Kinder mit Migrationshintergrund öfter betroffen

Fast jeder siebte Volksschüler im Kanton Luzern ist übergewichtig

Im Kanton Luzern sind rund 15 Prozent der Volksschülerinnen und -schüler übergewichtig oder adipös. (Bild: Adobe Stock)

Im Kanton Luzern sind rund 15 Prozent der Volksschülerinnen und -schüler übergewichtig oder adipös. Im langjährigen Vergleich zeigt das Monitoring zum BodyMass-Index (BMI), dass dieser Anteil auf hohem Niveau stabil ist. Erstmals wurden Berufsschülerinnen und Berufsschüler in die Studie miteinbezogen: Knapp jeder vierte Lernende ist übergewichtig.

Der Förderung und dem Monitoring des gesunden Köpergewichts von Kindern und Jugendlichen kommt aufgrund der Veränderungen des Bewegungs- und Ernährungsverhaltens in unserer Gesellschaft eine wichtige Bedeutung zu. Periodisch werden der Body-Mass-Index (BMI), die motorische Leistungsfähigkeit sowie weitere soziodemografische Informationen von Kindern und Jugendlichen an den Luzerner Schulen erhoben und ausgewertet.

Im Schuljahr 2019/20 und 2020/21 wurden Daten von Lernenden der Volksschulen (Kindergarten, 4. und 8. Klasse), der Kantonsschulen (8. und 12. Klasse) sowie erstmals auch der Berufsfachschulen (3. Lehrjahr) erhoben, wie die Staatskanzlei Luzern in einer gemeinsamen Mitteilung mit der Pädagogischen Hochschule Luzern schreibt.

Von den rund 1100 untersuchten Kindern und Jugendlichen in der Volksschule sind 14,8 Prozent übergewichtig oder adipös. Je älter die Kinder, desto höher ist der Anteil der Übergewichtigen: Im Kindergarten liegt der Anteil bei 11,4 Prozent, in der 4. Klasse bei 12,3 Prozent und in der 8. Klasse steigt er auf 19,6 Prozent. Nebst dem Alter variiert die Verbreitung von Übergewicht stark mit der sozialen Herkunft der Kinder und Jugendlichen.

Anteil Übergewichtiger bleibt auf hohem Niveau stabil

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie jene aus bildungsferneren Familien sind deutlich häufiger von Übergewicht betroffen als Schweizer Kinder und jene von Eltern mit einer höheren Ausbildung. Im Vergleich zu früheren Erhebungen seien diese Zahlen relativ stabil, sagt Isabelle Müller, Programmleiterin «Ernährung und Bewegung» der Dienststelle Gesundheit und Sport: «Dass der Anteil der Übergewichtigen nicht weiter ansteigt, ist grundsätzlich begrüssenswert. Die Stabilisierung erfolgt jedoch auf hohem Niveau und es sind weitere Anstrengungen nötig, damit mehr Betroffene ein gesundes Körpergewicht aufweisen.»

Erstmals wurde die Erhebung auch in den Berufsfachschulen des Kantons Luzern durchgeführt. Die Lernenden des 3. Lehrjahres aus 35 unterschiedlichen Berufen lassen einen Vergleich zu mit den gleichaltrigen Lernenden der 12. Klasse der Kantonsschule: In den Gymnasien liegt der Anteil Übergewichtiger bei 10,1 Prozent, an den Berufsfachschulen sind es mit 23,4 Prozent deutlich mehr. Berufsschullernende mit Migrationshintergrund sind mit rund 38 Prozent am stärksten von Übergewicht betroffen.

Sportliche Leistung korreliert mit BMI-Klassifikation

Im Rahmen der Erhebung wurden auch Leistungstests zur Messung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler durchgeführt. Die Auswertungen zeigen einen Zusammenhang zwischen sportmotorischer Leistungsfähigkeit und Body-Mass-Index, sagt Dr. Flavio Serino, Dozent für Bewegung und Sport an der Pädagogischen Hochschule Luzern. «Tendenziell stellen wir fest, dass in den meisten Disziplinen die Gruppe der Normalgewichtigen eine deutlich bessere Leistung zeigten als jene mit einem erhöhten BMI-Wert.»

Die Erhebung zeigt weiter, dass Vereinssportler gegenüber Personen, die ausserhalb der Vereine Sport treiben, besser abschneiden. «Kinder und Jugendliche, die von Übergewicht betroffen sind, sollten motiviert werden, regelmässig Sport zu treiben. Wenn möglich in einem Verein, da dies die Verbindlichkeit erhöht», sagt Flavio Serino.

Fokus auf ältere Jugendliche nötig

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich den Handlungsbedarf für künftige Präventionsmassnahmen auf. Isabelle Müller sagt: «Zwischen Primar- und Sekundarstufe steigt die Übergewichtskurve. Auch die Zahlen an den Berufsfachschulen zeigen, dass es mehr Präventions- und Interventionsmassnahmen für Jugendliche braucht.

Dabei wichtig sind auch gesunde Rahmenbedingungen wie beispielsweise die Schaffung eines bewegungsfreundlichen Umfelds.» Mit dem Programm «Ernährung und Bewegung bei Kindern und Jugendlichen» ist der Kanton Luzern im Bereich Vorschule und Eintritt ins Schulalter mit verschiedenen Projekten sehr aktiv, da hier die Basis für einen späteren ausgewogenen Lebensstil gelegt wird.

Das BMI-Monitoring ist Teil des kantonalen Programms «Ernährung und Bewegung» der Dienststelle Gesundheit und Sport, das von der Stiftung «Gesundheitsförderung Schweiz» finanziert und in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Luzern durchgeführt wird. Die BMI-Messungen sowie die sportmotorischen Leistungstests werden durch Masterstudierende der PH Luzern alle vier Jahre erhoben und ermöglichen unter anderem eine Beobachtung der zeitlichen Entwicklungen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 25.06.2021, 11:52 Uhr

    Vielleicht sollten die Helikopter-Eltern ihre Kinder etwas weniger mit dem brandneuen SUV zur Schule fahren. Manchmal sind sie sogar zu faul beim MC Donald aus dem Auto zu steigen.

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    • Profilfoto von Scheidegger
      Scheidegger, 25.06.2021, 13:20 Uhr

      Pointiert geschrieben. Für mich auch eine Frage der Bildung.

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