bundesplatz vor der Zone 5 verhindert hätte. Doch das Projekt könnte bald wieder zum Thema werden, wie Recherchen von zentralplus zeigen.

Seit 2007 gibt es die Zone 5, Fanlokal der FCL-Fans, wo im Nebenraum auch die Fanarbeit Luzern eingemietet ist. Dass die Zone 5 am Bundesplatz in Luzern an einem neuralgischen Ort platziert ist, ist unbestritten. So werden Fanmärsche der Gästefans von der Luzerner Polizei seit Jahren direkt am Lokal vorbeigeführt. Wenn es in Luzern knallt, dann meist am Bundesplatz. So auch am vergangenen Samstag, als Fans des FC St. Gallen und die vor der Zone 5 stehenden FCL-Anhänger aneinandergerieten (zentralplus berichtete). Das hat nun zur Folge, dass der FCL ohne Fans nach Sion reisen muss (zentralplus berichtete).

Mitte wollte Zone 5 weghaben

In mehreren Vorstössen, zuletzt 2020, forderte die Mitte eine Verlegung der Zone 5 (zentralplus berichtete). Doch die Zone 5 wird von einem privaten Verein betrieben, in dem Fans und die Fanarbeit vertreten sind. Der Verein ist unabhängig von öffentlichen Geldern. Dementsprechend fehlt eine rechtliche Grundlage, um die FCL-Fans vom Bundesplatz zu vertreiben.

Damals wie heute halten die Extrazüge im Bahnhof Luzern. Dort werden die Fans auf Busse der VBL verladen und ins Stadion gefahren – was immer mit Einschränkungen im Bahnhof Luzern einhergeht. Sind die Fanmassen zu gross –wie im Fall des FC St. Gallen – können die VBL diese aus Kapazitätsgründen nicht transportieren. Die Folge davon: Die Fans marschieren via Zentralstrasse, Bundesplatz, Langensandbrücke und Tribschen bis hin zum Gästesektor des Stadions. Suboptimal, liegt die Zone 5 doch auf direktem Weg ebendieser Route.

Projekt Fanperron wurde 2012 sistiert

Im Jahr 2010 setzten sich darum SBB, FCL, Stadt und Kanton Luzern zusammen, um die Hotspots Bahnhof Luzern und Bundesplatz langfristig zu beruhigen. Und zwar wie folgt: Mit dem Bau eines Fanperrons auf Höhe des Güterbahnhofs, der dem Hauptbahnhof vorgelagert ist. Eine Machbarkeitsstudie der SBB zeigte, dass sich das Fanperron ausserhalb des Bahnhofs Luzern mit einer Investition von 1,2 Millionen Franken realisieren liesse.

«Es gilt aktuell zu klären, ob diese Idee wieder aufgenommen werden soll.»

Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern

Die vier Projektpartner hatten daraufhin eine Finanzierungsbeteiligung von je 300’000 Franken für die Investition zugesichert. Das Projekt sei intensiv vorangetrieben worden. Doch es stellte sich heraus, dass die Kosten für die baulichen Massnahmen und den Betrieb des Perrons höher sein würden als anfänglich budgetiert. Vor allem aus Kostengründen wurde das Projekt Fanperron schliesslich sistiert. Der Medienmitteilung war aber auch zu entnehmen, das Projekt solle im Jahr 2014 erneut geprüft werden – nach juristischen Abklärungen, die unter anderem das Hooligankonkordat beträfen.

Stadt Luzern will Fanperron erneut prüfen

Nach Ausschreitungen zwischen Anhängern des FCZ und des FCL wandte sich die damalige CVP 2015 mit einem Vorstoss an den Luzerner Stadtrat. Die Partei forderte unter dem Slogan «Null-Toleranz gegenüber Hooligans» rigorose, repressive Massnahmen – und eine erneute Prüfung des Fanperrons. Die Antwort der Stadt Luzern: Eine Copy-Paste-Variante der Medienmitteilung aus dem 2012. Seither liegt das Projekt Fanperron auf Eis.

Doch offenbar tut sich nun etwas hinter den Kulissen. Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern und ehemaliger Leiter der Fanarbeit Luzern, bestätigt, dass das Projekt Fanperron 2012 vor allem aus Kostengründen sistiert wurde. Um anzufügen: «Es gilt aktuell zu klären, ob diese Idee wieder aufgenommen werden soll.» Angesichts der angespannten Stimmung in der Luzerner Bevölkerung dürfte der Kostenpunkt weniger schwer gewichtet werden als damals noch.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern
  • Telefonat mit Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei
  • Medienmitteilung der Stadt Luzern vom 10. Dezember 2012
  • Postulat der Mitte vom 27. Mai 2015
  • Stellungnahme der Stadt Luzern vom 26. November 2015 als Antwort auf das Postulat der Mitte vom 27. Mai 2015
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19 Kommentare
  • Profilfoto von Bruno Renggli
    Bruno Renggli, 14.07.2023, 18:35 Uhr

    Mann könnte doch von Luzern nach Messe die Geleise verbreiten. So könnten die Fan-Züge Luzern Messe direkt anfahren.

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    PSCHT, 26.05.2023, 07:43 Uhr

    Verstehe die schlechte Oeganisation der Luzerner Polizei nicht. Das Problem ist schon lange bekannt. Mit den Gästefans am Fanlokal vorbeizufahren bzw Fanmärsche da durch zuleiten ist wohl keine und war auch nie eine schlaue Idee. Wieso dies seit Jahren so praktiziert wird ist mir ein Rätsel. Es gäbe durchaus alternative Routen die viel sicherer. Genau gleich lang und für vbl busse fahrbar sind. Natürlich ist das Verhalten der Fans inakzeptabel. Aber die Luzerner Polizei handelt in unserem Auftrag und sollte Sicherheit bieten. Genau das tut sie seit zig Jahren nicht, im Gegenteil man lässt es bewusst am BunDesplatz eskalieren. Das darf und muss nicht sein. Lösungen zu finden ist nicht das Problem.

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    Hopp Lozärn, 25.05.2023, 13:13 Uhr

    Einige Kommentatoren loben die Bemühungen der britischen Behörden, Fussballrowdytum auszumerzen. Seien Sie vorsichtig, was Sie sich wünschen … Britische Fussballplätze sind jetzt abgestanden und leblos. Es gibt Bibliotheken mit aufregenderer Atmosphäre. Als Steuerzahler akzeptiere ich, dass ein Teil meiner Steuern für die Beseitigung von Sachschäden nach Fussballunruhen verwendet wird. Ich halte dies für einen lohnenswerten Preis, um eine lebendige Hooligan-Szene zu unterstützen und auf und um Fussballplätze etwas Energie aufrechtzuerhalten.

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    LD, 25.05.2023, 12:05 Uhr

    Wes Geist treibt diesen Wahn an, einem seit Jahren die öffentliche Ordnung störenden primitiven Pöbel auf jede erdenkliche Weise deren Treiben zu ermöglichen, teilweise mit Landfriedensbruch nach Paragraph 126 StGB? Nicht nur separate Züge, Busse und begleitete Wege, nein, nun noch eigene Perrons. Und wer bezahlt dies alles? Es ist offensichtlich Methode von Politik und Regierung dem kranken Irrsinn einer kleinen Gruppe eine Plattform zu bieten. Fremde Gruppen, Anhänger von Diktatoren, dürfen lautstark demonstrieren und unsere Strassen blockieren. Der Bevölkerung soll permanent ein Bedrohungs-Szenarium vor Augen geführt werden? Und eine still herumstehende Einzelperson, die eine Mahnwache gegen den Grundrechte abbauenden Covid-Wahn halten, werd verhaftet und bestraft.
    Auch die Klimaaktivisten und Klimakleber dürfen ihre Falschinformation ungeniert verbreiten, wo doch der Letzte begriffen haben sollte, dass das Klima durch Emission von natürlichem Wasserstoff aufgrund der Gravitationskräfte von Mond und Sonne und dem Zerfall eines Kaliumisotops aus dem Erdinneren beeinflusst wird. Die Leistung dieses Wärmestroms aus dem Innern der Erde beträgt 1 Watt pro Quadratmeter – eine ganze Menge – und entspricht einem Viertel des Wärmestroms der Sonnenstrahlung. Das ganze CO²-Narrativ (Protokoll von Montreal) ist schlicht Blödsinn und dient einzig der Bereicherung einiger globalen Konzerne zu Lasten der Menschheit.

    Die kognitive Dissonanz metastasiert bis zu unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Selbstzerstörung.

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    Hegard, 25.05.2023, 12:00 Uhr

    das verschiebt nur das Schlachtfeld.
    vom Fanperon gleich zum Zentralbahn Beron in alten ausgeschlachteten Wagen verfrachten und in der Station Allmend ausladen,🔁

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    Jörg, 25.05.2023, 11:15 Uhr

    So könnte man sie direkt durch die Brünig-, Fruttstrasse, hinunter Rösslimattweg nehmen. Langensandbrücke sperren

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    Nicole, 25.05.2023, 08:17 Uhr

    Ganz einfach, es gibt gar keine sogenannten Fanmärsche mehr ! Karrt diese Ultras/Chaoten/Hools grad vom Heimischen Stadion bis zum gegnerischen Stadion und umgekehrt! Das aber bitte in vereinseigenen Bussen! Sollen die Vereine doch für ihre Hardcorefans zahlen ! Warum soll die Allgemeinheit das erdulden?! Die Vereine haben sich so abhängig von den Ultras gemacht, echt gestört!

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    Carlo Frischknecht, 25.05.2023, 08:09 Uhr

    Es braucht keine baulichen Massnahmen sondern einfach vernünftigere Fans. In anderen Ländern hat man das Problem auch in den Griff bekommen. Fragt mal in England an. Personalisierte Tickets, Kameras vor den Fanblöcken, harte Kollektivstrafen für Fans, dann lässt sich das Problem schon lösen. Man darf sich halt nicht ständig um den Menschen herumdrücken und alles auf bauliche Massnahmen schieben.

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      PSCHT, 26.05.2023, 07:57 Uhr

      Kollektivstrafen? Was soll denn das bringen? Ich besuche das Stadion auch ab und zu und ich bin sicher nicht bereit eine Strafe die andere zu verantworten haben auf mich zu nehmen. Das wäre willkürliche Justiz wie wir es sonst in unserem Land eigentlich nicht begrüssen. Die Luzerner Polizei sollte Ihre Aufgabe einfach mal richtig umsetzen, solche Ausschreitungen verhindern und die Täter ausfindig machen. Mittel hätten Sie genügend. Schritt 1: alternative Route für die Fans.

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    Jörg, 24.05.2023, 20:33 Uhr

    Was wurde seit 2012 an Ideen/ Vorschläge von diesem zuständigen Gremium überhaupt vorgeschlagen. Da hatte man sicher etliche Meetings?

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    Karin, 24.05.2023, 16:45 Uhr

    Was sind 1,2 Millionen im Vergleich zu den Polizeieinsätzen, demolierten Gegenständen, verschmierten Hauswänden?
    Da muss man nicht gross rechnen können! 2012 und nun haben wir 2023

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    Franz, 24.05.2023, 15:19 Uhr

    Es ist offenbar ein Menschenrecht, auf den Strassen zu marschieren statt auf den Trottoirs. Und damit das gleiche Chaos zu veranstalten wie die Klimatiker vulgo Strassenkleber.

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    Steuerzahler, 24.05.2023, 15:14 Uhr

    Der Verein Fanarbeit Luzern «ist unabhängig von öffentlichen Geldern»? Seit wann?

    Auf der Website der Fanarbeit steht: «Im übergeordneten Gremium sind alle geldgebenden Institutionen (FC Luzern, Stadt Luzern, Kanton Luzern) sowie zwei Vertretungen aus der Fanszene Luzern vertreten.» Also finanziert sich die Fanarbeit doch über öffentliche Gelder, also mit unseren Steuern, oder nicht?

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      Stefan, 26.05.2023, 12:46 Uhr

      Die Fanarbeit schon, die Zone 5 aber nicht.

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    Black Pearl, 24.05.2023, 14:28 Uhr

    Wenn die Chaoten keine Tickets mehr bekommen/kaufen, weil sie die Identität angeben müssen und bloss Sitzplätze kriegen oder Stadionverbot haben, lösen sich diese Fragen mit der Zeit von selbst.

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    • Profilfoto von jofo
      jofo, 24.05.2023, 22:29 Uhr

      Was für ein Schwachsinn! 1. Sitzplätze nehmen bloss ein bisschen Platz weg, aber werden sowieso nicht benützt von den Anhängern (siehe z.B Corona-Massnahmen im Kybunpark). 2. gibt niemand dann seinen echten Namen an. Beim Eingang vom Stadion kann man unmöglich tausende von Fans die Identität überprüfen. 3. Die Randale passieren hauptsächlich ausserhalb des Stadions. Echte Anhänger warten zur Not auch ein Spiel vor dem Stadion, wenn sie nicht reingelassen werden und dann gibt es definitiv ein bisschen mehr als nur gezündete Pyros wie drinnen.
      Solche bizarren Ideen wie Sitzplatzpflicht und Perso-Tickets kommen von Leuten wie einem Herrn Fässler, die keinen Plan von der Szene haben und unüberlegt irgend etwas umsetzen wollen.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 24.05.2023, 12:06 Uhr

    Warum baut man nicht ein Fanperon mit der Zentralbahn zusammen.Von der Allmend Station in den Güterbereich ringsum absperren, in Fanzug umsteigen, fertig. Oder zweites Trasse mit Normalspur zur Allmend Station und in Luzern kehren und direkt nach….
    Am einfachsten die Chaoten neutralisieren und Stadionverbot schweizweit und da wären wir wieder beim ID-Ticketverkauf

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    • Profilfoto von Eisenbahner
      Eisenbahner, 24.05.2023, 17:38 Uhr

      Es gibt ein normalspuriges Gleis im Tunnel welches bis Horw an den See geht. Umsteigen wäre also nicht mal nötig.

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    • Profilfoto von Groucho
      Groucho, 24.05.2023, 20:45 Uhr

      Bis heute habe ich noch nirgends gelesen, dass Fanzüge aus Basel, St.Gallen oder Zürich nicht direkt bis zur Allmend und zurück fahren könnten – mit Benützungspflicht auch nach dem Spiel.
      Habe ich das verpasst ?

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